Felix Rosenthal

Verlegeort
Jakobikirchstraße 2
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
07. Mai 2024
Geboren
19. April 1891 in Inowrazlaw (Posen) / Inowrocław
Deportation
am 29. November 1942 nach Auschwitz
Ermordet

Felix Rosenthal kam am 19. April 1891 in Inowrazlaw in der preußischen Provinz Posen als Sohn des jüdischen Kaufmanns Sigismund Rosenthal und dessen Ehefrau Sara, geb. Warschawski, zur Welt. Die Stadt Inowrazlaw (1904 umbenannt in Hohensalza, heute Inowrocław in Polen) liegt 100 km nordöstlich der Stadt Posen. Felix hatte noch vier jüngere Geschwister: Paul (*1892), Betty (*1895), Cilly (*1899) und Hilde (*1901). 

Nach dem Erlangen der Mittleren Reife an einem Gymnasium in Inowrazlaw ging Felix Rosenthal mit 16 Jahren nach Berlin, um eine Ausbildung als Schaufensterdekorateur zu absolvieren. Seine Eltern übersiedelten etwa zur selben Zeit mit ihren jüngeren Kindern nach Leipzig, wo Felix' Mutter 1909 verstarb. 

1910 wurde er zum Militärdienst eingezogen und in Königsberg (Ostpreußen) stationiert. Nach Beendigung desselben kehrte Felix Rosenthal nach Berlin zurück. Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er wieder eingezogen, nahm am Russland-Feldzug teil und war zuletzt in Riga stationiert. Er wurde mehrmals verwundet.

Nach Kriegsende siedelte er wieder nach Berlin über und war als Elektriker im Elektrobetrieb seines Bruders Paul tätig, bei dem er auch zeitweise wohnte. 1924 heiratete Felix Rosenthal in Breslau Eugenie, genannt „Jenny“, Hirsch, geb. am 19. Juni 1893 in Moschin (Posen). Auch sie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Das junge Ehepaar wohnte zunächst einige Jahre in Breslau, wo Felix zusammen mit einem Verwandten seiner Frau eine Speditionsfirma betrieb. Am 10. Juli 1926 kam die Tochter Steffi zur Welt. Um 1927 übersiedelte die Familie nach Berlin. Dort wurde am 29. September 1930 der Sohn Harry geboren. 

Felix Rosenthal war als Kinovorführer angestellt und soll laut seinen Geschwistern sogar Mitinhaber eines Kinos gewesen sein und zeitweise in einer Film-Kopieranstalt gearbeitet haben. Die Familie wohnte Anfang der 1930er Jahre in einer Drei-Zimmer-Neubauwohnung in der Dusekestraße 8 in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs Pankow. Felix' Geschwister schildern den Lebensstandard ihres Bruders nach dem Krieg gegenüber dem Entschädigungsamt als „gutbürgerlich“.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Rosenthal. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 

Um 1934 zog die Familie in eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Jakobikirchstraße 2 in Kreuzberg. Diese Straße befindet sich unweit des Moritzplatzes und verläuft zwischen der Jakobi-Kirche und der Ritterstraße. Keins der 10 Häuser, die einst diese Straße säumten, existiert noch.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich die Rosenthals ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Laut seinem Bruder Paul verlor Felix Rosenthal um 1939 seine Anstellung als Kinovorführer und musste dann Zwangsarbeit bei der Müllabfuhr leisten. Vom 10. März 1941 bis zum 20. November 1942 war er als Elektromonteur im Technischen Büro der Siemens-Schuckertwerke zwangsverpflichtet. Möglicherweise mussten auch Felix' Ehefrau und Tochter Zwangsarbeit leisten. Sohn Harry besuchte die Knabenvolksschule der Jüdischen Gemeinde in der Kaiserstraße 29-30, bis jüdischen Kindern im Juni 1942 jeglicher Schulbesuch verboten und alle jüdischen Schulen aufgelöst wurden. 

Der Entrechtung folgte die Deportation: Felix Rosenthal wurde mit seiner Frau Eugenie, der 16-jährigen Tochter Steffi und dem 12-jährigen Harry am 29. November 1942 mit dem 23. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Felix' Schwester Betty Rosenthal wurde von Berlin am 12. März 1943 mit dem 36. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Seine Schwester Cilly und deren Ehemann Kurt Ely Wiener überlebten in der Illegalität. Auch seine jüngste Schwester Hilde, geschiedene Sentzke, versteckte sich zunächst in Berlin. Sie wurde aber gefasst und am 12. Oktober 1944 mit dem 58. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Felix' Bruder Paul Rosenthal war bereits im September 1933 nach Palästina ausgewandert. Er ließ seinen Vater Sigismund Rosenthal nachkommen, der 1950 in Tel Aviv verstarb. Paul Rosenthal kehrte 1956 nach Berlin zurück und starb dort 1960.