Georg Oppel

Verlegeort
Gasteiner Str. 11
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
09. April 2009
Geboren
10. Februar 1875 in Schlochau (Westpreußen) / Człuchów
Nach Mißhandlungen gestorben
16. März 1936 in Berlin

„<i>Mein Ehemann wurde am 29. III. 1933 zusammen mit einer Reihe anderer Angestellter von dem Lichtenberger SA-Sturm aus seinem Dienstgebäude des Arbeitsamts Berlin Ost, Boxhagenerstr., unter den damals üblichen Umständen abgeholt und wurde in das Columbia-Haus gebracht. </i>[...] <i>Nach den späteren Angaben meines Ehemannes, die durch die sichtbaren Verletzungen bestätigt wurden, ist mein Ehemann über einen Bock gelegt worden und mit Peitschen und Latten geschlagen worden. Von diesen Mißhandlungen hat mein Ehemann schweren Schaden an den Nieren erlitten, dass er für die Zukunft arbeitsunfähig wurde. </i>[...]<i> Auch eine vorgenommene Operation brachte keine Heilung.</i>“<br />
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Olga Oppel, 1952<br />
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Der kaufmännische Angestellte Georg Oppel, der aus einer jüdischen Familie stammte, war bereits SPD-Mitglied, als er 1919 im Bezirksamt Wilmersdorf zu arbeiten begann. 1920 wurde er in die BV Wilmersdorf und von ihr 1921 zum besoldeten Stadtrat gewählt. Im Rahmen der Preußischen Abbauverordnung strich die BV Wilmersdorf, in der die Bürgerlichen die Mehrheit hatten, 1924 seine Stelle und versetzte ihn in den einstweiligen Ruhestand. 1926 und 1930 wählte ihn die BV Wilmersdorf zum unbesoldeten Bezirksstadtrat. 1928 wurde er Kommissarischer und später Ordentlicher Direktor der Arbeitsamtes Berlin-Ost. Bei den vorgezogenen Neuwahlen 1933 wurde er wieder in die BV Wilmersdorf gewählt. Nach dem SPD-Verbot vom Juni und der Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung vom Juli 1933 wurde ihm das Mandat entzogen und die Tätigkeit als Bezirksverordneter verboten. Oppel war bereits Ende März 1933 von der SA verhaftet und im Tempelhofer Gestapo-Gefängnis Columbia-Haus misshandelt worden. Noch vor Ablauf seiner Amtszeit als unbesoldeter Stadtrat beurlaubte ihn das Bezirksamt Wilmersdorf mit dem Vermerk „Jude, Sozialdemokrat“. Am 30. Juni 1933 wurde ihm von der Reichsanstalt für Arbeit gekündigt. Im August 1933 wurde diese Kündigung in eine fristlose Entlassung als Arbeitsamtsdirektor umgewandelt. Nach seiner Haftentlassung war er arbeitsunfähig. Ruhestandsbezüge wurden ihm zunächst verweigert, später erhielt er eine „jederzeit widerrufliche“ Rente von 99 Reichsmark im Monat. 1936 starb er in Berlin an den Folgen der Haftverletzungen. Seine Witwe Olga Oppel erhielt ein Jahr lang keine Rente und dann einen Betrag von 55 Reichsmark im Monat. Der Sohn Adolf war 1933 aus dem Justizdienst entlassen worden, die Tochter Liselotte verlor durch die Auflösung der Gewerkschaften ihre Arbeit. 1942 wurde sie verhaftet und deportiert. Olga Oppel erhielt 1943 die letzte Nachricht von ihrer Tochter aus dem Gefängnis von Riga.<br />
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Georg Oppel war Stadtverordneter 1925–1926; Wahlkreis 9 Wilmersdorf (SPD)

Mein Ehemann wurde am 29. III. 1933 zusammen mit einer Reihe anderer Angestellter von dem Lichtenberger SA-Sturm aus seinem Dienstgebäude des Arbeitsamts Berlin Ost, Boxhagenerstr., unter den damals üblichen Umständen abgeholt und wurde in das Columbia-Haus gebracht. [...] Nach den späteren Angaben meines Ehemannes, die durch die sichtbaren Verletzungen bestätigt wurden, ist mein Ehemann über einen Bock gelegt worden und mit Peitschen und Latten geschlagen worden. Von diesen Mißhandlungen hat mein Ehemann schweren Schaden an den Nieren erlitten, dass er für die Zukunft arbeitsunfähig wurde. [...] Auch eine vorgenommene Operation brachte keine Heilung.

Olga Oppel, 1952

Der kaufmännische Angestellte Georg Oppel, der aus einer jüdischen Familie stammte, war bereits SPD-Mitglied, als er 1919 im Bezirksamt Wilmersdorf zu arbeiten begann. 1920 wurde er in die BV Wilmersdorf und von ihr 1921 zum besoldeten Stadtrat gewählt. Im Rahmen der Preußischen Abbauverordnung strich die BV Wilmersdorf, in der die Bürgerlichen die Mehrheit hatten, 1924 seine Stelle und versetzte ihn in den einstweiligen Ruhestand. 1926 und 1930 wählte ihn die BV Wilmersdorf zum unbesoldeten Bezirksstadtrat. 1928 wurde er Kommissarischer und später Ordentlicher Direktor der Arbeitsamtes Berlin-Ost. Bei den vorgezogenen Neuwahlen 1933 wurde er wieder in die BV Wilmersdorf gewählt. Nach dem SPD-Verbot vom Juni und der Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung vom Juli 1933 wurde ihm das Mandat entzogen und die Tätigkeit als Bezirksverordneter verboten. Oppel war bereits Ende März 1933 von der SA verhaftet und im Tempelhofer Gestapo-Gefängnis Columbia-Haus misshandelt worden. Noch vor Ablauf seiner Amtszeit als unbesoldeter Stadtrat beurlaubte ihn das Bezirksamt Wilmersdorf mit dem Vermerk „Jude, Sozialdemokrat“. Am 30. Juni 1933 wurde ihm von der Reichsanstalt für Arbeit gekündigt. Im August 1933 wurde diese Kündigung in eine fristlose Entlassung als Arbeitsamtsdirektor umgewandelt. Nach seiner Haftentlassung war er arbeitsunfähig. Ruhestandsbezüge wurden ihm zunächst verweigert, später erhielt er eine „jederzeit widerrufliche“ Rente von 99 Reichsmark im Monat. 1936 starb er in Berlin an den Folgen der Haftverletzungen. Seine Witwe Olga Oppel erhielt ein Jahr lang keine Rente und dann einen Betrag von 55 Reichsmark im Monat. Der Sohn Adolf war 1933 aus dem Justizdienst entlassen worden, die Tochter Liselotte verlor durch die Auflösung der Gewerkschaften ihre Arbeit. 1942 wurde sie verhaftet und deportiert. Olga Oppel erhielt 1943 die letzte Nachricht von ihrer Tochter aus dem Gefängnis von Riga.

Georg Oppel war Stadtverordneter 1925–1926; Wahlkreis 9 Wilmersdorf (SPD)