Regina Fink geb. Schloss

Verlegeort
Große Hamburger Str. 29
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Geboren
31. Dezember 1892 in Maroldsweisach
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga
Ermordet
18. August 1942 im Ghetto Riga

Regina Schloss wurde am 31. Dezember 1892 in der unterfränkischen Marktgemeinde Maroldsweisach geboren. Sie war die Tochter von Isaak Louis Schloss und seiner Frau Klara, geb. Maier. Regina wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf: Ihre jüngere Schwester Paula Schloss wurde im Dezember 1893 geboren; ihr Bruder Moritz Schloss kam im August 1901 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Regina und ihren Geschwistern haben sich leider keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Regina relativ kleinen jüdischen Gemeinde des Ortes.<br />
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Spätestens Anfang der 1920er-Jahren hatten Regina Schloss und ihr Bruder Moritz ihren fränkischen Geburtsort verlassen und waren nach Berlin gezogen. Am 2. Juni 1924 heiratete Regina Schloss den aus dem oberschlesischen Pleß (dem heutigen Pszczyna) stammenden Kaufmann Emanuel Fink. Der Sohn des Gastwirts Louis Fink und dessen Frau Rosalie, geb. Simon, war 1871 zur Welt gekommen. Zum Zeitpunkt der Hochzeit lebte Regina Schloss zusammen mit ihrem Bruder Moritz, der auch Trauzeuge der Hochzeit war, in einer Wohnung in der Rankestraße 17 in Charlottenburg und ihr Ehemann ebenfalls in Charlottenburg. Außer ihrem Bruder, der Bankier war und 1929 Hertha Sabine Kleemann heiraten sollte, lebte auch ihre Schwester Paula Schloss in den 1920er- und 1930er-Jahren in der Hauptstadt sowie weitere Angehörige aus dem Familienzweig ihres Ehemannes. Emanuel Fink war in Berlin unter anderem als Handelsvertreter und Textilhändler tätig. Ende der 1920er-Jahre zogen Regina und Emanuel Fink in die Jeverstraße 12 in Steglitz. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaares im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Regina Fink und ihre Familienangehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Finks zunehmend in die Position von Rechtlosen. 1933 war das Ehepaar umgezogen. Ihre neue Wohnung befand sich in der Großen Hamburger Straße 30 in Mitte. Während der 1930er-Jahre konnte Emanuel Fink noch mit seiner Tätigkeit als Textilvertreter unter immer schwierigeren Bedingungen das Einkommen des Ehepaares sichern. Im September 1939 waren die Eheleute gezwungen, erneut umzuziehen. Ihre letzte Berliner Wohnung, die sie sich zuletzt mit zwei Untermietern teilten, lag in Wilmersdorf in der Düsseldorfer Straße 65. An dieser Adresse war bis zum April 1941 auch Paula Schloss gemeldet, die dann über Spanien nach Amerika zu emigrierte. Ob auch Emanuel und Regina Fink konkrete Pläne verfolgten, aus Deutschland zu fliehen, ist nicht bekannt. Sollten sie Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für die Finks in Berlin zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Seit den 1940er-Jahren war Regina Fink zudem Zwangsarbeiterin bei der „Elektro-Glimmer- und Preßwerke Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee, wo sie als Presserin eingesetzt wurde.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Regina und Emanuel Fink erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Am 15. August 1942 wurden die beiden mit dem „18. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Auf der Deportationsliste wurde der 71-jährige Emanuel Fink – anders als die damals noch 49-jährige Regina Fink – als nicht arbeitsfähig geführt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Emanuel Fink unmittelbar nach der Ankunft des Transports am Morgen des 18. August 1942 in den Wäldern von Rumbula erschossen worden ist und vermutlich teilte dieses Schicksal auch Regina Fink, sofern sie nicht noch als Zwangsarbeiterin in das Lager selektiert worden ist und später ermordet wurde. Keiner der beiden Eheleute gehörte in jedem Fall zu den wenigen Überlebenden des Ghettos Riga.<br />
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Reginas Schwester Paula Schloss überlebte die NS-Verfolgung im Exil in den USA, wo sie im November 1945 verstarb. Ihr Bruder Moritz Schloss hatte sich 1938 mit seiner Ehefrau Hertha Sabine und der damals siebenjährigen Tochter Ruth über Rotterdam nach New York einschiffen können und ebenfalls die NS-Verfolgung im Exil in den USA überlebt.

