Lemel Samuel Weinmann

Verlegeort
Kaiser-Friedrich-Str. 56
Historischer Name
Kaiser-Friedrich-Straße 55
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
15. November 2023
Geboren
05. Mai 1878 in Resche (Galizien) / Rzeszów
Beruf
Schirmfabrikant
Flucht
1939 Polen
Interniert
in Łódź / Litzmannstadt
Deportation
am 27. Juli 1944
Ermordet
1944 in Polen

Lemel Samuel Weinmann (auch Asher Lemel) wurde am  5. Mai 1878 in Rzeszów (heute Woiwodschaft Karpatenvorland, Województwo Podkarpackie) geboren. Seit der 1. Teilung Polens 1772 gehörte die Stadt in Galizien zur Habsburger Monarchie.

Wann und warum er nach Berlin kam sowie wann und wo er Rebeka Leisten heiratete, ist nicht überliefert. Gesichert ist, dass Lemel Weinmann seit 1921 eine Schirmfabrik betrieb, die in der Brunnenstraße 191 in Berlin-Mitte angesiedelt war. 

Lemel Weinmann (18.10.1921)
Textil und Bekleidung (Industrie)
Eingetragen im Handelsregister/ Gründung 1921
Erloschen 1939

Laut den Berliner Adressbüchern wurde die Schirmfabrik ab 1929/30 in die Prenzlauer Straße 22 verlegt. Wohnadresse war seit 1921 die Kaiser-Friedrich-Str. 55

Seine Ehefrau Rebeka Weinmann wurde am 5. August 1880 als Rebeka Regina Leisten in Tarnów geboren, das damals ebenfalls zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörte.  Ab 1934 ist Lemel Weinmann im Berliner Adressbuch weiterhin in der Kaiser-Friedrich-Straße 55 aber unter seinem zweiten Vornamen Samuel verzeichnet. 1911 wurde die Tocher Sola in Basel geboren, offensichtlich hielten sich Lemel und Rebeka damals in der Schweiz auf. Sola heiratete später Simon Both und konnte ihr Leben durch Flucht retten. (Stolpersteine  Schillerstraße 35).

Aufgrund der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsle­ben" vom 12.11.1938 - also unmittelbar nach der Pogromnacht vom 9./10. November -  wurde der Betrieb von Lemel Weinmann „liquidiert" und damit dem Ehepaar die wirtschaft­liche Lebensgrundlage entzogen. Am 14. Juli 1939 flohen Lemel und Rebeka Weinmann nach Polen, wurden dort aber „aufgegriffen" und in das Ghetto Lodz / Litzmannstadt - das am längsten existierende und zweitgrößte Ghetto in Polen - verschleppt. Das Ghetto diente als Zwischenstation zur weiteren Deportation der Menschen in die Vernichtungs­lager Chelmno/Kulmhof, Auschwitz, Majdanek, Treblinka und Sobibor.

Laut Aufzeichnung des Ältestenrats des Ghettos Lodz/Litzmannstadt, in dem bis zur Auflö­sung im August 1944 über die Jahre 240 Tsd. Menschen eingepfercht waren, hatten Rebe­ka und Lemel Weinmann die Adressen Hohensteinstraße 11, später Hitlerstraße 189. Re­beka Weinmann verstarb Infolge der unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto am 2. Dezember 1943 - angeblich an einer Lungenentzündung. Ihr Mann Lemel überlebte noch sieben Monate im Ghetto und wurde am 27. Juli 1944 - also fünf Jahre nach der Flucht aus Berlin - in eines der Vernichtungslager deportiert. Der Deportationsort, an dem er ermordet wurde, ist bis heute unbekannt.