Max Mosche Katzper

Location 
Marienstraße 7
District
Mitte
Stone was laid
20 October 2014
Born
25 November 1893 in Szczuczyn
Deportation
on 04 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Über das Leben von Max Mosche Katzper sind nur sehr wenige Informationen erhalten. Er wurde am 25. November 1893 in Szczuczyn in Masowien geboren. Die Kleinstadt an der alten Handelsroute zwischen Białystok und Königsberg (Kaliningrad), die heute in Polen ist, stand im 18. Jahrhundert kurze Zeit unter preußischer Herrschaft, gehörte dann zum Herzogtum Warschau und im 19. Jahrhundert als Teil von Kongresspolen zum Russischen Reich. Szczuczyn war außerdem eine Grenzstadt. Die russisch-ostpreußische Grenze zum Kreis Johannisburg befand sich nur etwa fünf Kilometer westlich der Kleinstadt. Über die Verhältnisse, unter denen Max Mosche Katzpers in Szczuczyn aufwuchs, ob er das einzige Kind seiner Eltern blieb oder noch Geschwister hatte, gibt es keine Quellen. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde von Szczuczyn, die um 1897 etwa 3.330 der rund 5.000 Einwohner zählte.

Es geht aus den vorliegenden Quellen auch nicht hervor, welche schulische und berufliche Ausbildung Max Mosche Katzper erhielt und zu welchem Zeitpunkt er genau seine Geburtsstadt verließ. Nach der Jahrhundertwende begann die Gemeinde von Szczuczyn langsam durch Landflucht und Migration zu schrumpfen. Ein Prozess, der sich nach Ende des Ersten Weltkriegs, in den 1920er- und 1930er-Jahren noch verstärkte. Doch es fehlen die Quellen, die den Lebensweg von Max Mosche Katzper in dieser Zeit erhellen könnten. War er bereits als Kind oder Jugendlicher mit seinen Eltern in eine andere Stadt gezogen? Oder kam er erst später und allein nach Deutschland, wo sich seine Spuren erst ab Mitte der 1930er-Jahre zweifelsfrei bestimmen lassen, als er in Berlin lebte.

Nur aus wenigen erhaltenen Fragmenten an Informationen lässt sich grob das Schicksal von Max Mosche Katzper in den 1930er- und 1940er-Jahren in Berlin rekonstruieren. Das ist kein Zufall. Denn darin zeigt sich, dass der nationalsozialistische Staat nicht nur auf die physische Vernichtung von Menschen zielte, die aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen waren, sondern möglichst auch auf die vollständige Auslöschung der Erinnerung an sie, indem Dokumente vernichtet und Spuren verwischt wurden. Erste konkrete Spuren finden sich in den Daten der Volkszählung vom Mai 1939 sowie der 16-seitigen „Vermögenserklärung“, die Max Mosche Katzper kurz vor seiner Deportation auszufüllen hatte und die später von der Gestapo zusammen mit den Transportlisten an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburgs zwecks „Verwertung des eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden“ geschickt wurde. Aus den Volkszählungsdaten geht hervor, dass er Ende der 1930er-Jahre alleinstehend in einer Wohnung in der Marienstraße 7 in Berlin-Mitte wohnte. Aus der Vermögenserklärung ergibt sich, dass er dort seit 1937 als Untermieter einer Frau Bianka Levy lebte, die aus Grätz (heute Grodzisk in Polen) stammte. Er bewohnte ein möbliertes Zimmer der Wohnung im Parterre des Seitenflügels.

Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde sein Leben in Berlin zum reinen Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte er sich gemäß der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Spätestens seit den 1940er-Jahren wurde er außerdem zu Zwangsarbeit herangezogen, zuletzt als Arbeiter bei einem Roll- und Fuhrgeschäft Paul Hermann in der Havelstraße 9 (heute Arcostraße) in Charlottenburg. In der Vermögenserklärung gab er außerdem an, dass er einen Sohn namens Berthold Willen aus einer nichtehelichen Beziehung hatte, der zu diesem Zeitpunkt, also 1943, über 21 Jahre alt war, in Moabit lebte und nach den rassenideologischen NS-Kriterien als „Mischling 1. Grades“ galt. Zu der Mutter haben sich ebenso wenige Informationen erhalten, wie zum weiteren Schicksal seines Sohnes. Zu seiner existentiellen Unsicherheit trug bei, dass Max Mosche Katzper in den 1930er-Jahren auf der Grundlage der NS-Gesetzgebung für „staatenlos“ erklärt wurde. Er gab in seiner Vermögenserklärung an, dass er mit einem Fremdenpass in Berlin lebte. Sollte er zu irgendeinem Zeitpunkt nach dem Ersten Weltkrieg eingebürgert worden sein, so war ihm mit dem „Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit“ vom 14. Juli 1933 die Staatsbürgerschaft wieder entzogen worden.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 informierte die Gestapo die jüdische Gemeinde Berlins, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Max Mosche Katzper wurde im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, im Frühjahr 1943 von der Gestapo verhaftet und in eines der provisorisch hergerichteten Sammellager in Berlin verschleppt. Von dort aus wurde der 49-Jährige am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet. In jedem Fall gehörte er nicht zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz.