Peter Wohl

Verlegeort
Choriner Str. 70
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
17. November 1926 in Körlin a.d. Persante (Pommern) / Karlino
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Biografie Peter Wohl


Peter Wohl kam am 17. November 1926 als Sohn des Kaufmanns Max Wohl und seiner Ehefrau Hanna Wohl geborene Leiser in Körlin a.d. Persante (dem heutigen Karlino in Polen) zur Welt. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Horst erlebte er dort die ersten Jahre seiner Kindheit. Seine Eltern besaßen in dem Ort ein Geschäftshaus.
Peter wurde zu Ostern 1933 in der Volksschule in Körlin a.d. Persante eingeschult.

Die furchtbaren Ereignisse der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 waren sehr wahrscheinlich dafür ausschlaggebend, dass die Eltern sich sofort um die Sicherheit ihrer Söhne kümmerten und diese in größere Städte schickten, in der Hoffnung, dass die Anonymität der Großstadt das Leben etwas sicherer gestalten könnte.
Schon am 21. November 1938 wechselte sein Bruder Horst auf eine Schule nach Berlin und wohnte bei seiner Tante Rosa Loewy und ihrem Ehemann Max Loewy in Friedrichshain (damals Horst-Wessel-Stadt), An der Bartholomäuskirche 2. Zu diesem Zeitpunkt war Horst erst acht Jahre alt und ging das 2. Jahr zur Schule.
Nach Angaben der Schülerkartei ist Peter aus Stettin nach Berlin zugezogen. Ob die Eltern nach der Reichspogromnacht zuerst versuchten Peter in Stettin unterzubringen oder andere Gründe hierfür ausschlaggebend waren, ist nicht bekannt.
Am 27. März 1939 – mit Beginn des neuen Schuljahres – wechselte Peter dann auf eine Jungen-Volksschule nach Berlin und wohnte bei der in "Mischehe" lebenden Familie des Zahnarztes Dr. John Lehmann und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Raddan in der Alexanderstr. 21 in Berlin Mitte. Der älteste der beiden Söhne, Hans Lehmann, begann im Mai 1939 eine landwirtschaftliche Ausbildung in Ellguth bei Steinau (dem heutigen Przydroże Wielkie in Polen), so dass die Familie Platz für die Aufnahmen von Peter hatte. Ob ein persönlicher Bezug zu der Familie Lehmann bestand und ob die Ausbildung von Hans Lehmann eine Untermiete erst ermöglichte, ist nicht bekannt. Zu diesem Zeitpunkt war Peter erst 12 Jahre alt. Nach acht Schuljahren endete am 08. März 1941 die Schulzeit von Peter.

Die Eltern Hanna und Max lebten weiter in Körlin an der Persante – wie man in den überlieferten Unterlagen der Volkszählung vom Mai 1939 entnehmen kann.

Am 18. Juli 1940 verstarb sein angeheirateter Onkel Max Loewy in Berlin. Seine Tante Rosa Loewy lebte vorerst weiterhin als Witwe in ihrer gemeinsamen Wohnung mit Peters jüngerem Bruder Horst. Am 27. Oktober 1941 wurde Rosa Loewy in das Ghetto Litzmannstadt deportiert.
Ob die Eltern von Peter bereits 1940 nach dem Tod von Max Loewy nach Berlin zogen oder Peter vorerst zu seiner Tante Rosa Loewy und seinem Bruder Horst zog, ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass seine Eltern spätestens zum Zeitpunkt der Deportation von Rosa Loewy im Oktober 1941 zu ihm und seinem Bruder nach Berlin zogen.
Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder lebte Peter zuletzt als Untermieter von Ernst und Lucie Finkenstein in einer 2 Zimmer-Wohnung mit Küche in der Choriner Str. 71.  Im Oktober 1942 wurde das Ehepaar Finkenstein nach Riga deportiert.
Peter wurde mit seiner Familie im Rahmen der sogenannten Fabrikaktion festgenommen. Bei dieser Großrazzia wurden zwischen dem 1. und 12. März 1943 ca. 8.000 bisher von der Deportation verschont gebliebene Berliner Juden, die bis zum 27. Februar 1943 noch zwangsbeschäftigt waren, meist direkt an ihren Arbeitsplätzen, auf offener Straße oder in ihren Wohnungen festgenommen, in Sammellager gebracht und anschließend nach Auschwitz deportiert.
Am 01. März 1943 wurden Peter und seine Mutter mit dem 31. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Da ihre Namen auf den Transportlisten nicht zusammen aufgeführt sind, ist leider anzunehmen, dass sich die beiden während des Transportes noch nicht einmal sehen konnten.
Am 4. März 1943 wurden auch sein Vater und sein Bruder mit dem 34. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Die Familie überlebte den Holocaust nicht. Ihre genauen Todesdaten sind unbekannt.

 

Berlin, März 2021
Recherchiert und zusammengestellt: Marco Bruns

Quellen:
Ergänzungskarten Volkszählung 1939, Bundesarchiv
Vermögensverwertunsgakten, Landesarchiv Brandenburg
Bundesarchiv Gedenkbuch
Arolsen Archives
Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte
Angaben Lesley Urbach
Deportationslisten
Heiratsurkunde Max und Johanna Wohl
Geburtsurkunde Johanna Wohl
Sterberegister Gustav Wohl
Sterberegister Max Loewy
Sterberegister Hermann Leiser
Biografie Stolperstein Leonhardt Wohl
Schülerkarteien Peter und Horst Wohl (Reichsvereinigung der Juden)
Touristenvisum (für Brasilien) Oscar Wohl; 1950/1961
Opferdatenbank zu Gefangenen des Ghettos Theresienstadt
Einwanderungskarte Clara Manasse (geb. Wohl), 23.12.1939