Kurt Fabian

Location 
Reichenberger Straße 86
District
Kreuzberg
Stone was laid
08 October 2023
Born
06 October 1909 in Berlin
Escape
1934 Brasilien
Survived

Kurt Julius Fabian kam am 6. Oktober 1909 in Berlin als Sohn des praktischen Arztes Dr. Sally Fabian und seiner Ehefrau Frida, geb. Simon, zur Welt. Er hatte noch eine jüngere Schwester: Hildegard Henriette, genannt Hilde (*1913). Die Familie lebte in der Reichenberger Straße 86 in Kreuzberg in einer großen, gut eingerichteten Wohnung, in der sich auch die gutgehende Arztpraxis von Dr. Sally Fabian befand. Sie waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlin und begingen die jüdischen Feiertage.

Kurt Fabian besuchte das Leibniz-Gymnasium in Kreuzberg und bestand dort 1928 das Abitur. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft in Berlin und Heidelberg. 1932 legte er die erste juristische Staatsprüfung ab und wurde zum Gerichtsreferendar ernannt. Bis zum 31. März 1933 war er im Vorbereitungsdienst am Kammergericht Berlin beschäftigt. An diesem Tag wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung zunächst beurlaubt und am 14. August 1933 entlassen. Anfang 1934 promovierte er zum Dr. jur. an der Universität Heidelberg. Von dort fuhr er nach Saarbrücken, wo er am 13. Februar 1934 Gerda Anna Helene Bartel, geb. 1912 in Berlin, heiratete. Anschließend wanderte das junge Ehepaar nach Brasilien aus.

In São Paulo vertrieb Kurt Fabian antifaschistische Bücher und Zeitschriften. Durch Anzeigen in den Zeitungen machte er die dort lebende deutschsprachige Bevölkerung darauf aufmerksam, dass wirklich deutsche Kultur im Dritten Reich keinen Platz mehr hatte, da alle namhaften deutschen Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler emigriert waren. Dadurch zog er sich den Zorn des Nazi-Konsulats zu. Seinen wiederholten Vorladungen leistete er nicht Folge. Daraufhin zeigte ihn der Nazi-Konsul Molly bei der brasilianischen Polizei an, indem er behauptete, er sei ein Kommunist, der die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien störe. Kurt Fabian wurde am 9. September 1938 ausgebürgert. In der Organisation Demokratischer Deutscher in Südamerika, „Das andere Deutschland“, die unter Leitung des früheren sozialistischen Reichstagsabgeordneten Dr. August Siemsen stand, arbeitete er als Vertrauensmann für São Paulo und schrieb auch Aufsätze für die gleichnamige Zeitschrift.

1945 zog Kurt Fabian mit seiner Ehefrau und seinen zwei in Brasilien geborenen Söhnen João (Johann, *1935) und Felix (*1942) nach Montevideo, Uruguay, wo er mithalf, das Deutschlandhilfswerk für die Opfer des Faschismus zu organisieren. Am 6. September 1947 kehrte er zunächst ohne seine Ehefrau und die Söhne nach Berlin zurück. Dort beendete er im Dezember 1948 seine vor der Emigration begonnene Referendarausbildung.

Anfang Mai 1949, kurz vor Ende der Blockade Berlins, trafen seine Ehefrau und die Söhne aus Montevideo über Rio de Janeiro, Amsterdam und Frankfurt am Main reisend in Berlin ein. Die Familie ließ sich in Zehlendorf nieder.

Kurt Fabian amtierte bis zu seiner Pensionierung als Richter am Amtsgericht Zehlendorf, das 1973 mit den Amtsgerichten Lichterfelde und Schöneberg zum Amtsgericht Schöneberg zusammengelegt wurde.

Dr. Kurt Julius Fabian verstarb am 23. August 1979 in Berlin.