Erika Jakubowski geb. Chotzen

Verlegeort
Greifswalder Str. 228 a
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
11. Mai 2011
Geboren
13. Dezember 1912 in Berlin
Verhaftet
07. Februar 1936 im Gefängnis Berlin-Moabit
Verhaftet
Mai 1939 im Zuchthaus Jauer
Deportation
am 23. Januar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
09. Februar 1943 in Auschwitz

<i>„Wenn der Kapitalismus heute einen imperialistischen Krieg vorbereitet, so bereitet er gleichzeitig einen Bürgerkrieg vor. In diesem Bürgerkrieg aber, zu welchem der Kapitalismus durch die Wehrpflicht uns selbst die Waffen in die Hand gibt, in diesem Bürgerkrieg muss und wird das Proletariat siegen!“</i><br />
[Auszug aus Erika Jakubowskis Artikel „Arbeiterfrau und Krieg“, erschienen im Frühjahr 1935 in der KPD-Flugschrift „Roter Stern“, Nummer 10]<br />
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Erika Jakubowski wurde als Erika Anna Meta Chotzen am 13. Dezember 1912 in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Georg Chotzen und seiner ersten Frau Alice. Erika besuchte in Neukölln die Mittel- und Aufbauschule und begann früh, sich politisch zu engagieren. 1928 trat sie als 15-Jährige der „Sozialistischen Arbeiterjugend“ bei und wurde 1931 Mitglied der SPD. Nach ihrem Schulabschluss besuchte sie von 1930 bis 1932 ein Seminar für Kindergärtnerinnen in Charlottenburg und arbeitete ab 1932 für kurze Zeit in ihrem Beruf als Erzieherin. 1933 begannen mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erika Chotzen und ihre Familie. Erika wurde aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im April 1933 entlassen und konnte nicht mehr in ihrem Berufsfeld arbeiten. In den folgenden Jahren engagierte sich Erika in der inzwischen verbotenen KPD. Ab November 1933 war sie als Instrukteurin im Prenzlauer Berg tätig, wo sich auch ihre Wohnung in der Greifswalder Straße 228a nahe dem Volkspark Friedrichshain befand. Im folgenden Jahr übernahm sie die Leitung der Ortsteile Prenzlauer Berg, Gesundbrunnen und Friedrichshain und war in dieser Funktion an der Herstellung und Verbreitung verbotener Flugschriften beteiligt, für die sie auch eigene Artikel verfasste. Mit den jüdischen Bürgern Helena und Heinz Biermann, Johann Hüttner und Siegfried Löwenstein organisierte sie den antifaschistischen Widerstand im Arbeiterbezirk und arbeitete unter anderem mit Walter Huth, Anton Liermann und Hans Tübebecke zusammen. Erika Jakubowski und Anton Liermann waren die verantwortlichen Redakteure des KPD-Organs „Roter Stern“, kooperierten mit den Angehörigen der Roten Hilfe im Stadtbezirk und sammelten Geld, um politische Häftlinge zu unterstützen. Der geheime Druckort ihrer Flugschriften lag in der Wohnung von Alfred Kauf in der Werneuchener Straße 15 