Ignatz Tannenbaum

Location 
Naunynstraße 60
District
Kreuzberg
Stone was laid
31 August 2023
Born
19 November 1909 in Berlin
Escape
1938 Argentinien
Survived

Ignatz Tannenbaum kam am 19. November 1909 in Berlin als Sohn des jüdischen Kaufmanns Moses Max Tannenbaum und dessen Ehefrau Betty Blima, geb. Schleichkorn, zur Welt. Die Familie wohnte im Haus Waldemarstraße 39, in dessen Souterrain Ignatz' Vater eine Eierhandlung betrieb. Um 1915 zogen die Tannenbaums in die Adalbertstraße 80, 1920 wurde die Tochter Sidonie geboren.

Ignatz Tannenbaum besuchte bis 1925 die Realschule in der Mariannenstraße, anschließend nahm er für zwei Semester an Kursen in Rackow's kaufmännischer Privatschule teil. Er absolvierte dann eine Lehre als Kaufmann in der Herrenkleiderfabrik Bernhard Freiberg in der Heiligegeiststraße 21 in Mitte, wo er auch nach dem Abschluss seiner Ausbildung als kaufmännischer Angestellter beschäftigt war. Ignatz Tannenbaum war sportbegeistert und gehörte dem Handball-Team von Bar Kochba Berlin an, dem 1898 gegründeten ersten jüdischen Sportverein des deutschen Kaiserreichs.

Max Tannenbaum starb am 5. Mai 1930 in einem Sanatorium in Berlin-Zehlendorf im Alter von nur 47 Jahren. Ignatz übernahm daraufhin die Eierhandlung des Vaters, gab sie aber wegen des zunehmenden Boykotts jüdischer Geschäftsleute seit 1933 bald auf. Ignatz Tannenbaum gründete 1934/35 mit seinem Geschäftspartner Hans Piesker einen Gebrauchtwagenhandel, der ihm ein gutes Einkommen sicherte. Um 1936 zog Ignatz Tannenbaum in die Naunynstraße 60. Er heiratete am 11. Januar 1938 die kaufmännische Angestellte Lotte Wurmann, geb. am 15. Oktober 1916 in Berlin. Auch sie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an.

Aufgrund der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung von Juden entschieden sich Ignatz und Lotte Tannenbaum auszuwandern. Mit Lottes Eltern Philip und Malka Wurman sowie ihren beiden Brüdern Josef und Bernhard verließen sie Berlin Anfang September 1938 und reisten über Paris, Marseille, Uruguay und Paraguay nach Argentinien, wo sie sich in Buenos Aires niederließen. 1942 kam dort der Sohn Maximo, 1946 Mario Felipe zur Welt.

Das Ehepaar Tannenbaum verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst mit Gelegenheitsarbeiten. Ignatz fand Beschäftigung in einer Gürtelfabrik, arbeitete dann als Zuschneider und ab 1943 als freier Handelsvertreter, u.a. für die Verpackungsindustrie. Lotte konnte 1948 eine Anstellung als Saisonnäherin in der Pelzbranche finden, die sie Ende 1956 aber krankheitsbedingt aufgab. 

Ignatz Tannenbaum starb am 11. September 1982 in Buenos Aires, seine Frau verstarb dort 2007.

Ignatz' Mutter Betty Tannenbaum und seine Schwester Sidonie überlebten die Shoa in Rumänien. 1950 wanderten sie ebenfalls nach Argentinien aus.