Jenny Prager geb. Croner

Verlegeort
Detmolder Str. 3
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
19. Juni 2012
Geboren
14. Januar 1889 in Berlin
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
09. Oktober 1944 in Auschwitz

Max und Jenny Prager wohnten in Wilmersdorf in der Detmolder Straße 3. In den Berliner Adressbüchern war „Prager, M., Kfm.“ seit 1927 durchgehend verzeichnet, also sind sie vermutlich 1926 hier eingezogen. Die beiden Stolpersteine vor ihrem einstigen Wohnhaus, ihrer letzten frei gewählten Adresse, erinnern an sie.<br />
<br />
Max Prager, geboren am 29. August 1873 in Berlin, war zuletzt Korrektor, im Adressbuch ließ er sich als Kaufmann eintragen. Zum Zeitpunkt seiner Deportation bezog der 69-Jährige eine Invalidenrente von 37,50 Reichsmark (RM) pro Monat. Seine 15 Jahre jüngere Frau Jenny Prager, geborene Croner, wurde am 14. Januar 1889 ebenfalls in Berlin geboren. Das offenbar arme und kranke Ehepaar Prager wurde zunächst am 1. Oktober 1942 in das Jüdische Gemeindezentrum Adass Jisroel in der Artilleriestraße 31 (heute Tucholskystraße 40) getrieben, wo zur Deportation vorgesehene jüdische Berliner manchmal Stunden, manchmal Tage auf den Abtransport zu warten hatten. Dort mussten sie sich registrieren lassen und wurden aufgefordert, Vermögenserklärungen abzugeben.<br />
<br />
Aus den Angaben von Max und Jenny Prager lässt sich nicht viel herauslesen. Denn beide identisch ausgefüllten Formulare enthalten nur dürftige Angaben über ein paar Möbelstücke, aber keine weiteren Hinweise auf ihre Familien. Aus der Sammelstelle wurden sie am 3. Oktober 1942 zum Bahnhof Grunewald gefahren, wo ein von den Nationalsozialisten als „3. großer Alterstransport“ bezeichneter Deportationszug bereitstand, in den 1021 alte und kranke Menschen gepfercht und in das zwischen Dresden und Prag gelegene Ghetto Theresienstadt gebracht wurden. Max Prager kam dort am 2. November 1942 ums Leben, Jenny Prager wurde am 9. Oktober 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz weitertransportiert und dort sofort nach der Ankunft vergast.<br />
<br />
Damit sollten ihre Spuren beseitigt werden. Nach ihrer Deportation setzte ein peinliches Gezerre um die nicht sonderlich wertvollen Möbel und um mögliche Hinterlassenschaften ein, das zeigt, wie versessen die Nazis auf alle Besitztümer der von ihnen umgebrachten Juden waren und wie viele Personen damit befasst waren.<br />
<br />
In den spärlichen erhaltenen Unterlagen über Pragers ist ein handschriftlicher Brief ohne Datum von Lina Heilbut, Friedenau, Kaiserallee 66, die offenbar die Schwester von Jenny Prager war, abgeheftet. „Ich bitte um Freigabe“, schrieb sie nicht ganz fehlerfrei, „von 1 Büfet, 1 Vertikow, 1 Kleiderschrank, 1 gr. Spiegel, 1 Ausziehtisch und 1 Lehnstuhl. Ich versichere, daß obige Sachen mir von meiner verstorbenen Mutter Fanny Croner, geb. Landberg, geboren den 26. Dezember 1856 zu Stettin, gestorben 16. Juli 1928 zu Berlin, mir überlassen wurden.“ Das Anliegen von Lina Heilbut wurde jedoch abgewiesen, „weil Sie den Nachweis über die Schenkung nicht erbracht haben“, wie ihr schroff mitgeteilt wurde. Über das Schicksal Lina Heilbuts ist nichts bekannt, jedoch über das ihres Mannes Max Heilbut, geboren am 10. März 1877 in Hamburg, der in Friedenau in der Kaiserallee 66 (der heutigen Bundesallee) wohnte und am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert wurde.<br />
<br />
Die nicht gerade wertvollen Möbel der Pragers waren nach der Deportation von einem Schätzer mit 130 RM bewertet worden, was am 23. November 1942 von einem Beamten der Reichsfinanzverwaltung, wie dieser niederschrieb, „gewissenhaft aufgenommen“ und dann von zwei Beauftragten der „Wirtschaftsgruppe Einzelhandel“ bestätigt wurde. Aber Bargeld oder Konten wurden nicht gefunden. Am 29. Juli 1943 bilanzierte das Finanzamt Wilmersdorf-Süd in der Akte Prager mit bedauerndem Unterton: „Vermögenswerte konnten nicht festgestellt werden. Im Auftrag Weinreich.“

Max und Jenny Prager wohnten in Wilmersdorf in der Detmolder Straße 3. In den Berliner Adressbüchern war „Prager, M., Kfm.“ seit 1927 durchgehend verzeichnet, also sind sie vermutlich 1926 hier eingezogen. Die beiden Stolpersteine vor ihrem einstigen Wohnhaus, ihrer letzten frei gewählten Adresse, erinnern an sie.