in Hohenschönhausen, der Treffpunkt für Versammlungen in der Wohnung des Schuhmachers Karl Jeschke in der Chodowieckistraße 3. In einem späteren Bericht der Staatspolizei vom 31. März 1936 heißt es zur Arbeit der KPD im Prenzlauer Berg: „Auch nach dem 30. Januar 1933 hat der UB [Unterbezirk] ‚Prenzlauer Berg‘ sich durch seine illegale Arbeit und Herausgabe von Zeitungen besonders hervorgetan. Nach Angaben des Pol.[itischen]-Leiters [Anton Liermann] hatte er zuletzt 130 bis 140 zahlende und aktive Mitglieder. Ein Eindringen in diesen UB war besonders schwierig, weil die Mitglieder immer wieder Schutz und Unterstützung bei alten Genossen fanden“.<br />
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Im Februar 1934 heiratete Erika in Berlin Johannes Jakubowski und bekam mit ihm am 21. Mai 1934 einen Sohn namens Hans-Georg. Die Ehe war nur von kurzer Dauer und wurde 1936 wieder geschieden. Seit Oktober/November 1935 hatte die Gestapo die Zusammenkünfte der KPD-Unterbezirksleitung in der Chodowieckistraße observiert und verhaftete im Januar 1936 zwölf Bewohner des Hauses. Die nun einsetzenden Festnahmen weiteten sich Anfang 1936 zu Massenverhaftungen innerhalb der Berliner KPD aus. Am 7. Februar 1936 wurde Erika Jakubowski mit anderen Mitgliedern ihrer Gruppe in Berlin verhaftet. Die damals 23-Jährige war ab dem 3. April 1936 im Untersuchungsgefängnis Moabit inhaftiert. Im August 1937 verhandelte der Volksgerichtshof [VGH] gegen sie und vier weitere Oppositionelle aus dem Bezirk Prenzlauer Berg. Der Prozess schloss eine Serie von Kammergerichtsverfahren ab, die gegen mehr als 120 KPD-Angehörige und Personen im Umfeld der Kommunistischen Partei geführt wurde. Die Anklageschrift des Kammergerichts vom 22. September 1936 beschreibt die Grundzüge der illegalen Arbeit im Prenzlauer Berg. Darin heißt es: „Propaganda für die illegale KPD wurde nicht nur durch Schriftenverbreitung, sondern auch mündlich getrieben. Ferner sind Gemeinschaftsempfänge des Moskauer Senders veranstaltet worden. Die Sendungen wurden in kleineren und größeren Zirkeln besprochen und für die illegale Arbeit ausgewertet. Flüchtige Kommunisten wurden beherbergt und mit Geld und Lebensmitteln unterstützt.“ Am 6. August 1937 verurteilte der Volksgerichtshof Erika Jakubowski wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe. In welchen Haftanstalten sie seit 1937 festgehalten wurde, ist nicht lückenlos dokumentiert. Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939 befand sie sich im Frauenzuchthaus Jauer in Niederschlesien (dem heutigen Jawor). Von dort wurde sie Ende 1942 oder Anfang 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort im Alter von 30 Jahren am 9. Februar 1943 ermordet. Ihr Ehemann und ihr Sohn überlebten die NS-Zeit.

