Hans Max Nawroth

Verlegeort
Straße der Pariser Kommune / Ecke Hildegard-Jadamowitz-Straße
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
26. März 2015
Geboren
19. Juni 1902 in Berlin
Beruf
Expedient
Verhaftet
09. März 1937 bis 17. Juni 1937 im Untersuchungsgefängnis Plötzensee
Verhaftet
17. Juni 1937 bis 04. Dezember 1937 im Strafgefängnis Tegel
Verhaftet
04. Dezember 1937 bis 22. September 1938 im KZ Dachau
Verhaftet
22. September 1938 bis 17. Oktober 1942 im KZ Buchenwald
Deportation
am 17. Oktober 1942 nach Auschwitz
Ermordet
04. Dezember 1942 in Auschwitz

Am 9. März 1937 ging Hans Nawroth wie immer früh zur Arbeit. Er arbeitete als Expedient auf dem Zentralviehhof in der Nähe der heutigen S-Bahn-Station Storkower Straße. Zeitgleich wurde seine Verlobte Charlotte, Nichtjüdin, zur Kriminalinspektion Lichtenberg bestellt und darüber in Kenntnis gesetzt, dass ihr Verlobter im Moment wegen des Tatbestandes der „Rassenschande“ verhaftet würde. Seit 1928 waren beide verlobt und lebten mit ihren Töchtern Ursula, geboren 1931,und Margarete, geboren 1933, in der gemeinsamen Wohnung in der Fruchtstraße 30, heute Straße der Pariser Kommune. Nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 waren Beziehungen von Juden zu Nichtjuden verboten. In den Verhören durch die Polizei bekannte sich Hans Nawroth in diesem Sinne für „schuldig“ und wurde in das Untersuchungsgefängnis Plötzensee überstellt. Während der Untersuchungshaft besuchte ihn Charlotte und teilte ihm mit, dass sie schwanger sei und hoffe, er wäre wieder zu Hause, wenn das Kind zur Welt kommt. Das war leider nicht der Fall; seinen Sohn hat er nie gesehen.<br />
Am 17. Juni 1937 verurteilte ihn das Landgericht Berlin zu acht Monaten Gefängnis. Nach Verbüßung seiner „Haftstrafe“ im Strafgefängnis Tegel wurde er jedoch nicht entlassen, sondern von der Staatspolizei Berlin in „Schutzhaft“ genommen. Am 4. Dezember 1937 ist er in das Konzentrationslager Dachau gebracht worden, um dann am 22. September 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt zu werden. Am 17. Oktober 1942 trat Hans Nawroth die letzte Station seines Martyriums an: die Deportation nach Auschwitz. Seine Häftlingsnummer lautete 68592. Dort „verstarb“ er am 4. Dezember 1942 um 13.30 Uhr in der Kasernenstraße. So ist es in den Sterbebüchern von Auschwitz vermerkt. Als Todesursache wurde nach der Erinnerung der Tochter Margarete „Herzschlag“ angegeben. Die Todesursachen waren jedoch frei erfunden, ebenso wie es eine Kasernenstraße im Lager Auschwitz nicht gab. Mit der Straßenangabe sollte lediglich der Eindruck erweckt werden, der Verstorbene sei an einem normalen Ort in Auschwitz „verstorben“ und nicht in einem Konzentrationslager.<br />
Nach Hans Nawroths Verhaftung geriet seine Verlobte in finanzielle Schwierigkeiten, woraufhin sie die Wohnung verlor und zunächst bei der Großmutter unterkam. Die junge Mutter hielt sich und die Kinder durch Heimarbeit über Wasser. Ihr drittes Kind, der im Dezember 1937 geborene Walter, erhielt die jüdische Kennkarte sowie die mit einem „J“ gestempelten Lebensmittelkarten. Die Schikanen für sie und die Töchter, nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten jüdische „Mischlinge“, nahmen täglich zu. Im Sommer 1941 wog die Last, die Charlotte zu tragen hatte, zu schwer. Sie erlitt einen Nervenzusammenbruch. Für 14 Tage unterzog sie sich in der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt Herzberge in Berlin einer Behandlung. Ihre drei Kinder waren während dieser Zeit im Städtischen Waisenhaus Berlin untergebracht. Im Dezember 1941 wurde ihr das Sorgerecht entzogen, das sie erst nach Kriegsende, im März 1947 von den Behörden der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone zurück erhielt.<br />
