Elisabeth Gossmann

Verlegeort
Hufelandstraße 37
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
07. Juni 2013
Geboren
19. März 1874 in Berlin
Deportation
am 03. September 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
07. September 1942 in Theresienstadt

Elisabeth Gossmann wurde am 19. März 1874 in Berlin geboren. Sie war die Tochter des aus Krotoschin (dem heutigen Krotoszyn) stammenden Schneidermeisters Julius Gossmann und der Ernestine Gossmann, geb. Zucker. Elisabeth hatte vier Geschwister: Ihre Brüder Hugo, James und Arthur waren 1867, 1871, 1876 zur Welt gekommen; ihre jüngere Schwester Margarete 1885. Zum Zeitpunkt der Geburt von Elisabeth wohnte die Familie in einer Wohnung in der Grenadierstraße 20 (der heutigen Almstadtstraße in Mitte). Julius Gossmann betrieb eine Schneiderei und ein Geschäft für Herrengarderobe in der Königstraße 27 (der heutigen Rathausstraße) in Mitte, die zu den ältesten Geschäftsstraßen Alt-Berlins zählt. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zog die Familie in die Breitestraße. Über die Kindheit und Jugend von Elisabeth Gossmann und ihrer Geschwister im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt.<br />
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Es ist nicht bekannt, welche Tätigkeit Elisabeth nach ihrem Schulabschluss ausübte. Ihre Schwester Margarete arbeitete in Berlin als Buchhalterin. Ihr Bruder Arthur betätigte sich im Metier des Vaters und eröffnete um die Jahrhundertwende ein eigenes Herrenmodegeschäft. Hugo Gossmann hatte nach seinem Abitur Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität (der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin) studiert. Er erhielt 1892 seine Approbation und richtete sich eine Praxis in Berlin ein. 1905 verstarb die Mutter von Elisabeth im Alter von 63 Jahren. Ihr Vater nahm sich eine Wohnung in der Neue Königstraße 88 (der heutigen Otto-Braun-Straße). Ab 1913 lebte er mit seinen beiden Töchtern, die ihn vermutlich versorgten, in einer Wohnung in der zweiten Etage der Hufelandstraße 32 im Bötzowviertel des Prenzlauer Bergs, bis er im Dezember 1916 – in der Hungerzeit des berüchtigten „Steckrübenwinters“ 1916/1917 – in Berlin verstarb. Die Schwestern Elisabeth und Margarete wohnten in den folgenden Jahren der Weimarer Republik und der NS-Zeit weiter in der väterlichen Wohnung in der Hufelandstraße 32. Sie blieben beide unverheiratet und kinderlos.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Gossmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits im Juni 1933 wurde Hugo Gossmann die kassenärztliche Zulassung entzogen und er wurde aus seiner Stellung als Wohlfahrtsarzt des städtischen Gesundheitswesens Berlin entlassen. Hugo emigrierte im März 1936 mit seiner Ehefrau Betty, geborene Neißer, in die USA, konnte im Exil aber seine ärztliche Tätigkeit nicht wiederaufnehmen. Die in Deutschland verbliebenen Schwestern Elisabeth und Margarete erlebten die Ausschreitungen und Pogrome der 1930er-Jahre in Berlin. Zuletzt mussten sie in Berlin Zwangsarbeit leisten und konnten sich ab September 1941 nur noch mit „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
<br />
Der vollständigen Entrechtung folgte die Deportation: Im August 1942 hatten die beiden Schwestern den Deportationsbescheid zugestellt bekommen und wurden Ende des Monats von Polizisten der Stapoleitstelle und der Kriminalpolizei in eines der Berliner Sammellager verbracht. Am 3. September 1942 wurde die 68-jährige Elisabeth und ihre Schwester Margarete mit dem „56. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Elisabeth überlebte die Strapazen des Transports nicht. Der in Theresienstadt ausgefüllte Totenschein gibt den 7. September als Todestag an. Kaum verlässlich ist die notierte Todesursache „Lungenentzündung“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen direkter und indirekter Gewalteinwirkung mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten.<br />
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Margarete Gossmann überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto Theresienstadt kaum länger als vier Monate. Sie kam in Theresienstadt am 11. Januar 1943 vorgeblich ebenfalls an „Lungenentzündung“ ums Leben. Hugo Gossmann war 1942 im amerikanischen Exil verstorben. Das Schicksal der Brüder von Elisabeth, James und Arthur Gossmann, ist ungeklärt.

