Max Baron

Verlegeort
Holsteiner Ufer 9
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
25. April 2014
Geboren
12. September 1888 in Berlin
Deportation
am 14. November 1941 nach Minsk
Ermordet
in Minsk

Max Baron wurde am 12. September 1888 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Zigarettenfabrikanten Salomon Baron (1855–1936) und dessen Ehefrau Regina Goldner, verh. Baron (1857–1940). Sein Vater stammte ursprünglich aus Plock (heute Płock, Polen), seine Mutter aus Posen (Poznań). Sie hatten 1879 in Posen geheiratet und sich in den frühen 1880er-Jahren in Berlin niedergelassen. Max Baron wuchs im Kreis von mindestens drei Geschwistern auf: Seine älteren Brüder Hermann und Georg waren 1884 und 1886 in Berlin geboren worden, sein jüngerer Bruder Wilhelm kam im Jahr 1891 zu Welt. Eine Schwester namens Frieda, 1882 in Posen geboren, verstarb bereits im Kleinkindalter. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Max Baron und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit haben sich nur wenige Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt. Zum Zeitpunkt der Geburt von Max wohnte die Familie in einer Wohnung in der Kastanienallee 75 in Prenzlauer Berg. Salomon Baron sicherte die Existenz der Familie als Zigarettenfabrikant und später, ab den 1900er-Jahren – nach Angaben der Berliner Adressbücher – als „Vertreter orientalischer Tabaksblätter“, als Werkmeister ab 1921 und Fabrikleiter ab 1922.

Über die schulische Ausbildung von Max Baron geben die vorliegenden Quellen keine Auskunft. Sein jüngerer Bruder Wilhelm besuchte die Schule in Berlin, legte das Abitur ab und begann in den 1910er-Jahren ein Medizinstudium, das er mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrechen musste. Wilhelm kam als Sanitäter zu den Berliner Gardefüsilieren, einem Infanterieverband. Es ist anzunehmen, dass auch Max am Krieg teilnahm, jedoch sind keine Zeugnisse zu seiner Dienstzeit erhalten. Nach Ende des Krieges zogen Max und seine Eltern Anfang der 1920er-Jahre in eine Wohnung Unter den Linden 24 in Mitte. An derselben Adresse führte Max – zeitweise gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm – bis 1931/1932 eine Buchhandlung samt Antiquariat.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Jüd*innen ab 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Max Baron und seine Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden, Anfang der 1930er-Jahre nahm die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zu. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität. Gesetze und Sondererlasse drängten Max zunehmend in die Position eines Rechtlosen.

Mitte der 1930er-Jahre zogen die Barons – Max, sein inzwischen verrenteter Vater und seine Mutter – aus ihrer langjährigen Wohnung Unter den Linden an eine neue Adresse am Holsteiner Ufer 9 in Mitte gelegen, unmittelbar an einem der Spreebögen. Auch hier führte Max Baron noch ein Geschäft, das 1939/1940, als er es zwangsweise schließen musste, als Spielkartenhandlung in den Adressbüchern geführt wurde. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben in Berlin für Max Baron zum reinen Existenzkampf. Sein Vater war 1936 im Hufeland-Hospital verstorben, seine Mutter 1940 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße. Sein Bruder Wilhelm war nach einem Fluchtversuch ins Ausland verhaftet worden und hatte sich im Februar 1939 nach Haft im KZ Fuhlsbüttel im Zentrallazarett Holstenglacis das Leben genommen. Der alleinstehend lebende Max Baron wurde in Berlin zu Zwangsarbeit als Metallarbeiter herangezogen. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich gemäß der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 informierte die Gestapo die jüdische Gemeinde Berlins, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Brüder Max und Georg Baron wurden am 14. November 1941 gemeinsam mit einem der ersten Deportationszüge – dem sogenannten „5. Osttransport“ –von Berlin aus nach Minsk deportiert und dort entweder unmittelbar nach der Ankunft ermordet, oder zunächst in das Ghetto selektiert und später getötet. Beide gehörten jedenfalls nicht zu den wenigen Überlebenden der aus Berlin Deportierten. Max Baron war zum Zeitpunkt der Deportation 53 Jahre alt.

Nur wenige der Verwandten von Max Baron überlebten die NS-Verfolgung: Von den vier Brüdern überlebte nur Hermann Baron, der nach der rassistischen NS-Terminologie in „privilegierter Mischehe“ mit Erna Baron, geb. Solz (*1888), gelebt hatte. Außerdem überlebte Max Barons Neffe Werner Baron (*1916), der Sohn seine Bruders Wilhelm Baron aus erster Ehe mit der 1920 verstorbenen Elisabeth Baron, geb. Rackow (*1894). Wilhelms spätere Ehefrau Dorothea Baron, geb. Gulau (*1909) und ihre Tochter (*1933) lebten nach dem Krieg in Bremen.