Hans Nawroth wurde am 19. Juni 1902 in Berlin geboren. Sein Vater Robert Nawroth war Katholik, seine Mutter Hannchen, geb. Guttmann, Jüdin. Von seinen drei Brüdern ist heute kaum etwas bekannt. Zu seinen Schwestern Else und Margarete hatte er engen Kontakt. Margarete heiratete einen Protestanten, genoss einen gewissen Schutz durch die sogenannte „Mischehe“ und überlebte die Nazigreuel. Ihre Kinder Waltraud, geboren 1929, und Werner, geboren 1934, spielten gern mit Hans´ Töchtern. Als die beiden Mädchen im Heim waren, besuchten Werner und Waltraud sie dort einige Male.<br />
Seine Schwester Else Nawroth war unverheiratet und hatte keine Kinder. Gern beaufsichtigte sie die Kinder ihrer Schwester Margarete und kümmerte sich um Hans´ ältere Tochter, da die jüngere aufgrund einer Krankheit besonders viel Aufmerksamkeit der Mutter benötigte.<br />
Während Hans´ Inhaftierung im Konzentrationslager Buchenwald nahm Else für ihren Bruder die Formulare für den Antrag auf Auswanderung vom Hilfsverein der Juden in Deutschland e.V. entgegen mit der Bitte, diese an ihn weiterzuleiten. Zur selben Zeit erhielt Hans Nawroth von einem Mithäftling fünf Reichsmark als Fahrgeld. So ist es auf seiner Geldkarte, die das Konzentrationslager für jeden Häftling führte, notiert. Denkbar ist, dass dieses Geld mit der vorbereiteten Auswanderung zu tun hatte, die letztlich scheiterte. Da beide Geschwister in Kontakt standen, waren Else Nawroth die Zustände in den Lagern der Nationalsozialisten nicht unbekannt. Auch musste sie erleben, wie aussichtslos ihre Bemühungen um Entlassung aus diesen Lagern waren. So ist nachvollziehbar, weshalb sie im Oktober 1942 den Freitod wählte, nachdem sie den Befehl zur Deportation nach Theresienstadt erhielt. Vor der Hausnummer 67 in der Berliner Warschauer Straße ist im März 2014 ein Stolperstein für Else Nawroth verlegt worden.<br />
Hans Nawroths Mutter wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. An der Beerdigung, die einen Tag nach seiner Verhaftung statt fand, durfte er nicht teilnehmen. Zu seinem Gedenken ist auf dem Grabstein der Mutter Hannchen sein Name von der Familie ergänzt worden.

Am 9. März 1937 ging Hans Nawroth wie immer früh zur Arbeit. Er arbeitete als Expedient auf dem Zentralviehhof in der Nähe der heutigen S-Bahn-Station Storkower Straße. Zeitgleich wurde seine Verlobte Charlotte, Nichtjüdin, zur Kriminalinspektion Lichtenberg bestellt und darüber in Kenntnis gesetzt, dass ihr Verlobter im Moment wegen des Tatbestandes der „Rassenschande“ verhaftet würde. Seit 1928 waren beide verlobt und lebten mit ihren Töchtern Ursula, geboren 1931,und Margarete, geboren 1933, in der gemeinsamen Wohnung in der Fruchtstraße 30, heute Straße der Pariser Kommune. Nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 waren Beziehungen von Juden zu Nichtjuden verboten. In den Verhören durch die Polizei bekannte sich Hans Nawroth in diesem Sinne für „schuldig“ und wurde in das Untersuchungsgefängnis Plötzensee überstellt. Während der Untersuchungshaft besuchte ihn Charlotte und teilte ihm mit, dass sie schwanger sei und hoffe, er wäre wieder zu Hause, wenn das Kind zur Welt kommt. Das war leider nicht der Fall; seinen Sohn hat er nie gesehen.