Max Prager, geboren am 29. August 1873 in Berlin, war zuletzt Korrektor, im Adressbuch ließ er sich als Kaufmann eintragen. Zum Zeitpunkt seiner Deportation bezog der 69-Jährige eine Invalidenrente von 37,50 Reichsmark (RM) pro Monat. Seine 15 Jahre jüngere Frau Jenny Prager, geborene Croner, wurde am 14. Januar 1889 ebenfalls in Berlin geboren. Das offenbar arme und kranke Ehepaar Prager wurde zunächst am 1. Oktober 1942 in das Jüdische Gemeindezentrum Adass Jisroel in der Artilleriestraße 31 (heute Tucholskystraße 40) getrieben, wo zur Deportation vorgesehene jüdische Berliner manchmal Stunden, manchmal Tage auf den Abtransport zu warten hatten. Dort mussten sie sich registrieren lassen und wurden aufgefordert, Vermögenserklärungen abzugeben.

Aus den Angaben von Max und Jenny Prager lässt sich nicht viel herauslesen. Denn beide identisch ausgefüllten Formulare enthalten nur dürftige Angaben über ein paar Möbelstücke, aber keine weiteren Hinweise auf ihre Familien. Aus der Sammelstelle wurden sie am 3. Oktober 1942 zum Bahnhof Grunewald gefahren, wo ein von den Nationalsozialisten als „3. großer Alterstransport“ bezeichneter Deportationszug bereitstand, in den 1021 alte und kranke Menschen gepfercht und in das zwischen Dresden und Prag gelegene Ghetto Theresienstadt gebracht wurden. Max Prager kam dort am 2. November 1942 ums Leben, Jenny Prager wurde am 9. Oktober 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz weitertransportiert und dort sofort nach der Ankunft vergast.

Damit sollten ihre Spuren beseitigt werden. Nach ihrer Deportation setzte ein peinliches Gezerre um die nicht sonderlich wertvollen Möbel und um mögliche Hinterlassenschaften ein, das zeigt, wie versessen die Nazis auf alle Besitztümer der von ihnen umgebrachten Juden waren und wie viele Personen damit befasst waren.

In den spärlichen erhaltenen Unterlagen über Pragers ist ein handschriftlicher Brief ohne Datum von Lina Heilbut, Friedenau, Kaiserallee 66, die offenbar die Schwester von Jenny Prager war, abgeheftet. „Ich bitte um Freigabe“, schrieb sie nicht ganz fehlerfrei, „von 1 Büfet, 1 Vertikow, 1 Kleiderschrank, 1 gr. Spiegel, 1 Ausziehtisch und 1 Lehnstuhl. Ich versichere, daß obige Sachen mir von meiner verstorbenen Mutter Fanny Croner, geb. Landberg, geboren den 26. Dezember 1856 zu Stettin, gestorben 16. Juli 1928 zu Berlin, mir überlassen wurden.“ Das Anliegen von Lina Heilbut wurde jedoch abgewiesen, „weil Sie den Nachweis über die Schenkung nicht erbracht haben“, wie ihr schroff mitgeteilt wurde. Über das Schicksal Lina Heilbuts ist nichts bekannt, jedoch über das ihres Mannes Max Heilbut, geboren am 10. März 1877 in Hamburg, der in Friedenau in der Kaiserallee 66 (der heutigen Bundesallee) wohnte und am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert wurde.

Die nicht gerade wertvollen Möbel der Pragers waren nach der Deportation von einem Schätzer mit 130 RM bewertet worden, was am 23. November 1942 von einem Beamten der Reichsfinanzverwaltung, wie dieser niederschrieb, „gewissenhaft aufgenommen“ und dann von zwei Beauftragten der „Wirtschaftsgruppe Einzelhandel“ bestätigt wurde. Aber Bargeld oder Konten wurden nicht gefunden. Am 29. Juli 1943 bilanzierte das Finanzamt Wilmersdorf-Süd in der Akte Prager mit bedauerndem Unterton: „Vermögenswerte konnten nicht festgestellt werden. Im Auftrag Weinreich.“