Frida Fabian née Simon

Location 
Reichenberger Straße 86
District
Kreuzberg
Stone was laid
08 October 2023
Born
01 March 1886 in Dresden
Escape
1934 Frankreich, 1935 Brasilien
Survived

Frida Simon kam am 1. März 1886 in Dresden als ältestes Kind des jüdischen Kaufmanns Max Simon und dessen Ehefrau Ida, geb. Hoffnung, zur Welt. Sie hatte zwei jüngere Brüder, Fritz (*1888) und Alfred (*1897). Frida war ihren Brüdern eng verbunden und passte häufig auf sie auf. Ihr Vater starb, als sie 17 Jahre alt war. Ihre Mutter sorgte nun für die Familie und übernahm das Textilwarengeschäft.

Am 19. November 1908 heiratete Frida Simon in Dresden den Arzt Dr. Sally Fabian, geb. am 17. Januar 1872 in Neustettin (Pommern). Sie zog zu ihrem Mann nach Berlin, wo am 6. Oktober 1909 der Sohn Kurt Julius und am 22. September 1913 die Tochter Hildegard Henriette, genannt Hilde, geboren wurden. Die Familie lebte in der Reichenberger Straße 86 in Kreuzberg in einer großen, gut eingerichteten Wohnung, in der sich auch die gutgehende Arztpraxis von Dr. Sally Fabian befand. Frida kümmerte sich um die Erziehung der Kinder und den Haushalt. Sie waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlin und begingen die jüdischen Feiertage.

Die Boykottmaßnahme der Nazis am 1. April 1933 gegen jüdische Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen veranlasste das Ehepaar Fabian, die Tochter Hilde aus Angst vor weiterer Gewalt und Vergewaltigungen jüdischer Frauen nach Paris zu schicken. Dr. Sally Fabian musste im selben Jahr aufgrund der Verordnung vom 22. April 1933, die ihm die kassenärztliche Zulassung entzog, seine Praxis aufgeben und verkaufen. 1934 emigrierte Frida mit ihrem Mann zunächst nach Paris und im Februar 1935 weiter nach São Paulo, Brasilien, wo bereits seit kurzer Zeit ihr Sohn Kurt mit seiner Frau Gerda lebte. Anfang 1939 kam auch Fridas Mutter Ida Simon mit dem Schiff Cap Arcona nach Brasilien.

Ihre Brüder waren in die Niederlande ausgewandert. Alfred Simon wurde am 25. Mai 1943 vom Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet. Fritz Simon wurde am 5. September 1944 von Den Haag nach Auschwitz verschleppt, erlebte aber die Befreiung des Lagers.

Bis zum Kriegsende lebte Ida Simon gemeinsam mit dem Ehepaar Fabian in einem Haus. Fridas Mutter kehrte dann vermutlich 1946 nach Europa zurück und wohnte bis zu ihrem Tod 1956 in Amsterdam bei ihrem Sohn Fritz, der nach dem Krieg wieder in den Niederlanden lebte.

Sally und Frida Fabians Tochter Hilde hatte in Frankreich 1934 den deutsch-jüdischen Emigranten Gerhard Spiegel geheiratet und war mit ihm 1938 in die USA ausgewandert. Das Ehepaar Fabian zog 1946 zu seiner Tochter nach Glencoe (Illinois), einem Vorort von Chicago, die dort mit ihrem Ehemann und den beiden Töchtern lebte.

Nach dem Tod ihres Ehemannes Sally am 15. November 1948 blieb Frida zunächst in den USA, kehrte aber im September 1964 nach Berlin zurück, wo ihr Sohn Kurt mit seiner Familie lebte. Er war 1947 nach Berlin zurückgegangen und als Richter in Berlin-Zehlendorf tätig.

Frida Fabian wohnte in einem jüdischen Altenheim in Berlin-Lichterfelde in der Baseler Straße 11 und starb mit 79 Jahren am 26. Dezember 1965 in Berlin.