Franziska Neumann née Guter

Location 
Jakobikirchstraße 7
Historical name
Mathieustraße 15
District
Kreuzberg
Stone was laid
07 May 2024
Born
13 March 1878 in Besswitz (Pommern) / Biesowice
Deportation
on 05 September 1942 to Riga
Murdered
08 September 1942 in Riga

Franziska Guter kam am 13. März 1878 in Besswitz in der preußischen Provinz Pommern als Tochter des jüdischen Gastwirts Hermann Guter und dessen Ehefrau Johanna, geb. Caspari, zur Welt. Das Dorf Besswitz (polnisch Biesowice) liegt etwa 130 km westlich von Danzig. Franziska hatte mindestens noch einen Bruder, Julius (*1874). Über ihre Kindheit und Jugend haben sich keine Informationen erhalten. Nach dem Tod der Mutter zog die Familie um 1899 in die Reichshauptstadt. Dort starb Franziskas Vater im August 1901. Julius Guter arbeitete als Kaufmann, seine Schwester als Näherin. Sie wohnten an verschiedenen Adressen unmittelbar nördlich des Alexanderplatzes. 

Franziska Guter heiratete am 6. Juli 1908 den Schlosser Otto Klamann, geb. am 1. September 1879 in Eberswalde. Er war evangelisch. Die Ehe blieb kinderlos. Nach der Hochzeit wohnte das junge Ehepaar zunächst in der Culmstraße 30 (heute Kulmer Straße) in Schöneberg, seit 1914 lebten sie in der Mathieustraße 15 in Kreuzberg in einer 2-Zimmer-Wohnung. Diese kleine Straße existiert nicht mehr, sie verlief zwischen Alexandrinen- und Lobeckstraße, parallel zur Oranienstraße und befand sich unmittelbar hinter der St. Jacobi-Kirche. 

Otto Klamann übernahm um die Ecke in der Brandenburgstraße 45 (heute Lobeckstraße) die Schlosserei „Alwin Sinkwitz Nachfahren“. Franziskas Ehemann starb am 17. Juli 1917 im Krankenhaus Am Urban im Alter von 37 Jahren. 

Wahrscheinlich zog Julius Guter nach dem Tod seines Schwagers zu seiner Schwester in die Mathieustraße 15. Zumindest wohnte der ledige Handlungsgehilfe dort, als er am 31. Juli 1924 mit 50 Jahren im Krankenhaus Am Urban verstarb. 

Am 30. Oktober 1924 heiratete Franziska Klamann den Kaufmann Conrad Neumann, geb. am 25. März 1863 in Riesenburg (Westpreußen). Er betrieb in der Nachbarschaft, in der Oranienstraße 129, eine Zigarrenhandlung. Nach der Heirat zog er zu seiner Frau in die Mathieustraße 15.

Da ihr Ehemann Nicht-Jude war, war Franziska Neumann nach 1933 vor der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung von Juden zunächst geschützt. Allerdings verstarb Conrad Neumann am 2. Dezember 1940 im Krankenhaus Am Urban: Er hatte Selbstmord begangen, die näheren Umstände sind unbekannt.

Nach dem Tod ihres Ehemannes lebte Franziska Neumann von der Wohlfahrt. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Franziska Neumann wurde am 5. September 1942 mit dem 19. Osttransport nach Riga deportiert, wo sie unmittelbar nach der Ankunft am 8. September ermordet wurde.