Erich Heine

Location 
Deidesheimer Straße 9
District
Wilmersdorf
Stone was laid
16 June 2022
Born
13 May 1886 in Neubrandenburg
Occupation
Schneider
Deportation
on 14 June 1938 to Buchenwald
Murdered
02 July 1938 in Buchenwald

Erich Heine wurde am 13. Mai 1886 in Neubrandenburg geboren. Seine Eltern waren Martha Heine geb. Levy, geboren 1860 und Max Heine, geboren 1849, von Beruf Pferdehändler, beide waren Juden. Erich war von Beruf Schneider. Er hatte zwei ältere Geschwister, Georg, geboren 1884, ebenfalls Pferdehändler, und Selma, geboren 1883, von Beruf Weberin. Beide zogen später mit ihren Familien nach Chemnitz.

Erich Heines Großonkel Isidor Heine war der letzte Rektor der Synagoge in Neubrandenburg. Er starb 1942, einen Tag vor seiner Deportation in ein Konzentrationslager. Er war vermutlich der letzte Jude, der in Neubrandenburg lebte, nach seinem Tod wurde seine Heimatstadt für „judenfrei“ erklärt. Mehrere Familienmitglieder von Erichs Vater wurden deportiert und kamen in den Lagern ums Leben.

Erich wohnte nach seinem Umzug von Mecklenburg-Vorpommern nach Berlin bei seiner inzwischen verwitweten Mutter Martha in der Deidesheimer Straße. 9 in Wilmersdorf.

Bei einer Razzia im Juni 1938 wurde Erich inhaftiert und am 14. Juni in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar deportiert.

Diese sogenannte „Juni-Aktion“ wurde offiziell ins Leben gerufen, um „arbeitsscheue“ Männer von der Straße zu holen, tatsächlich sollte sie dem NS-Regime billige männliche Arbeitskräfte zur Verfügung stellen. Von den 9.000 gefangenen Männern waren 2.300 Juden.

Erich Heine starb am 2. Juli 1938, zwei Wochen nach seiner Inhaftierung, auf der Krankenstation des Lagers. Offiziell wurde bei ihm „Lungenentzündung“ diagnostiziert, ein Eintrag in seinem Totenschein vom KZ Buchenwald ersetzte einen ersten handschriftlichen Eintrag „auf der Flucht erschossen“.

Seine Urne wurde nach Berlin geschickt und er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee neben seiner 1937 verstorbenen Mutter Martha beigesetzt. Es gibt keinen Grabstein, aber die Grabstätte ist der Familie bekannt. 

Seiner 1883 geborenen Schwester Selma war mit ihrem Mann Hans Bernstein und den Kindern Kaete (Kate), geboren 1906, Fritz (Fred), geboren 1916, und Karl Ludwig (Charles), geboren 1920, die Flucht gelungen. 1938 starteten sie von Chemnitz aus über die Schweiz, dann an Bord eines Schiffes in Southampton, Großbritannien, und gelangten schließlich über Kuba nach New York, wo sie 1943 endlich in Kalifornien ein neues Leben beginnen konnten. Selma starb 1970.

Erichs Bruder Fritz war Soldat der britischen Armee und starb 1942 in Wales, Großbritannien. Erich Heines Nichte Kate Bernstein, verheiratet mit Heinz Joseph Franck, hatte zwei Kinder. Sie starb 1952 in Kalifornien. Charles Bernstein wurde 1942 in die amerikanische Armee eingezogen und arbeitete später als Landwirt. Er starb 1990.

Auch Erich Heines Bruder Georg, geboren 1884, gelang zusammen mit seiner Frau Margarethe, der Tochter und den beiden Söhnen Gerhard und Hans die Flucht. 1939 bestiegen sie den Dampfer „Njassa“ und fanden für viele Jahre Schutz in Kenia, wo Georg 1963 starb.

Georg und Margarethes Sohn Gerhard bekamen später einen Sohn namens Eric (benannt nach seinem Großonkel Erich). Über Hans haben wir keine Informationen.

Die Enkelin von Georg und Margarethe (geb. Heine und verheiratete Joseph) hatte einen Sohn Stephen Joseph, der den Stolperstein für seinen Großonkel Erich Heine stiftete. Er kam in Kenia zur Welt und lebte dort bis zu seinem elften Lebensjahr. Von dort zog die Familie nach Kalifornien und erst viele Jahre später fanden sie, ganz in der Nähe, weitere Familienangehörige, von denen sie bis dahin nichts gewusst hatten