Josef Nawrocki

Verlegeort
Straßburger Straße 24
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
Juni 2009
Geboren
10. Februar 1880 in Lieniew
Beruf
Former (Gießereimechaniker)
Tot
im Zuchthaus Sonnenburg

„<i>1923 arbeitete ich illegal im M</i>[-ilitär] <i>Apparat, außerdem war ich als Kontoristin in der RHD [Roten Hilfe Deutschlands] tätig. Hier lernte ich meinen Mann, der der damalige Leiter der RHD war, kennen. </i>[...] <i>Seine Arbeit führte ihn noch nach Essen und nach Düsseldorf und ich war ihm bei seiner illegalen Arbeit eine gute Helferin. Im Jahre 1926 musste er, da er sich in Deutschland nicht mehr halten konnte, nach Russland, wo wir bis 1928 lebten. Mit einem Parteiauftrag fuhr mein Mann im Frühjahr 1928 nach Deutschland zurück, im Herbst 1928 wurde er durch den Erlass einer Amnestie wieder legal.</i>“<br />
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Clara Nawrocki 1945<br />
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Der Former Josef Nawrocki wurde um die Jahrhundertwende Mitglied der SPD. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und wurde verwundet. 1917 trat er der USPD bei. Als Kriegsbeschädigter konnte er nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. 1919 fand er eine Stelle als Bürohilfsarbeiter bei der Gemeinde Friedrichshagen. Im gleichen Jahr wurde er in den Gemeinderat von Friedrichshagen und von diesem zum Schöffen gewählt. 1920 trat er zur KPD über. 1922 wählte ihn die BV Cöpenick zum unbesoldeten Stadtrat. Während diese Wahl vom Oberpräsidenten von Brandenburg bestätigt wurde, lehnte jener Nawrockis Wahl zum besoldeten Stadtrat ein Jahr später ab, weil dieser sich in der Zwischenzeit wieder aktiver als vorher für die KPD betätigt hatte. 1924 legte er sein Amt als unbesoldeter Stadtrat des Bezirkes Cöpenick und sein Mandat als Stadtverordneter nieder und ging in die Illegalität. Im Hochverrats-Prozess von 1925 gegen Arkadi Maslow und andere wurde er in Abwesenheit verurteilt. 1926 fühlte er sich in Deutschland nicht mehr sicher und ging mit seiner Frau Clara in die Sowjetunion. Zwei Jahre später kehrten sie nach Berlin zurück und betrieben einen Zeitungsladen. Am 28. 2. 1933, in der Nacht des Reichstagsbrandes, wurde Nawrocki verhaftet, vier Wochen später kam er wieder frei. Der Zeitungsladen wurde von den Nationalsozialisten geschlossen. Er arbeitete dann als Organisationsleiter der verbotenen KPD im Unterbezirk Stettiner Bahnhof. Mit rund 130 anderen Genossen aus diesem Bezirk wurde er 1936 festgenommen und schwer misshandelt. Er hatte Angst, bei Fortdauer der Folter Namen von Genossen zu nennen und versuchte, sich selbst zu töten. Er überlebte und wurde nicht mehr misshandelt. Mitte Juli 1937 verurteilte ihn das Berliner Kammergericht zu einer Strafe von acht Jahren Zuchthaus. Knapp vier Jahre später starb er im Zuchthaus Sonnenburg. Seiner Witwe Clara gelang es 1945, ihren Sohn, der von der Wehrmacht desertiert war, neun Wochen lang zu verstecken, so dass sie beide die Befreiung im Bezirk Prenzlauer Berg erlebten. Am 15. 8. 1958 wurde die Bellevuestraße im Köpenicker Ortsteil Friedrichshagen in Josef-Nawrocki-Straße umbenannt.

1923 arbeitete ich illegal im M[-ilitär] Apparat, außerdem war ich als Kontoristin in der RHD [Roten Hilfe Deutschlands] tätig. Hier lernte ich meinen Mann, der der damalige Leiter der RHD war, kennen. [...] Seine Arbeit führte ihn noch nach Essen und nach Düsseldorf und ich war ihm bei seiner illegalen Arbeit eine gute Helferin. Im Jahre 1926 musste er, da er sich in Deutschland nicht mehr halten konnte, nach Russland, wo wir bis 1928 lebten. Mit einem Parteiauftrag fuhr mein Mann im Frühjahr 1928 nach Deutschland zurück, im Herbst 1928 wurde er durch den Erlass einer Amnestie wieder legal.

Clara Nawrocki 1945

Der Former Josef Nawrocki wurde um die Jahrhundertwende Mitglied der SPD. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und wurde verwundet. 1917 trat er der USPD bei. Als Kriegsbeschädigter konnte er nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. 1919 fand er eine Stelle als Bürohilfsarbeiter bei der Gemeinde Friedrichshagen. Im gleichen Jahr wurde er in den Gemeinderat von Friedrichshagen und von diesem zum Schöffen gewählt. 1920 trat er zur KPD über. 1922 wählte ihn die BV Cöpenick zum unbesoldeten Stadtrat. Während diese Wahl vom Oberpräsidenten von Brandenburg bestätigt wurde, lehnte jener Nawrockis Wahl zum besoldeten Stadtrat ein Jahr später ab, weil dieser sich in der Zwischenzeit wieder aktiver als vorher für die KPD betätigt hatte. 1924 legte er sein Amt als unbesoldeter Stadtrat des Bezirkes Cöpenick und sein Mandat als Stadtverordneter nieder und ging in die Illegalität. Im Hochverrats-Prozess von 1925 gegen Arkadi Maslow und andere wurde er in Abwesenheit verurteilt. 1926 fühlte er sich in Deutschland nicht mehr sicher und ging mit seiner Frau Clara in die Sowjetunion. Zwei Jahre später kehrten sie nach Berlin zurück und betrieben einen Zeitungsladen. Am 28. 2. 1933, in der Nacht des Reichstagsbrandes, wurde Nawrocki verhaftet, vier Wochen später kam er wieder frei. Der Zeitungsladen wurde von den Nationalsozialisten geschlossen. Er arbeitete dann als Organisationsleiter der verbotenen KPD im Unterbezirk Stettiner Bahnhof. Mit rund 130 anderen Genossen aus diesem Bezirk wurde er 1936 festgenommen und schwer misshandelt. Er hatte Angst, bei Fortdauer der Folter Namen von Genossen zu nennen und versuchte, sich selbst zu töten. Er überlebte und wurde nicht mehr misshandelt. Mitte Juli 1937 verurteilte ihn das Berliner Kammergericht zu einer Strafe von acht Jahren Zuchthaus. Knapp vier Jahre später starb er im Zuchthaus Sonnenburg. Seiner Witwe Clara gelang es 1945, ihren Sohn, der von der Wehrmacht desertiert war, neun Wochen lang zu verstecken, so dass sie beide die Befreiung im Bezirk Prenzlauer Berg erlebten. Am 15. 8. 1958 wurde die Bellevuestraße im Köpenicker Ortsteil Friedrichshagen in Josef-Nawrocki-Straße umbenannt.