Elisabeth Gossmann wurde am 19. März 1874 in Berlin geboren. Sie war die Tochter des aus Krotoschin (dem heutigen Krotoszyn) stammenden Schneidermeisters Julius Gossmann und der Ernestine Gossmann, geb. Zucker. Elisabeth hatte vier Geschwister: Ihre Brüder Hugo, James und Arthur waren 1867, 1871, 1876 zur Welt gekommen; ihre jüngere Schwester Margarete 1885. Zum Zeitpunkt der Geburt von Elisabeth wohnte die Familie in einer Wohnung in der Grenadierstraße 20 (der heutigen Almstadtstraße in Mitte). Julius Gossmann betrieb eine Schneiderei und ein Geschäft für Herrengarderobe in der Königstraße 27 (der heutigen Rathausstraße) in Mitte, die zu den ältesten Geschäftsstraßen Alt-Berlins zählt. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zog die Familie in die Breitestraße. Über die Kindheit und Jugend von Elisabeth Gossmann und ihrer Geschwister im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt.

Es ist nicht bekannt, welche Tätigkeit Elisabeth nach ihrem Schulabschluss ausübte. Ihre Schwester Margarete arbeitete in Berlin als Buchhalterin. Ihr Bruder Arthur betätigte sich im Metier des Vaters und eröffnete um die Jahrhundertwende ein eigenes Herrenmodegeschäft. Hugo Gossmann hatte nach seinem Abitur Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität (der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin) studiert. Er erhielt 1892 seine Approbation und richtete sich eine Praxis in Berlin ein. 1905 verstarb die Mutter von Elisabeth im Alter von 63 Jahren. Ihr Vater nahm sich eine Wohnung in der Neue Königstraße 88 (der heutigen Otto-Braun-Straße). Ab 1913 lebte er mit seinen beiden Töchtern, die ihn vermutlich versorgten, in einer Wohnung in der zweiten Etage der Hufelandstraße 32 im Bötzowviertel des Prenzlauer Bergs, bis er im Dezember 1916 – in der Hungerzeit des berüchtigten „Steckrübenwinters“ 1916/1917 – in Berlin verstarb. Die Schwestern Elisabeth und Margarete wohnten in den folgenden Jahren der Weimarer Republik und der NS-Zeit weiter in der väterlichen Wohnung in der Hufelandstraße 32. Sie blieben beide unverheiratet und kinderlos.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Gossmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits im Juni 1933 wurde Hugo Gossmann die kassenärztliche Zulassung entzogen und er wurde aus seiner Stellung als Wohlfahrtsarzt des städtischen Gesundheitswesens Berlin entlassen. Hugo emigrierte im März 1936 mit seiner Ehefrau Betty, geborene Neißer, in die USA, konnte im Exil aber seine ärztliche Tätigkeit nicht wiederaufnehmen. Die in Deutschland verbliebenen Schwestern Elisabeth und Margarete erlebten die Ausschreitungen und Pogrome der 1930er-Jahre in Berlin. Zuletzt mussten sie in Berlin Zwangsarbeit leisten und konnten sich ab September 1941 nur noch mit „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der vollständigen Entrechtung folgte die Deportation: Im August 1942 hatten die beiden Schwestern den Deportationsbescheid zugestellt bekommen und wurden Ende des Monats von Polizisten der Stapoleitstelle und der Kriminalpolizei in eines der Berliner Sammellager verbracht. Am 3. September 1942 wurde die 68-jährige Elisabeth und ihre Schwester Margarete mit dem „56. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Elisabeth überlebte die Strapazen des Transports nicht. Der in Theresienstadt ausgefüllte Totenschein gibt den 7. September als Todestag an. Kaum verlässlich ist die notierte Todesursache „Lungenentzündung“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen direkter und indirekter Gewalteinwirkung mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten.

Margarete Gossmann überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto Theresienstadt kaum länger als vier Monate. Sie kam in Theresienstadt am 11. Januar 1943 vorgeblich ebenfalls an „Lungenentzündung“ ums Leben. Hugo Gossmann war 1942 im amerikanischen Exil verstorben. Das Schicksal der Brüder von Elisabeth, James und Arthur Gossmann, ist ungeklärt.