Helene Bukofzer geb. Neuburg

Verlegeort
Gundelfinger Straße 4
Bezirk/Ortsteil
Karlshorst
Verlegedatum
13. September 2007
Geboren
06. November 1879 in Rinteln
Deportation
am 14. April 1942 nach Piaski-Trawniki
Tot
in Warschau

Helene Neuberg wurde am 6. November 1879 in Rinteln an der Weser geboren. Nach einer Lehre als Verkäuferin heiratete sie den Kaufmann David Mezger, mit dem sie in Wanne-Eickel im Ruhrgebiet lebte. Dort brachte sie am 4. Dezember 1910 ihr einziges Kind Manfred zur Welt. Knapp drei Jahre später, im September 1913, starb ihr Ehemann im Alter von nur 36 Jahren. Seiner Sterbeurkunde zufolge lebte das Paar zu diesem Zeitpunkt getrennt: David Mezger starb an seinem letzten Wohnsitz in seiner württembergischen Heimat Crailsheim, während Helene („Leni“) Mezger im westfälischen Gladbeck wohnte. <br />
Sie heiratete erneut – den 1873 in Neidenburg (Ostpreußen) geborenen Kaufmann Cäsar Bukofzer. Mit ihm wohnte sie im ostpreußischen Osterode, wo sie gemeinsam ein Schuhgeschäft betrieben. Ihr Sohn Manfred arbeitete als Apothekerassistent in Essen und begann Pharmazie zu studieren. 1936 war er aufgrund der Verdrängung jüdischer Studenten aus den Universitäten gezwungen, sein Studium abzubrechen. Er zog ins niederländische Utrecht, wo er bei Verwandten unterkam – seine Tanten Else Neuberg und Paula Schlachter wohnten beide dort. <br />
Helene Bukofzer ging mit ihrem zweiten Ehemann nach Berlin. Der Zeitpunkt und die Umstände des Umzugs sind nach den vorliegenden Quellen schwer zu rekonstruieren, da die Angaben teils widersprüchlich sind. Ihr Sohn Manfred Mezger schrieb 1949 an die Wiedergutmachungsstelle Bad Nenndorf, dass seine Eltern von den Nazis von ihrem Wohnsitz nach Berlin vertrieben wurden. In den Akten des Entschädigungs- sowie des Wiedergutmachungsverfahrens – beide beantragt von Manfred Mezger – heißt es an anderer Stelle, Helene Bukofzer sei im Jahr 1941 nach Berlin gezogen und habe dort lediglich fünf Monate gelebt. Aus der historischen Einwohnermeldekartei geht allerdings hervor, dass sie mit ihrem Ehemann ab Oktober 1938 in Berlin in der Goßlerstraße 30 wohnte. Kurz darauf bezog das Paar eine Wohnung in der Gundelfinger Straße 4 in Karlshorst. Dort starb Cäsar Bukofzer am Morgen des 26. September 1939 im Alter von 66 Jahren. <br />
Den Angaben ihres Sohnes und ihrer Schwester Paula Schlachter zufolge hat Helene Bukofzer anschließend zeitweise bei ihrem Stiefsohn gewohnt, dem Zahnarzt Dr. Martin Bukofzer, der auch für ihren Unterhalt gesorgt habe. Nach Auskunft von dessen ehemaliger Haushälterin, die im Wiedergutmachungsverfahren befragt wurde, sei Helene Bukofzer in der Schöneberger Motzstraße 19 zwar öfter zu Besuch gewesen, habe dort aber nicht gewohnt. Ihre letzte bekannte Berliner Anschrift befand sich in Moabit in der Elberfelder Straße 28, wo sie in der vierten Etage im Hinterhaus bei Ritterband zur Untermiete wohnte. Von dort schickte sie Ende November 1941 einen Brief an ihren Sohn Manfred nach Utrecht. <br />
Am 14. April 1942 wurde die damals 62-jährige Helene Bukofzer ins Warschauer Ghetto deportiert. Die ehemalige Haushälterin ihres Stiefsohns erinnerte sich, dass dieser noch einige Päckchen nach Warschau schickte. Ein letztes Lebenszeichen von Helene Bukofzer ist eine auf den 14. Juli 1942 datierte Postkarte, die sie aus dem Ghetto an ihren Sohn Manfred in Utrecht schrieb. Darin bittet sie um die Zusendung von Paketen mit Lebensmitteln und Kleidung. Sie berichtet, dass sie sehr matt sei und von Martin (ihrem Stiefsohn) nichts gehört habe. Offenbar hat sie kurz zuvor nach langem Warten Post von ihren Angehörigen aus Utrecht erhalten, denn sie schreibt: „Endlich Nachricht von Euch, schrieb Euch von hier schon 6 Mal, doch ohne Antwort.“ Über ihr weiteres Schicksal und die Umstände ihres Todes ist nichts bekannt. <br />
Helene Bukofzers Sohn Manfred Mezger überlebte die deutsche Besatzung der Niederlande, während der fast drei Viertel der dortigen jüdischen Bevölkerung deportiert und in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet wurden. Mit Hilfe von Angehörigen gelang es ihm, sich versteckt zu halten. Ihr Stiefsohn Martin Bukofzer wollte mit seiner Familie nach Kanada emigrieren, die Möbel waren bereits für die Überfahrt verladen. Doch die Flucht scheiterte. Am 29. November 1942 wurde er mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.<br />
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Helene Neuberg wurde am 6. November 1879 in Rinteln an der Weser geboren. Nach einer Lehre als Verkäuferin heiratete sie den Kaufmann David Mezger, mit dem sie in Wanne-Eickel im Ruhrgebiet lebte. Dort brachte sie am 4. Dezember 1910 ihr einziges Kind Manfred zur Welt. Knapp drei Jahre später, im September 1913, starb ihr Ehemann im Alter von nur 36 Jahren. Seiner Sterbeurkunde zufolge lebte das Paar zu diesem Zeitpunkt getrennt: David Mezger starb an seinem letzten Wohnsitz in seiner württembergischen Heimat Crailsheim, während Helene („Leni“) Mezger im westfälischen Gladbeck wohnte.
