Paula Landeck née Schwersenz

Location 
Friedrichsberger Straße 7
District
Friedrichshain
Stone was laid
05 May 2024
Born
21 January 1910 in Mlynietz (Westpreußen) / Młyniec Drugi
Deportation
on 04 March 1943 to Auschwitz
Murdered

Paula Schwersenz kam am 21. Januar 1910 in Mlynietz in Westpreußen als Tochter von Josef und Flora Schwersenz zur Welt. Ihr Vater, der eigentlich Schneider von Beruf war, betrieb im Dorf Mlynietz (polnisch Młyniec Drugi), das 18 km östlich von Thorn liegt, eine Gastwirtschaft. Paula, die einer jüdischen Familie entstammte, hatte drei Geschwister: Herbert (*1904), Reinhold (*1906) und Erna (*1907). Ihre Mutter verstarb jung. Über die Kindheit und Jugend von Paula Schwersenz haben sich ansonsten keine Informationen erhalten. 

Die Familie übersiedelte Anfang der 1920er Jahre nach Berlin, da das Gebiet um Thorn nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach dem Friedensvertrag von Versailles an die neuerrichtete Republik Polen abgetreten werden musste.

Seit etwa 1933 wohnte Paula mit ihrem Vater, der als Schneider arbeitete, in der Friedrichsberger Straße 12. Paula Schwersenz verdiente ihren Lebensunterhalt als Lederarbeiterin.

Sie heiratete am 6. Oktober 1937 in Berlin den Fleischergesellen Kurt Landeck, geb. am 16. Mai 1904 in Naugard (Pommern). Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Das junge Ehepaar bezog im Haus Friedrichsberger Straße 7 ein Zimmer mit Küche.

Am 27. August 1938 wurde der Sohn Sami geboren, der jedoch am 5. November 1938 im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde an einer Lungen- und Rippenfellvereiterung verstarb. Am 26. März 1940 kam die Tochter Bela zur Welt.

Paulas Ehemann musste zuletzt Zwangsarbeit bei den Mauser Werken, einem Waffenhersteller, am Eichborndamm in Berlin-Reinickendorf leisten. Kurt Landeck wurde am 27. Februar 1943 Opfer der „Fabrikaktion“, bei der die bis dahin von der Deportation verschonten letzten Berliner Juden, die in kriegswichtigen Betrieben zwangsbeschäftigt waren, verhaftet und deportiert wurden. 

Paula Landeck, ihr Ehemann Kurt und die fast 3-jährige Tochter Bela wurden am 4. März 1943 mit dem 34. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Paulas Bruder Reinhold war bereits im Februar 1941 im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde an einem Lungenriss verstorben, den er wahrscheinlich bei der Zwangsarbeit durch die Verletzung mit einem Traktor erlitten hatte. Reinhold Schwersenz' Ehefrau Charlotte, geb. Segall, wurde mit den Kindern Heinz, Gittel und Zilla am 19. Oktober 1942 mit dem 21. Osttransport nach Riga deportiert und am 22. Oktober ermordet.

Paulas Bruder Herbert Schwersenz und dessen Ehefrau Rosa, geb. Kirsch, sowie ihre Schwester Erna, deren Ehemann Ludwig Schück und die Tochter Dorothea wurden am 12. Januar 1943 mit dem 26. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet. 

Paulas Vater Josef Schwersenz wurde am 17. März 1943 mit dem 4. großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Er überstand die im Ghetto grassierenden Krankheiten, die Mangelernährung, die schlechte Unterkunft sowie die trostlose hygienische Situation. Er heiratete dort sogar eine entfernte Verwandte, Regina Breslauer, geb. Fränkel, geb. 1878 in Punitz (Posen). Sie war am 28. Oktober 1942 mit dem 68. Alterstransport aus Berlin nach Theresienstadt verschleppt worden.

Das Ehepaar hatte das Glück, zu einem Transport von 1200 Menschen zu gehören, der am 5. Februar 1945 aus dem Ghetto in die Schweiz abfuhr.

Von einer jüdischen Organisation um Unterstützung gebeten, nutzte der wegen seiner pro-faschistischen Einstellung in der Kritik stehende Schweizer Alt-Bundespräsident Jean-Marie Musy seine Beziehungen zu Himmler, um die Befreiung jüdischer Gefangener aus Theresienstadt zu erreichen. Seine Schuld am Holocaust und den Untergang des nationalsozialistischen Deutschen Reiches vor Augen, versuchte Heinrich Himmler offenbar mit der Rettung von Juden zukünftige Strafen für seine Verbrechen zu mildern. Weitere erhoffte Transporte scheiterten am persönlichen Veto Adolf Hitlers.

Die Befreiten trafen am 7. Februar 1945 in St. Gallen ein und wurden in verschiedenen Orten der Schweiz untergebracht. Josef Schwersenz verbrachte seine letzten Lebensjahre mit seiner Ehefrau in einem Altersheim in der am Genfersee gelegenen Stadt Vevey, wo er am 15. Februar 1953 starb.