Manfred Rosenthal

Location 
Landhausstr. 9
District
Wilmersdorf
Stone was laid
15 April 2010
Born
29 August 1898 in Posen / Poznań
Deportation
on 01 March 1943 to Auschwitz
Murdered
01 April 1943 in Auschwitz

Manfred Rosenthal wurde am 29. August 1898 in der Stadt Posen (Poznan) geboren. Damals gab es knapp 6000 Juden in der Stadt. Das waren etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Sie brachten 25 Prozent des Steueraufkommens der Stadt auf. Es gab 30 jüdische Vereine, darunter ein „Jüdischer Töchterverein“ und ein „Israelitischer Frauenverein“. Als Manfred Rosenthal neun Jahre alt war, wurde die prunkvolle neue Synagoge im Stadtzentrum eröffnet. Das war 1907. Elf Jahre später endete die deutsche Herrschaft in Posen und viele Juden wanderten nach Breslau oder Berlin aus. Auch der junge Kaufmann Manfred Rosenthal verlegte seinen Wohnsitz nach Berlin. Die Stephanstraße 19 gehörte zu einem gutbürgerlichen Viertel im südlichen Teil von Steglitz, das daher Südende hieß.

Mit 29 Jahren heiratet Manfred Rosenthal die sechs Jahre jüngere Hildegard Latte. Die Ehe wurde am 5. Februar 1927 vor dem Standesamt Berlin-Schöneberg geschlossen. Die Familie Latte stammte ebenfalls aus Posen. Dort, in Hohensalza (Inowroclaw) hatte der Vater der Braut, Max Latte, bis 1913 mit seiner Familie gelebt. In Berlin wollte sich der pensionierte Justizrat mit seiner Familie als Privatier niederlassen. Dazu kam es aber nicht. Kurz nach dem Umzug der Familie in die Martin-Luther-Straße 88 brach der Erste Weltkrieg aus. Max Latte verlor einen Großteil seines Vermögens und baute sich eine Anwaltskanzlei auf. Er wurde Rechtsberater der Deutschen Bank und Diskonto Gesellschaft. Nach seinem Tod ziehen seine Witwe Olga Latte und die gemeinsame Tochter Ilse in eine 4-Zimmer-Wohnung in der Landhausstraße 9.

Manfred und Hildegard Rosenthal wohnten - offenbar mehrere Jahre lang – in einer 3 ½-Zimmer-Wohnung in der Motzstraße 79 in Schöneberg. Später – das belegt die Volkszählung vom 17. Mai 1939 - war das Ehepaar ebenfalls in der Landhausstraße 9 gemeldet. Schwiegermutter Olga Latte lebte zu der Zeit allein in der luxuriös eingerichteten 4-Zimmer-Wohnung. Denn ihre Tochter Ilse, von Beruf Stenotypistin, war ein Jahr zuvor nach England ausgewandert. Nachdem Olga Latte am 11. November 1939 verstorben war, wurde die Wohnung aufgelöst. Die Wohnungseinrichtung wurde nach Zeugenaussagen wahrscheinlich von fremden Personen übernommen.

Die letzte Wohnadresse von Manfred Rosenthal und seiner Frau war der Prager Platz 2 in Schöneberg. Der Prager Platz war das Quartier vieler Prominenter und Künstler. Anfang März 1943 wurden bei einem Luftangriff fast alle Häuser am Platz zerstört.

Am 1. März 1943 wurde Manfred Rosenthal in einen Zug nach Auschwitz verfrachtet. Es war der 31. Osttransport. Zwei Tage später wurde seine Frau Hildegard abgeholt und mit dem 33. Osttransport ebenfalls nach Auschwitz geschickt. Am 1. April 1943 wurden beide in Auschwitz ermordet.