Sie heiratete erneut – den 1873 in Neidenburg (Ostpreußen) geborenen Kaufmann Cäsar Bukofzer. Mit ihm wohnte sie im ostpreußischen Osterode, wo sie gemeinsam ein Schuhgeschäft betrieben. Ihr Sohn Manfred arbeitete als Apothekerassistent in Essen und begann Pharmazie zu studieren. 1936 war er aufgrund der Verdrängung jüdischer Studenten aus den Universitäten gezwungen, sein Studium abzubrechen. Er zog ins niederländische Utrecht, wo er bei Verwandten unterkam – seine Tanten Else Neuberg und Paula Schlachter wohnten beide dort.
Helene Bukofzer ging mit ihrem zweiten Ehemann nach Berlin. Der Zeitpunkt und die Umstände des Umzugs sind nach den vorliegenden Quellen schwer zu rekonstruieren, da die Angaben teils widersprüchlich sind. Ihr Sohn Manfred Mezger schrieb 1949 an die Wiedergutmachungsstelle Bad Nenndorf, dass seine Eltern von den Nazis von ihrem Wohnsitz nach Berlin vertrieben wurden. In den Akten des Entschädigungs- sowie des Wiedergutmachungsverfahrens – beide beantragt von Manfred Mezger – heißt es an anderer Stelle, Helene Bukofzer sei im Jahr 1941 nach Berlin gezogen und habe dort lediglich fünf Monate gelebt. Aus der historischen Einwohnermeldekartei geht allerdings hervor, dass sie mit ihrem Ehemann ab Oktober 1938 in Berlin in der Goßlerstraße 30 wohnte. Kurz darauf bezog das Paar eine Wohnung in der Gundelfinger Straße 4 in Karlshorst. Dort starb Cäsar Bukofzer am Morgen des 26. September 1939 im Alter von 66 Jahren.
Den Angaben ihres Sohnes und ihrer Schwester Paula Schlachter zufolge hat Helene Bukofzer anschließend zeitweise bei ihrem Stiefsohn gewohnt, dem Zahnarzt Dr. Martin Bukofzer, der auch für ihren Unterhalt gesorgt habe. Nach Auskunft von dessen ehemaliger Haushälterin, die im Wiedergutmachungsverfahren befragt wurde, sei Helene Bukofzer in der Schöneberger Motzstraße 19 zwar öfter zu Besuch gewesen, habe dort aber nicht gewohnt. Ihre letzte bekannte Berliner Anschrift befand sich in Moabit in der Elberfelder Straße 28, wo sie in der vierten Etage im Hinterhaus bei Ritterband zur Untermiete wohnte. Von dort schickte sie Ende November 1941 einen Brief an ihren Sohn Manfred nach Utrecht.
Am 14. April 1942 wurde die damals 62-jährige Helene Bukofzer ins Warschauer Ghetto deportiert. Die ehemalige Haushälterin ihres Stiefsohns erinnerte sich, dass dieser noch einige Päckchen nach Warschau schickte. Ein letztes Lebenszeichen von Helene Bukofzer ist eine auf den 14. Juli 1942 datierte Postkarte, die sie aus dem Ghetto an ihren Sohn Manfred in Utrecht schrieb. Darin bittet sie um die Zusendung von Paketen mit Lebensmitteln und Kleidung. Sie berichtet, dass sie sehr matt sei und von Martin (ihrem Stiefsohn) nichts gehört habe. Offenbar hat sie kurz zuvor nach langem Warten Post von ihren Angehörigen aus Utrecht erhalten, denn sie schreibt: „Endlich Nachricht von Euch, schrieb Euch von hier schon 6 Mal, doch ohne Antwort.“ Über ihr weiteres Schicksal und die Umstände ihres Todes ist nichts bekannt.
Helene Bukofzers Sohn Manfred Mezger überlebte die deutsche Besatzung der Niederlande, während der fast drei Viertel der dortigen jüdischen Bevölkerung deportiert und in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet wurden. Mit Hilfe von Angehörigen gelang es ihm, sich versteckt zu halten. Ihr Stiefsohn Martin Bukofzer wollte mit seiner Familie nach Kanada emigrieren, die Möbel waren bereits für die Überfahrt verladen. Doch die Flucht scheiterte. Am 29. November 1942 wurde er mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.