„Wenn der Kapitalismus heute einen imperialistischen Krieg vorbereitet, so bereitet er gleichzeitig einen Bürgerkrieg vor. In diesem Bürgerkrieg aber, zu welchem der Kapitalismus durch die Wehrpflicht uns selbst die Waffen in die Hand gibt, in diesem Bürgerkrieg muss und wird das Proletariat siegen!“
[Auszug aus Erika Jakubowskis Artikel „Arbeiterfrau und Krieg“, erschienen im Frühjahr 1935 in der KPD-Flugschrift „Roter Stern“, Nummer 10]

Erika Jakubowski wurde als Erika Anna Meta Chotzen am 13. Dezember 1912 in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Georg Chotzen und seiner ersten Frau Alice. Erika besuchte in Neukölln die Mittel- und Aufbauschule und begann früh, sich politisch zu engagieren. 1928 trat sie als 15-Jährige der „Sozialistischen Arbeiterjugend“ bei und wurde 1931 Mitglied der SPD. Nach ihrem Schulabschluss besuchte sie von 1930 bis 1932 ein Seminar für Kindergärtnerinnen in Charlottenburg und arbeitete ab 1932 für kurze Zeit in ihrem Beruf als Erzieherin. 1933 begannen mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erika Chotzen und ihre Familie. Erika wurde aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im April 1933 entlassen und konnte nicht mehr in ihrem Berufsfeld arbeiten. In den folgenden Jahren engagierte sich Erika in der inzwischen verbotenen KPD. Ab November 1933 war sie als Instrukteurin im Prenzlauer Berg tätig, wo sich auch ihre Wohnung in der Greifswalder Straße 228a nahe dem Volkspark Friedrichshain befand. Im folgenden Jahr übernahm sie die Leitung der Ortsteile Prenzlauer Berg, Gesundbrunnen und Friedrichshain und war in dieser Funktion an der Herstellung und Verbreitung verbotener Flugschriften beteiligt, für die sie auch eigene Artikel verfasste. Mit den jüdischen Bürgern Helena und Heinz Biermann, Johann Hüttner und Siegfried Löwenstein organisierte sie den antifaschistischen Widerstand im Arbeiterbezirk und arbeitete unter anderem mit Walter Huth, Anton Liermann und Hans Tübebecke zusammen. Erika Jakubowski und Anton Liermann waren die verantwortlichen Redakteure des KPD-Organs „Roter Stern“, kooperierten mit den Angehörigen der Roten Hilfe im Stadtbezirk und sammelten Geld, um politische Häftlinge zu unterstützen. Der geheime Druckort ihrer Flugschriften lag in der Wohnung von Alfred Kauf in der Werneuchener Straße 15 in Hohenschönhausen, der Treffpunkt für Versammlungen in der Wohnung des Schuhmachers Karl Jeschke in der Chodowieckistraße 3. In einem späteren Bericht der Staatspolizei vom 31. März 1936 heißt es zur Arbeit der KPD im Prenzlauer Berg: „Auch nach dem 30. Januar 1933 hat der UB [Unterbezirk] ‚Prenzlauer Berg‘ sich durch seine illegale Arbeit und Herausgabe von Zeitungen besonders hervorgetan. Nach Angaben des Pol.[itischen]-Leiters [Anton Liermann] hatte er zuletzt 130 bis 140 zahlende und aktive Mitglieder. Ein Eindringen in diesen UB war besonders schwierig, weil die Mitglieder immer wieder Schutz und Unterstützung bei alten Genossen fanden“.

Im Februar 1934 heiratete Erika in Berlin Johannes Jakubowski und bekam mit ihm am 21. Mai 1934 einen Sohn namens Hans-Georg. Die Ehe war nur von kurzer Dauer und wurde 1936 wieder geschieden. Seit Oktober/November 1935 hatte die Gestapo die Zusammenkünfte der KPD-Unterbezirksleitung in der Chodowieckistraße observiert und verhaftete im Januar 1936 zwölf Bewohner des Hauses. Die nun einsetzenden Festnahmen weiteten sich Anfang 1936 zu Massenverhaftungen innerhalb der Berliner KPD aus. Am 7. Februar 1936 wurde Erika Jakubowski mit anderen Mitgliedern ihrer Gruppe in Berlin verhaftet. Die damals 23-Jährige war ab dem 3. April 1936 im Untersuchungsgefängnis Moabit inhaftiert. Im August 1937 verhandelte der Volksgerichtshof [VGH] gegen sie und vier weitere Oppositionelle aus dem Bezirk Prenzlauer Berg. Der Prozess schloss eine Serie von Kammergerichtsverfahren ab, die gegen mehr als 120 KPD-Angehörige und Personen im Umfeld der Kommunistischen Partei geführt wurde. Die Anklageschrift des Kammergerichts vom 22. September 1936 beschreibt die Grundzüge der illegalen Arbeit im Prenzlauer Berg. Darin heißt es: „Propaganda für die illegale KPD wurde nicht nur durch Schriftenverbreitung, sondern auch mündlich getrieben. Ferner sind Gemeinschaftsempfänge des Moskauer Senders veranstaltet worden. Die Sendungen wurden in kleineren und größeren Zirkeln besprochen und für die illegale Arbeit ausgewertet. Flüchtige Kommunisten wurden beherbergt und mit Geld und Lebensmitteln unterstützt.“ Am 6. August 1937 verurteilte der Volksgerichtshof Erika Jakubowski wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe. In welchen Haftanstalten sie seit 1937 festgehalten wurde, ist nicht lückenlos dokumentiert. Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939 befand sie sich im Frauenzuchthaus Jauer in Niederschlesien (dem heutigen Jawor). Von dort wurde sie Ende 1942 oder Anfang 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort im Alter von 30 Jahren am 9. Februar 1943 ermordet. Ihr Ehemann und ihr Sohn überlebten die NS-Zeit.