Jean Goldschmidt

Location 
Heiligenberger Straße 10
District
Karlshorst
Stone was laid
14 September 2007
Born
02 April 1886 in Berlin
Dead
19 October 1941 in Sachsenhausen

Jean Goldschmidt wurde am 2. April 1886 als ältester Sohn des jüdischen Ehepaares Minna (geborene Meyer) und Louis Goldschmidt in Berlin geboren. Er hatte fünf Schwestern und einen Bruder. Als seine jüngste Schwester Eva zur Welt kam, war er bereits 17 Jahre alt. Bis zu seinem 15. Lebensjahr besuchte Jean Goldschmidt die Realschule Groß-Lichterfelde und machte anschließend eine dreijährige kaufmännische Lehre. Er besaß kurze Zeit ein eigenes Geschäft, das er aber bereits 1914 aufgeben musste. Mit knapp 29 Jahren wurde er im März 1915 eingezogen und war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Soldat des Deutschen Kaiserreichs. <br />
Ab 1918 war Jean Goldschmidt als Angestellter des Öffentlichen Dienstes in Berlin für verschiedene Behörden tätig. Anfangs arbeitete er in der Armendirektion, dann im Wohlfahrtsamt und bei der Steuerkasse. 1927 trat er den Dienst beim Katasteramt Nord-West in der Markgrafenstraße an, wo er wiederum mit Steuerarbeiten betraut war. Als er am 27. September 1923 heiratete, wohnte Jean Goldschmidt in Karlshorst in der Heiligenbergerstraße 4. Seine Frau, die gelernte Schneiderin Martha Zimdars, hatte bis zur Heirat im Wedding gewohnt. Sie war ebenfalls gebürtige Berlinerin. Im Gegensatz zu ihrem Mann war sie nicht jüdischer Abstammung. Die Ehe blieb kinderlos. <br />
Ende Juni 1933 wurde Jean Goldschmidt entlassen und blieb anschließend erwerbslos. Seine Kündigung aufgrund der Zweiten Verordnung zur Durchführung des antisemitischen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ hatte er vier Tage zuvor erhalten. <br />
Am 17. Juni 1941 wurde Jean Goldschmidt ins Polizeipräsidium am Alexanderplatz vorgeladen. Da der zuständige Sachbearbeiter offenbar nicht anwesend war, wurde er für den nächsten Tag erneut dorthin bestellt. Als er nicht nach Hause zurückkehrte und auch nach zehn Tagen noch keine Nachricht von ihm gekommen war, wandte sich seine Frau Martha verzweifelt an die Beratungsstelle der Jüdischen Gemeinde. Der dort tätige Anwalt Walter Hirsch, der als jüdischer sogenannter Konsulent nur zur rechtlichen Vertretung und Beratung von Juden zugelassen war, versuchte etwas über den Verbleib von Jean Goldschmidt zu erfahren. An die Gestapo schrieb er: <br />
„Herr Goldschmidt dürfte sich auf dem Polizeipräsidium oder in einem Konzentrationslager befinden. Näheres ist seiner Ehefrau nicht bekannt. Ebensowenig weiß ich, aus welchem Grunde Herr Goldschmidt vorgeladen und nicht mehr entlassen worden ist. Dagegen kann ich ausführen, dass Herr Goldschmidt für Äußerungen, die er getan haben könnte, oder für Handlungen, die er begangen haben könnte, nicht verantwortlich ist. Er leidet unter Paranoia, hat jedoch nichts bisher dagegen getan, weil er, wie aus der Art dieser Krankheit erklärlich, nicht zu bewegen war, einen Nervenarzt aufzusuchen. Goldschmidt war bis Mitte oder Ende 1933 Behördenangestellter bei dem Katasteramt Nord-West. Dann wurde er als Nichtarier entlassen. In dieser Zeit scheint aus den für ihn eintretenden Umständen heraus seine Krankheit sich entwickelt zu haben. Es fiel seiner Frau schon seit Jahren auf, dass er ein recht merkwürdiges Verhalten an den Tag legte, sich ebenso wie seine Ehefrau von anderen Leuten verfolgt und bedroht wähnte und entsprechend reagierte.“ <br />
Jean Goldschmidt kehrte nicht nach Hause zurück. Er wurde am 20. August 1941 ins KZ Sachsenhausen deportiert. Am 13. Oktober wurde er auf die Krankenstation verlegt, wo er am 29. Oktober 1941 im Alter von 55 Jahren angeblich an den Folgen einer Ruhrerkrankung starb. <br />
Von seinen sechs Geschwistern überlebte einzig sein Bruder Max die nationalsozialistische Herrschaft. Seine Schwestern Selma und Betty wurden am 17. November 1941 nach Kowno deportiert, Lotte zehn Tage später nach Riga. Alle drei wurden ermordet. Die Schwestern Herta (verheiratete Eggert) und Eva starben beide 1939 in Berlin. Jean Goldschmidts Witwe lebte bis zu ihrem Tod Anfang 1992 in Berlin.<br />
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Jean Goldschmidt wurde am 2. April 1886 als ältester Sohn des jüdischen Ehepaares Minna (geborene Meyer) und Louis Goldschmidt in Berlin geboren. Er hatte fünf Schwestern und einen Bruder. Als seine jüngste Schwester Eva zur Welt kam, war er bereits 17 Jahre alt. Bis zu seinem 15. Lebensjahr besuchte Jean Goldschmidt die Realschule Groß-Lichterfelde und machte anschließend eine dreijährige kaufmännische Lehre. Er besaß kurze Zeit ein eigenes Geschäft, das er aber bereits 1914 aufgeben musste. Mit knapp 29 Jahren wurde er im März 1915 eingezogen und war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Soldat des Deutschen Kaiserreichs.
