Regina Rebeka Schenk née Weingarten

Location 
Görlitzer Straße 67
District
Kreuzberg
Stone was laid
10 April 2024
Born
07 March 1877 in Czernowitz (Herzogtum Bukowina / Österreich)
Deportation
on 08 December 1944 to Theresienstadt
Survived

Regina Rebeka Weingarten kam am 7. März 1877 in Czernowitz (Herzogtum Bukowina / Österreich) als Tochter des jüdischen Kaufmanns Peritz Peter Weingarten und dessen Ehefrau Scheindel Jeanette, geb. Brunnwasser, zur Welt. Czernowitz liegt heute in der Westukraine, nahe der Grenze zu Rumänien und Moldau. Die Bukowina, deren Landeshauptstadt Czernowitz war, gehörte damals zur Habsburgermonarchie. Die Stadt war multikulturell und bestand aus Deutschen, Rumänen, Ukrainern, Polen und Juden, 1880 machten letztere 30% der Stadtbevölkerung aus. Die im öffentlichen Leben und in der Wirtschaft dominierende Sprache war das Deutsche. 

Regina hatte mindestens noch zwei Schwestern, die ebenfalls in Czernowitz geboren wurden: Fanni (*1879) und Ester (*1883). Um 1890 übersiedelte die Familie Weingarten nach Berlin, wo 1892 der Bruder Oskar zur Welt kam, der aber nur wenige Tage alt wurde.

Nach der Volksschule erlernte Regina den Beruf der Möbelpoliererin. Sie heiratete am 23. Februar 1901 in Berlin den Schlosser und Klempner Hermann Martin Schenk, geb. am 6. Oktober 1872 in Naugard (Pommern). Am 16. April 1903 kam der Sohn Willy zur Welt, der, wie sein Vater, evangelisch getauft wurde. 

Das junge Ehepaar lebte zunächst an verschiedenen Adressen im nordöstlichen Friedrichshain, um 1905 zogen sie in die Mirbachstraße (heute Bänschstraße), seit etwa 1910 wohnten sie in der Nr. 72 (heute Nr. 33). Dort betrieb Hermann Schenk ein Gasglühlicht-Geschäft sowie eine Schlosserei und Klempnerei. Er scheint mit seinem Unternehmen erfolgreich gewesen zu sein, denn um 1926 erwarb er das Haus Görlitzer Straße 67 in Kreuzberg. Etwa 1934 bezog das Ehepaar Schenk dort auch eine Wohnung.

Der Sohn Willy hatte ebenfalls den Beruf des Klempners und Installateurs erlernt und 1931 das väterliche Geschäft übernommen. Im selben Jahr heiratete er Elsa Sommer, 1932 wurde Reginas Enkel Horst geboren.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 begann die schrittweise Entrechtung und Verfolgung von Juden. Regina Schenk war davor zunächst geschützt, weil sie in einer sogenannten „privilegierten Mischehe“ lebte – ihr Mann war nichtjüdisch. Hermann Schenk verstarb jedoch am 9. August 1938 im Krankenhaus Bethanien an Krebs.

Da der Sohn Willy „Halbjude“ war, wurde sein Klempnerei-Betrieb zunehmend boykottiert und er hatte Ende der 1930er Jahre große Schwierigkeiten, damit den Lebensunterhalt für seine Familie zu bestreiten. Ab 1940 war er bei der Firma Jungeblut & Co. in der Waldemarstraße dienstverpflichtet. 

Regina Schenk lebte seit April 1942, nach anderen Angaben seit August 1943, unangemeldet im etwa 50 km östlich von Berlin gelegenen Dahmsdorf-Müncheberg, um sich dem Zugriff der Gestapo zu entziehen. Im Oktober 1944 wurde sie dennoch verhaftet. Vom Sammellager in der Schulstraße 78, das sich in der ehemaligen Pathologie des Jüdischen Krankenhauses im Wedding befand, wurde sie am 8. Dezember 1944 mit dem 114. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert.

Ihr Sohn Willy wurde im Oktober 1944 von der Organisation Todt zwangsrekrutiert und nach Thüringen, in die Nähe von Bad Salzungen, verschleppt. Er musste in Springen und Abteroda, Außenlagern des KZ Buchenwald, unter unmenschlichen Bedingungen schwerste Zwangsarbeit leisten: In einem stillgelegten Kalischacht sollte eine unterirdische Fertigungsstätte der BMW Flugmotorenfabrik Eisenach aufgebaut werden. Willy Schenk überstand die menschenunwürdige Unterbringung, härteste körperliche Arbeit, unzureichende Kleidung, Mangelernährung, Kälte und Krankheiten „nur durch wunderbares kameradschaftliches Zusammenhalten und gegenseitige Hilfe“ der Häftlinge, wie er nach dem Krieg schildert. Anfang April 1945 wurden die Zwangsarbeiter durch amerikanische Truppen befreit, im Mai kehrte Willy Schenk nach Berlin zurück.

Seine Mutter erlebte die Befreiung des Ghettos Theresienstadt am 8. Mai 1945 durch die Rote Armee. Sie kehrte im Sommer 1945 nach Berlin zurück und lebte dann in Charlottenburg. Regina Schenk verstarb am 2. August 1949 in Berlin-Wilmersdorf nach einem Schlaganfall.

Ihre Schwester Ester Weingarten war am 6. März 1943 mit dem 35. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet worden. Reginas Schwester Fanni hatte 1914 den Nichtjuden Konrad Scharlock geheiratet und war aufgrund dieser „Mischehe“ vor der Deportation geschützt. Sie starb 1952 in Berlin.