Hedwig Lomnitz

Verlegeort
Pariser Str. 10
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
22. Juni 2014
Geboren
05. November 1878 in Krappitz / Krapkowice
Deportation
am 13. Juni 1942 nach Sobibór
Ermordet
in Sobibór

Hedwig Lomnitz kam als Tochter des Kaufmanns und Hotelbesitzers Herrmann Lomnitz und seiner Frau Johanna geborene Weißenberg am 5. November 1878 in Krappitz/Oppeln in Oberschlesien auf die Welt. Sie hatte eine jüngere Schwester, Elsa, geboren am 18. März 1886 in Gleiwitz, später verheiratet mit dem protestantischen Apotheker Arthur Marquardt. Am 6. Mai 1880 kam der Bruder Max auf die Welt, dieser wiederum in Krappitz.<br />
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Hedwig blieb ledig und nach Angaben ihrer Schwester erlernte sie auch keinen Beruf. In der historischen Einwohnermeldekartei von Berlin wurde sie jedoch als „Gesellschafterin“ bezeichnet. Diese Angabe beinhaltet zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte sie in einem Haushalt als Betreuung und Begleitung einer Privatperson gearbeitet haben, oder sie könnte eine am Gewinn beteiligte Teilhaberin eines Unternehmens gewesen sein. Die zweite Möglichkeit erscheint als die wahrscheinlichere.<br />
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Zum Zeitpunkt der Deportation besaß sie Wertpapiere für rund 7400 RM und auf dem Sparkonto hatte sie über 1300 RM. Als Judenvermögensabgabe hatte sie 1938 und 1939 insgesamt 4000 RM zahlen müssen. Ihre Wohnungseinrichtung incl. Kleidung, darunter mehrere Ölgemälde und ein wertvoller Pelz, betrug einen Schätzwert von fast 6900 RM. <br />
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Hedwig Lomnitz konnte also als wohlhabend bezeichnet werden. Schwer vorstellbar, dass diese Werte durch die Tätigkeit einer besseren Hausangestellten erworben werden konnten. Eine Akte des Oberfinanzpräsidenten mit einer Vermögenserklärung, die Klarheit geschaffen hätte, existiert leider nicht mehr. <br />
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Anfangs wohnte Hedwig in Berlin in der Pariser Straße 10, ab dem 1. April 1940 in der Barbarossastraße 31 bei Lichtenstädt. Dort konnte sie nicht lange bleiben. Nach nur 6 Wochen wurde sie hinausgeworfen und in der Regensburger Straße 25 bei Mandel untergebracht. Im Adressbuch verzeichnet ist ein Handelsvertreter G. Mandel. Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom April 1939 konnten jüdische Mieter von heute auf morgen gekündigt und zwangsumgesetzt werden. Oft erfuhren die Menschen erst wenige Tage vorher, dass sie ihr Zimmer oder ihre Wohnung räumen mussten. In kürzester Zeit hatten sie dann den Umzug zu organisieren und mussten häufig auf die Schnelle ihre Habe verschleudern. <br />
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Else Marquardt erinnerte sich noch genau an das Mobiliar ihrer Schwester, es war eine komplette Einrichtung für einen 1 Personenhaushalt, allerdings ohne Küchengegenstände, ein Hinweis darauf, dass Hedwig wohl immer zur Untermiete gewohnt hatte. Auch die Tatsache, dass sie zu keiner Zeit in einem der Adressbücher namentlich als Haushaltsvorstand genannt wurde, weist eher auf Untermietverhältnisse hin. <br />
Elsa Lomnitz hatte im Februar 1908 in Berlin den Apotheker Arthur Benno Marquardt geheiratet, 1914 wurde eine Tochter geboren, die 1939 in Berlin heiratete. Elsa wandte sich vom jüdischen Glauben ab und bezeichnete sich selbst als „Dissidentin“. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zog das Ehepaar Marquardt nach Landsberg am Lech. Wohl unter dem Schutz des protestantischen Ehemannes konnte Elsa dort den Verfolgungsmaßnahmen der Nazis entkommen. Elsa und Arthur kehrten im November 1945 in das zerstörte Berlin zurück. Sie wohnten in Schöneberg in der Gotenstraße 12.<br />
<br />
Max Lomnitz war zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 in Berlin Treptow - Niederschöneweide wohnhaft. Am 1. November 1941 wurde er in das Getto Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Im Getto galt er als Arbeiter- sein eigentlicher Beruf war Kaufmann. Er wohnte dort in der Richterstraße 9 Wohnung 21. Am 3. März 1942 starb er im dortigen Krankenhaus. Offizielle Todesursache war Herzmuskelschwäche. Die wahre Todesursache dürften die unmenschlichen Verhältnisse im Getto – Zwangsarbeit, Hunger, Seuchen und katastrophale hygienische Verhältnisse – gewesen sein.<br />
Hedwig Lomnitz wurde von der Gestapo aus der Regensburger Straße 25 abgeholt und in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Der ursprünglich auf den 13.Juni 1942 datierte 14. Transport wurde aufgrund einer fehlerhaften handschriftlichen Aufzeichnung mit diesem Datum versehen. Er soll dem Bundesarchiv zufolge schon am 2.Juni 1942 mit etwa 1030 Menschen aus Berlin und Potsdam Richtung Sobibor abgefahren sein. Eine unbekannte Zahl von Männern zwischen 15 und 50 Jahren wurden in das Lager Majdanek eingewiesen, alle anderen in Sobibor ermordet.<br />
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Hedwig Lomnitz kam als Tochter des Kaufmanns und Hotelbesitzers Herrmann Lomnitz und seiner Frau Johanna geborene Weißenberg am 5. November 1878 in Krappitz/Oppeln in Oberschlesien auf die Welt. Sie hatte eine jüngere Schwester, Elsa, geboren am 18. März 1886 in Gleiwitz, später verheiratet mit dem protestantischen Apotheker Arthur Marquardt. Am 6. Mai 1880 kam der Bruder Max auf die Welt, dieser wiederum in Krappitz.