Am 17. Juni 1937 verurteilte ihn das Landgericht Berlin zu acht Monaten Gefängnis. Nach Verbüßung seiner „Haftstrafe“ im Strafgefängnis Tegel wurde er jedoch nicht entlassen, sondern von der Staatspolizei Berlin in „Schutzhaft“ genommen. Am 4. Dezember 1937 ist er in das Konzentrationslager Dachau gebracht worden, um dann am 22. September 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt zu werden. Am 17. Oktober 1942 trat Hans Nawroth die letzte Station seines Martyriums an: die Deportation nach Auschwitz. Seine Häftlingsnummer lautete 68592. Dort „verstarb“ er am 4. Dezember 1942 um 13.30 Uhr in der Kasernenstraße. So ist es in den Sterbebüchern von Auschwitz vermerkt. Als Todesursache wurde nach der Erinnerung der Tochter Margarete „Herzschlag“ angegeben. Die Todesursachen waren jedoch frei erfunden, ebenso wie es eine Kasernenstraße im Lager Auschwitz nicht gab. Mit der Straßenangabe sollte lediglich der Eindruck erweckt werden, der Verstorbene sei an einem normalen Ort in Auschwitz „verstorben“ und nicht in einem Konzentrationslager.
Nach Hans Nawroths Verhaftung geriet seine Verlobte in finanzielle Schwierigkeiten, woraufhin sie die Wohnung verlor und zunächst bei der Großmutter unterkam. Die junge Mutter hielt sich und die Kinder durch Heimarbeit über Wasser. Ihr drittes Kind, der im Dezember 1937 geborene Walter, erhielt die jüdische Kennkarte sowie die mit einem „J“ gestempelten Lebensmittelkarten. Die Schikanen für sie und die Töchter, nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten jüdische „Mischlinge“, nahmen täglich zu. Im Sommer 1941 wog die Last, die Charlotte zu tragen hatte, zu schwer. Sie erlitt einen Nervenzusammenbruch. Für 14 Tage unterzog sie sich in der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt Herzberge in Berlin einer Behandlung. Ihre drei Kinder waren während dieser Zeit im Städtischen Waisenhaus Berlin untergebracht. Im Dezember 1941 wurde ihr das Sorgerecht entzogen, das sie erst nach Kriegsende, im März 1947 von den Behörden der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone zurück erhielt.
Hans Nawroth wurde am 19. Juni 1902 in Berlin geboren. Sein Vater Robert Nawroth war Katholik, seine Mutter Hannchen, geb. Guttmann, Jüdin. Von seinen drei Brüdern ist heute kaum etwas bekannt. Zu seinen Schwestern Else und Margarete hatte er engen Kontakt. Margarete heiratete einen Protestanten, genoss einen gewissen Schutz durch die sogenannte „Mischehe“ und überlebte die Nazigreuel. Ihre Kinder Waltraud, geboren 1929, und Werner, geboren 1934, spielten gern mit Hans´ Töchtern. Als die beiden Mädchen im Heim waren, besuchten Werner und Waltraud sie dort einige Male.
Seine Schwester Else Nawroth war unverheiratet und hatte keine Kinder. Gern beaufsichtigte sie die Kinder ihrer Schwester Margarete und kümmerte sich um Hans´ ältere Tochter, da die jüngere aufgrund einer Krankheit besonders viel Aufmerksamkeit der Mutter benötigte.
Während Hans´ Inhaftierung im Konzentrationslager Buchenwald nahm Else für ihren Bruder die Formulare für den Antrag auf Auswanderung vom Hilfsverein der Juden in Deutschland e.V. entgegen mit der Bitte, diese an ihn weiterzuleiten. Zur selben Zeit erhielt Hans Nawroth von einem Mithäftling fünf Reichsmark als Fahrgeld. So ist es auf seiner Geldkarte, die das Konzentrationslager für jeden Häftling führte, notiert. Denkbar ist, dass dieses Geld mit der vorbereiteten Auswanderung zu tun hatte, die letztlich scheiterte. Da beide Geschwister in Kontakt standen, waren Else Nawroth die Zustände in den Lagern der Nationalsozialisten nicht unbekannt. Auch musste sie erleben, wie aussichtslos ihre Bemühungen um Entlassung aus diesen Lagern waren. So ist nachvollziehbar, weshalb sie im Oktober 1942 den Freitod wählte, nachdem sie den Befehl zur Deportation nach Theresienstadt erhielt. Vor der Hausnummer 67 in der Berliner Warschauer Straße ist im März 2014 ein Stolperstein für Else Nawroth verlegt worden.
Hans Nawroths Mutter wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. An der Beerdigung, die einen Tag nach seiner Verhaftung statt fand, durfte er nicht teilnehmen. Zu seinem Gedenken ist auf dem Grabstein der Mutter Hannchen sein Name von der Familie ergänzt worden.