Hirsch Gulko

Location 
Dunckerstraße 2 a
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
12 September 2008
Born
12 August 1877 in Odessa
Occupation
Schneider
Deportation
on 29 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Later deported
on 04 May 1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
in Chełmno / Kulmhof

Hirsch Gulko wurde am 12. August 1877 in Odessa geboren. Über sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend in der damals russischen Hafenstadt am Schwarzen Meer haben sich keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde der Stadt an, die im 18. und 19. Jahrhundert die Geschicke der Stadt entscheidend mitgeprägt hatte. 1817 war Odessa zum zollfreien Hafen erklärt worden und danach hatte sich die Stadt rasch zu einem wirtschaftlichen und kosmopolitischen Zentrum entwickelt. Im 19. Jahrhundert war sie eine der bedeutendsten Metropolen jüdischer Publizistik, der Literatur und des Theaters in Russland. Seit 1826 gab es in der Stadt eine jüdische Schule, die in späteren Jahren möglicherweise auch Hirsch Gulko besuchte, und 1855 wurde in Odessa mit der Or-Sameach-Synagoge die Hauptsynagoge der Stadt eröffnet. Zur Zeit der Zaren kam es zu mehreren Pogromen und schweren Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung in der Stadt, dem ersten Pogrom 1821 folgten weitere in den Jahren 1859, 1871, 1881. Bei einem erneuten Gewaltausbruch 1905 wurden mehr als 300 Menschen getötet. Nach den Massakern von 1881 hatte eine Auswanderungswelle nach Westeuropa und in die USA eingesetzt. Vermutlich war auch die Familie von Hirsch Gulko in der Zeit zwischen den Jahren 1881 und 1905 in Richtung Westen emigriert und hatten sich spätestens in den 1910er-Jahren in Berlin niedergelassen.

Hirsch Gulko arbeitete in der Hauptstadt als Zigarettenfabrikant und Tabakschneider. 1914 lebte er in einer Wohnung in der Weißenburger Straße 10 im Prenzlauer Berg (der heutigen Kollwitzstraße). In den Kriegsjahren zog er in die unweit gelegene Metzer Straße 5 und 1919 schließlich in die Lychener Straße 126. Mitte der 1920er-Jahre wechselte Hirsch Gulko das Metier und eröffnete in der Lychener Straße eine Schneiderei. Im Jahr 1928 verlegte er das Geschäft und seine Wohnadresse in die Dunckerstaße 2a in der Nähe des Helmholtzplatzes. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Hirsch Gulko im Berlin der Weimarer Republik vermitteln könnten. Anfang der 1930er-Jahre muss Hirsch die gebürtige Berlinerin Lina Eitzer kennengelernt haben, die wie ihre Schwester Dorothea Eitzer in der Hauptstadt als Näherin tätig war, und heiratete sie im Jahr 1934.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen das Ehepaar Gulko und ihre Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Erlasse und Sondergesetze drängten die Gulkos in die Position von Rechtlosen. Ab 1933/1934 war das Ehepaar auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Ob sie in den 1930er-Jahren Pläne verfolgten, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Mitte bis Ende der 1930er-Jahre musste Hirsch Gulko seine Schneiderei aufgeben. Das Ehepaar bestritt seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten als Schneider. Das Leben in Berlin wurde für die Gulkos Ende der 1930er-Jahre und Anfang der 1940er-Jahre zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Noch während des Oktobers erhielten Hirsch und Lina Gulko den Deportationsbescheid. Sie mussten sich im provisorisch umfunktionierten Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8 einfinden. Von dort wurden die beiden am 29. Oktober 1941 mit dem „3. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Nachdem sie die unmenschlichen Bedingungen in Litzmannstadt ein halbes Jahr überlebt hatten, wurden sie von dort am 4. Mai 1942 gemeinsam in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) weiterdeportiert, wo beide unmittelbar nach ihrer Ankunft im Alter von 64 Jahren ermordet wurden. Linas Schwester Dorothea Eitzer war einen Monat zuvor, am 2. April 1942, aus ihrer letzten Berliner Wohnung in der Metzer Straße 15 in das Ghetto Warschau deportiert worden. Sie wurde entweder in Warschau oder später in einem der Vernichtungslager ermordet.

