Edith Bette

Location 
Motzstraße 90
District
Wilmersdorf
Stone was laid
08 April 2022
Born
09 November 1919 in Berlin
Escape
1935 England
Survived

Edith Bette wurde als älteste von zwei Töchtern am 9. November 1919 in Berlin geboren. Ihre jüngere Schwester Anneliese kam am 18. November 1922 auf die Welt. Der Vater Siegmund Bette war Miteigentümer einer Berliner Bekleidungsfabrik. Die Mutter Charlotte Bette sorgte für ihre Kinder und den Haushalt.

Bis 1932 besuchte Edith das Staatliche Augusta-Gymnasium in Berlin, 1933 die Westendschule, ein Berliner Lyzeum. 1933 musste sie die Schule verlassen, nachdem sie als Jüdin von ihren Mitschülern und auch auf der Straße gemobbt worden war. In der Folgezeit war sie psychisch und gesundheitlich durch die Ereignisse besonders belastet:

„….Es waren meine ersten Erfahrungen dieser Art; Damals war ich 14 Jahre alt. Dies geschah zu der Zeit, als sich in Berlin der weit verbreitete Boykott jüdischer Unternehmen ausbreitete. Die Firma meiner Eltern wurde boykottiert, der Personalleiter war ein Nazi, die Firma hatte Nazi - Zellen, Telefongespräche wurden abgehört, uniformierte SA- und SS-Soldaten gingen ein und aus. Wir hatten ständig Angst, rausgeschmissen zu werden. Damals musste ich mitansehen, wie in der Nähe unserer Wohnung in der Motzstraße Juden tätlich angegriffen wurden.“

Ihre Eltern flohen daraufhin mit ihr für eine Woche in die Schweiz, um einer Verhaftung zu entgehen. 
„Dort wohnte ich einige Monate in einer Pension in Lausanne. Im folgenden Jahr 1934 ließen mich meine Eltern wieder nach Berlin zurückkehren. Am Grenzübergang wurde ich von der SS komplett entkleidet. Aus diesem Grund befand ich mich seit Beginn des Jahres 1933 in einem Zustand ständiger Angst und Furcht.“

Zurück in Berlin besuchte Edith mehrere Monate die jüdische Privatschule Lessler, nebenher arbeitete sie in der Bekleidungsfabrik ihres Vaters:
„Das Geschäft war ständig Schikanen ausgesetzt. Ständig kamen Drohungen von Nazi-Hacks. Ich erinnere mich an eine Nacht im Juli 1934, die für mich schrecklich war. Ich erinnere mich noch daran, wie die Polizei aus Autos sprang und es herrschte eine schreckliche Aufregung. Auf unserem Grundstück in Gatow wurde ich zusammen mit meiner Schwester und meiner Mutter von SA-Männern mit gezogenen Revolvern bedroht und wäre vor Angst fast zusammengebrochen. Sogar mein Vater erlitt einen Nervenzusammenbruch.“

Edith hatte so heftige nervöse Störungen, dass die Eltern Bette 1935 beschlossen, Deutschland zu verlassen. Mit ihrer Mutter und Anneliese floh sie direkt nach England. Siegmund Bette reiste separat über die Schweiz. Aber auch in England kam Edith nicht zur Ruhe. 
Auch in England waren wir unsicher, weil wir beim Zeitungskauf fotografiert wurden…..Bald nach der Einwanderung nach England war ich ständig auf medizinische Behandlung angewiesen.“ 

Sie litt noch bis in die 1960 er-Jahre an Schlaflosigkeit, Angstzuständen und Depressionen mit allen damit verbunden körperlichen Symptomen. 

Edith heiratete 1946, zwei Tage nach dem Tod ihres Vaters Siegmund, den 1909 in Brno, Slowakei geborenen William Weinburger (ursprünglich Vilem Vinaraky). Der Name wurde anglisiert in William Wineberg. Die Ehe blieb kinderlos. Edith starb 1986 in London. Sie überlebte ihren Mann um 10 Jahre.