Regina Schloss wurde am 31. Dezember 1892 in der unterfränkischen Marktgemeinde Maroldsweisach geboren. Sie war die Tochter von Isaak Louis Schloss und seiner Frau Klara, geb. Maier. Regina wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf: Ihre jüngere Schwester Paula Schloss wurde im Dezember 1893 geboren; ihr Bruder Moritz Schloss kam im August 1901 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Regina und ihren Geschwistern haben sich leider keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Regina relativ kleinen jüdischen Gemeinde des Ortes.

Spätestens Anfang der 1920er-Jahren hatten Regina Schloss und ihr Bruder Moritz ihren fränkischen Geburtsort verlassen und waren nach Berlin gezogen. Am 2. Juni 1924 heiratete Regina Schloss den aus dem oberschlesischen Pleß (dem heutigen Pszczyna) stammenden Kaufmann Emanuel Fink. Der Sohn des Gastwirts Louis Fink und dessen Frau Rosalie, geb. Simon, war 1871 zur Welt gekommen. Zum Zeitpunkt der Hochzeit lebte Regina Schloss zusammen mit ihrem Bruder Moritz, der auch Trauzeuge der Hochzeit war, in einer Wohnung in der Rankestraße 17 in Charlottenburg und ihr Ehemann ebenfalls in Charlottenburg. Außer ihrem Bruder, der Bankier war und 1929 Hertha Sabine Kleemann heiraten sollte, lebte auch ihre Schwester Paula Schloss in den 1920er- und 1930er-Jahren in der Hauptstadt sowie weitere Angehörige aus dem Familienzweig ihres Ehemannes. Emanuel Fink war in Berlin unter anderem als Handelsvertreter und Textilhändler tätig. Ende der 1920er-Jahre zogen Regina und Emanuel Fink in die Jeverstraße 12 in Steglitz. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaares im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Regina Fink und ihre Familienangehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Finks zunehmend in die Position von Rechtlosen. 1933 war das Ehepaar umgezogen. Ihre neue Wohnung befand sich in der Großen Hamburger Straße 30 in Mitte. Während der 1930er-Jahre konnte Emanuel Fink noch mit seiner Tätigkeit als Textilvertreter unter immer schwierigeren Bedingungen das Einkommen des Ehepaares sichern. Im September 1939 waren die Eheleute gezwungen, erneut umzuziehen. Ihre letzte Berliner Wohnung, die sie sich zuletzt mit zwei Untermietern teilten, lag in Wilmersdorf in der Düsseldorfer Straße 65. An dieser Adresse war bis zum April 1941 auch Paula Schloss gemeldet, die dann über Spanien nach Amerika zu emigrierte. Ob auch Emanuel und Regina Fink konkrete Pläne verfolgten, aus Deutschland zu fliehen, ist nicht bekannt. Sollten sie Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für die Finks in Berlin zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Seit den 1940er-Jahren war Regina Fink zudem Zwangsarbeiterin bei der „Elektro-Glimmer- und Preßwerke Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee, wo sie als Presserin eingesetzt wurde.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Regina und Emanuel Fink erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Am 15. August 1942 wurden die beiden mit dem „18. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Auf der Deportationsliste wurde der 71-jährige Emanuel Fink – anders als die damals noch 49-jährige Regina Fink – als nicht arbeitsfähig geführt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Emanuel Fink unmittelbar nach der Ankunft des Transports am Morgen des 18. August 1942 in den Wäldern von Rumbula erschossen worden ist und vermutlich teilte dieses Schicksal auch Regina Fink, sofern sie nicht noch als Zwangsarbeiterin in das Lager selektiert worden ist und später ermordet wurde. Keiner der beiden Eheleute gehörte in jedem Fall zu den wenigen Überlebenden des Ghettos Riga.

Reginas Schwester Paula Schloss überlebte die NS-Verfolgung im Exil in den USA, wo sie im November 1945 verstarb. Ihr Bruder Moritz Schloss hatte sich 1938 mit seiner Ehefrau Hertha Sabine und der damals siebenjährigen Tochter Ruth über Rotterdam nach New York einschiffen können und ebenfalls die NS-Verfolgung im Exil in den USA überlebt.