Hirsch Gulko wurde am 12. August 1877 in Odessa geboren. Über sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend in der damals russischen Hafenstadt am Schwarzen Meer haben sich keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde der Stadt an, die im 18. und 19. Jahrhundert die Geschicke der Stadt entscheidend mitgeprägt hatte. 1817 war Odessa zum zollfreien Hafen erklärt worden und danach hatte sich die Stadt rasch zu einem wirtschaftlichen und kosmopolitischen Zentrum entwickelt. Im 19. Jahrhundert war sie eine der bedeutendsten Metropolen jüdischer Publizistik, der Literatur und des Theaters in Russland. Seit 1826 gab es in der Stadt eine jüdische Schule, die in späteren Jahren möglicherweise auch Hirsch Gulko besuchte, und 1855 wurde in Odessa mit der Or-Sameach-Synagoge die Hauptsynagoge der Stadt eröffnet. Zur Zeit der Zaren kam es zu mehreren Pogromen und schweren Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung in der Stadt, dem ersten Pogrom 1821 folgten weitere in den Jahren 1859, 1871, 1881. Bei einem erneuten Gewaltausbruch 1905 wurden mehr als 300 Menschen getötet. Nach den Massakern von 1881 hatte eine Auswanderungswelle nach Westeuropa und in die USA eingesetzt. Vermutlich war auch die Familie von Hirsch Gulko in der Zeit zwischen den Jahren 1881 und 1905 in Richtung Westen emigriert und hatten sich spätestens in den 1910er-Jahren in Berlin niedergelassen.

Hirsch Gulko arbeitete in der Hauptstadt als Zigarettenfabrikant und Tabakschneider. 1914 lebte er in einer Wohnung in der Weißenburger Straße 10 im Prenzlauer Berg (der heutigen Kollwitzstraße). In den Kriegsjahren zog er in die unweit gelegene Metzer Straße 5 und 1919 schließlich in die Lychener Straße 126. Mitte der 1920er-Jahre wechselte Hirsch Gulko das Metier und eröffnete in der Lychener Straße eine Schneiderei. Im Jahr 1928 verlegte er das Geschäft und seine Wohnadresse in die Dunckerstaße 2a in der Nähe des Helmholtzplatzes. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Hirsch Gulko im Berlin der Weimarer Republik vermitteln könnten. Anfang der 1930er-Jahre muss Hirsch die gebürtige Berlinerin Lina Eitzer kennengelernt haben, die wie ihre Schwester Dorothea Eitzer in der Hauptstadt als Näherin tätig war, und heiratete sie im Jahr 1934.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen das Ehepaar Gulko und ihre Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Erlasse und Sondergesetze drängten die Gulkos in die Position von Rechtlosen. Ab 1933/1934 war das Ehepaar auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Ob sie in den 1930er-Jahren Pläne verfolgten, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Mitte bis Ende der 1930er-Jahre musste Hirsch Gulko seine Schneiderei aufgeben. Das Ehepaar bestritt seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten als Schneider. Das Leben in Berlin wurde für die Gulkos Ende der 1930er-Jahre und Anfang der 1940er-Jahre zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Noch während des Oktobers erhielten Hirsch und Lina Gulko den Deportationsbescheid. Sie mussten sich im provisorisch umfunktionierten Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8 einfinden. Von dort wurden die beiden am 29. Oktober 1941 mit dem „3. Osttransport“ über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Nachdem sie die unmenschlichen Bedingungen in Litzmannstadt ein halbes Jahr überlebt hatten, wurden sie von dort am 4. Mai 1942 gemeinsam in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) weiterdeportiert, wo beide unmittelbar nach ihrer Ankunft im Alter von 64 Jahren ermordet wurden. Linas Schwester Dorothea Eitzer war einen Monat zuvor, am 2. April 1942, aus ihrer letzten Berliner Wohnung in der Metzer Straße 15 in das Ghetto Warschau deportiert worden. Sie wurde entweder in Warschau oder später in einem der Vernichtungslager ermordet.