Ab 1918 war Jean Goldschmidt als Angestellter des Öffentlichen Dienstes in Berlin für verschiedene Behörden tätig. Anfangs arbeitete er in der Armendirektion, dann im Wohlfahrtsamt und bei der Steuerkasse. 1927 trat er den Dienst beim Katasteramt Nord-West in der Markgrafenstraße an, wo er wiederum mit Steuerarbeiten betraut war. Als er am 27. September 1923 heiratete, wohnte Jean Goldschmidt in Karlshorst in der Heiligenbergerstraße 4. Seine Frau, die gelernte Schneiderin Martha Zimdars, hatte bis zur Heirat im Wedding gewohnt. Sie war ebenfalls gebürtige Berlinerin. Im Gegensatz zu ihrem Mann war sie nicht jüdischer Abstammung. Die Ehe blieb kinderlos.
Ende Juni 1933 wurde Jean Goldschmidt entlassen und blieb anschließend erwerbslos. Seine Kündigung aufgrund der Zweiten Verordnung zur Durchführung des antisemitischen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ hatte er vier Tage zuvor erhalten.
Am 17. Juni 1941 wurde Jean Goldschmidt ins Polizeipräsidium am Alexanderplatz vorgeladen. Da der zuständige Sachbearbeiter offenbar nicht anwesend war, wurde er für den nächsten Tag erneut dorthin bestellt. Als er nicht nach Hause zurückkehrte und auch nach zehn Tagen noch keine Nachricht von ihm gekommen war, wandte sich seine Frau Martha verzweifelt an die Beratungsstelle der Jüdischen Gemeinde. Der dort tätige Anwalt Walter Hirsch, der als jüdischer sogenannter Konsulent nur zur rechtlichen Vertretung und Beratung von Juden zugelassen war, versuchte etwas über den Verbleib von Jean Goldschmidt zu erfahren. An die Gestapo schrieb er:
„Herr Goldschmidt dürfte sich auf dem Polizeipräsidium oder in einem Konzentrationslager befinden. Näheres ist seiner Ehefrau nicht bekannt. Ebensowenig weiß ich, aus welchem Grunde Herr Goldschmidt vorgeladen und nicht mehr entlassen worden ist. Dagegen kann ich ausführen, dass Herr Goldschmidt für Äußerungen, die er getan haben könnte, oder für Handlungen, die er begangen haben könnte, nicht verantwortlich ist. Er leidet unter Paranoia, hat jedoch nichts bisher dagegen getan, weil er, wie aus der Art dieser Krankheit erklärlich, nicht zu bewegen war, einen Nervenarzt aufzusuchen. Goldschmidt war bis Mitte oder Ende 1933 Behördenangestellter bei dem Katasteramt Nord-West. Dann wurde er als Nichtarier entlassen. In dieser Zeit scheint aus den für ihn eintretenden Umständen heraus seine Krankheit sich entwickelt zu haben. Es fiel seiner Frau schon seit Jahren auf, dass er ein recht merkwürdiges Verhalten an den Tag legte, sich ebenso wie seine Ehefrau von anderen Leuten verfolgt und bedroht wähnte und entsprechend reagierte.“
Jean Goldschmidt kehrte nicht nach Hause zurück. Er wurde am 20. August 1941 ins KZ Sachsenhausen deportiert. Am 13. Oktober wurde er auf die Krankenstation verlegt, wo er am 29. Oktober 1941 im Alter von 55 Jahren angeblich an den Folgen einer Ruhrerkrankung starb.
Von seinen sechs Geschwistern überlebte einzig sein Bruder Max die nationalsozialistische Herrschaft. Seine Schwestern Selma und Betty wurden am 17. November 1941 nach Kowno deportiert, Lotte zehn Tage später nach Riga. Alle drei wurden ermordet. Die Schwestern Herta (verheiratete Eggert) und Eva starben beide 1939 in Berlin. Jean Goldschmidts Witwe lebte bis zu ihrem Tod Anfang 1992 in Berlin.