Hedwig blieb ledig und nach Angaben ihrer Schwester erlernte sie auch keinen Beruf. In der historischen Einwohnermeldekartei von Berlin wurde sie jedoch als „Gesellschafterin“ bezeichnet. Diese Angabe beinhaltet zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte sie in einem Haushalt als Betreuung und Begleitung einer Privatperson gearbeitet haben, oder sie könnte eine am Gewinn beteiligte Teilhaberin eines Unternehmens gewesen sein. Die zweite Möglichkeit erscheint als die wahrscheinlichere.

Zum Zeitpunkt der Deportation besaß sie Wertpapiere für rund 7400 RM und auf dem Sparkonto hatte sie über 1300 RM. Als Judenvermögensabgabe hatte sie 1938 und 1939 insgesamt 4000 RM zahlen müssen. Ihre Wohnungseinrichtung incl. Kleidung, darunter mehrere Ölgemälde und ein wertvoller Pelz, betrug einen Schätzwert von fast 6900 RM.

Hedwig Lomnitz konnte also als wohlhabend bezeichnet werden. Schwer vorstellbar, dass diese Werte durch die Tätigkeit einer besseren Hausangestellten erworben werden konnten. Eine Akte des Oberfinanzpräsidenten mit einer Vermögenserklärung, die Klarheit geschaffen hätte, existiert leider nicht mehr.

Anfangs wohnte Hedwig in Berlin in der Pariser Straße 10, ab dem 1. April 1940 in der Barbarossastraße 31 bei Lichtenstädt. Dort konnte sie nicht lange bleiben. Nach nur 6 Wochen wurde sie hinausgeworfen und in der Regensburger Straße 25 bei Mandel untergebracht. Im Adressbuch verzeichnet ist ein Handelsvertreter G. Mandel. Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom April 1939 konnten jüdische Mieter von heute auf morgen gekündigt und zwangsumgesetzt werden. Oft erfuhren die Menschen erst wenige Tage vorher, dass sie ihr Zimmer oder ihre Wohnung räumen mussten. In kürzester Zeit hatten sie dann den Umzug zu organisieren und mussten häufig auf die Schnelle ihre Habe verschleudern.

Else Marquardt erinnerte sich noch genau an das Mobiliar ihrer Schwester, es war eine komplette Einrichtung für einen 1 Personenhaushalt, allerdings ohne Küchengegenstände, ein Hinweis darauf, dass Hedwig wohl immer zur Untermiete gewohnt hatte. Auch die Tatsache, dass sie zu keiner Zeit in einem der Adressbücher namentlich als Haushaltsvorstand genannt wurde, weist eher auf Untermietverhältnisse hin.
Elsa Lomnitz hatte im Februar 1908 in Berlin den Apotheker Arthur Benno Marquardt geheiratet, 1914 wurde eine Tochter geboren, die 1939 in Berlin heiratete. Elsa wandte sich vom jüdischen Glauben ab und bezeichnete sich selbst als „Dissidentin“. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zog das Ehepaar Marquardt nach Landsberg am Lech. Wohl unter dem Schutz des protestantischen Ehemannes konnte Elsa dort den Verfolgungsmaßnahmen der Nazis entkommen. Elsa und Arthur kehrten im November 1945 in das zerstörte Berlin zurück. Sie wohnten in Schöneberg in der Gotenstraße 12.

Max Lomnitz war zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 in Berlin Treptow - Niederschöneweide wohnhaft. Am 1. November 1941 wurde er in das Getto Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Im Getto galt er als Arbeiter- sein eigentlicher Beruf war Kaufmann. Er wohnte dort in der Richterstraße 9 Wohnung 21. Am 3. März 1942 starb er im dortigen Krankenhaus. Offizielle Todesursache war Herzmuskelschwäche. Die wahre Todesursache dürften die unmenschlichen Verhältnisse im Getto – Zwangsarbeit, Hunger, Seuchen und katastrophale hygienische Verhältnisse – gewesen sein.
Hedwig Lomnitz wurde von der Gestapo aus der Regensburger Straße 25 abgeholt und in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Der ursprünglich auf den 13.Juni 1942 datierte 14. Transport wurde aufgrund einer fehlerhaften handschriftlichen Aufzeichnung mit diesem Datum versehen. Er soll dem Bundesarchiv zufolge schon am 2.Juni 1942 mit etwa 1030 Menschen aus Berlin und Potsdam Richtung Sobibor abgefahren sein. Eine unbekannte Zahl von Männern zwischen 15 und 50 Jahren wurden in das Lager Majdanek eingewiesen, alle anderen in Sobibor ermordet.