Kurt Donn

Verlegeort
Strausberger Platz 1
Historischer Name
Große Frankfurter Straße 52
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
14. Juni 2018
Geboren
27. Juli 1904 in Magdeburg
Beruf
Bankbeamter
Flucht
1938 Frankreich, Kolumbien
Verhaftet
13. Juni 1938 bis 24. Juni 1938 in Buchenwald
Überlebt

Kurt Donn kam am 27. Juli 1904 in Magdeburg als Sohn des jüdischen Kaufmanns Emil Donn und dessen Ehefrau Klara, geb. Pless, zur Welt. Der Vater stammte aus der Provinz Brandenburg, die Mutter aus Pommern. Beide hatten 1898 geheiratet und noch drei weitere Kinder: Edith (geb. 1899), Heinz (geb. 1903) und Werner (geb. 1911). Alle Kinder kamen in Magdeburg zur Welt, wo Emil Donn als Prokurist der Firma Gebrüder Mengering beschäftigt war. <br />
Die Familie zog 1914 nach Berlin, im selben Jahr taucht Emil Donn das erste Mal im Berliner Adressbuch auf: Er betrieb die „Dampfwäscherei Senta“ in der Schönhauser Allee 167a.<br />
1915 zog die Familie in eine 5- oder 6-Zimmer-Wohnung in der Weißenburger Straße 75 im Bezirk Prenzlauer Berg (heute Kollwitzstraße). Ab 1932 wohnte sie laut Adressbuch im Badener Ring 40c in Tempelhof. 1935 wanderte Heinz Donn, der eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte, nach Palästina aus, Bruder Werner emigrierte in die USA. <br />
Nach Aussagen seiner Frau gegenüber dem Entschädigungsamt studierte Kurt Donn nach dem Abitur einige Semester Medizin. Er brach das Studium jedoch ab und entschied sich für eine kaufmännische Ausbildung. Er arbeitete dann als Bankbeamter im Bankhaus Eugen Rab & Co. und wohnte in der Großen Frankfurter Straße 52 (heute Strausberger Platz 1). <br />
1934 verlor er seine Stelle wegen der beginnenden Verfolgung. Danach konnte er keine Anstellung mehr finden und hatte Schwierigkeiten, mit Gelegenheitsarbeiten seinen Lebensunterhalt zu sichern.<br />
Er heiratete, nachdem sie sich erst kurze Zeit kannten, standesamtlich am 29. April 1938 die Schneiderin Hanni Biermann, geb. am 26. Februar 1917 in Berlin. Die Trauung nach jüdischem Ritus erfolgte am 12. Juni 1938. <br />
Kurt Donn wurde nur einen Tag später im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ verhaftet. Bei dieser Aktion wurden im April und Juni 1938 bei zwei Verhaftungswellen mehr als 10.000 Männer als sogenannte Asoziale in Konzentrationslager verschleppt. Während der sogenannten Juni-Aktion wurden dabei auch rund 2300 Juden inhaftiert, die aus mannigfaltigen Gründen Vorstrafen erhalten hatten. Diese beruhten oftmals auf verfolgungsspezifischen Delikten, wie zum Beispiel Devisenvergehen, oder gingen auf marginale Delikte, wie die Übertretung von Verkehrsvorschriften, zurück. Kurt Donn wurde in Schutzhaft genommen, weil er eine sechsmonatige Gefängnisstrafe wegen angeblicher Unterschlagung verbüßt hatte. Er war einer von 1256 jüdischen Männern, die im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ ins KZ Buchenwald verschleppt wurden.<br />
Seiner Frau Hanni gelang es, die Entlassung ihres Mannes zu erwirken, da in der zuständigen Stelle ein ehemaliger Klassenkamerad Hannis arbeitete, der ihr half. Kurt Donn konnte am 24. Juni 1938 das KZ verlassen und wurde an die deutsch-französische Grenze überstellt. Seine Frau war inzwischen nach Paris gereist, wo sie sich zur Weiterwanderung nach Kolumbien trafen.<br />
Von Le Havre aus reisten Kurt und Hanni Donn mit dem Schiff „Cuba“ nach Südamerika und kamen am 10. September 1938 in Puerto Colombia an. Sie zogen nach Bogotá. <br />
Da sie völlig mittellos waren, begann Kurt Donn auf dem Bau zu arbeiten. Er hatte sich wahrscheinlich schon kurz nach der Ankunft mit Amöbenruhr infiziert und setzte seine Arbeit fort, obwohl er sich schwer krank fühlte. Infolgedessen stürzte er Mitte 1939 wegen eines Schwindelanfalls von einem hohen Baugerüst. Dabei erlitt er einen Schlüsselbeinbruch und andere innere Verletzungen. Da seine Frau Hanni hochschwanger und selbst krank war, unterzog sich Kurt Donn wegen seiner schwierigen finanziellen Lage nicht der gebotenen Behandlung. Die gemeinsame Tochter Diana kam am 25. September 1939 in Bogotá zur Welt.<br />
Kurt Donn arbeitete als Kellner und Straßenhändler, um seine Familie zu ernähren, er verkaufte auch Lebensmittel von Haus zu Haus und beaufsichtigte Bauarbeiten. Seine Verletzungen heilten schlecht, er litt weiterhin an der Ruhr, die inzwischen zu einer Leberschädigung geführt hatte, später kamen auch noch Typhus, Herzinsuffizienz, Gallenblasenentzündung und Gastritis hinzu. Oft war er über längere Zeit völlig arbeitsunfähig. Seine Frau Hanni erklärte später im Entschädigungsverfahren: „Mein Mann wurde lebensgefährlich krank, hatte unter unerträglichen Schmerzen zu leiden und bekam wegen unserer ausweglosen Lage, die auch seine entsprechende Behandlung unmöglich machte, derartige Depressionszustände, dass er Selbstmord beabsichtigte und ich diesen ersten Versuch Anfang des Jahres 1941 und dann 1944 nur durch Zufall verhindern konnte. Er war in den folgenden Jahren wegen des sich weiter verschlimmernden Krankheitszustandes immer deprimierter und da sich unsere endlosen Schwierigkeiten vergrößerten, deutete er immer wieder seinen Selbstmord an, bis er eines Tages nicht nach Hause zurückkehrte und mir mitgeteilt wurde, dass mein Mann etwa 2 Autostunden von Bogotá entfernt in Las Mesitas del Colegio tot aufgefunden worden sei.“ <br />
Das war am 23. September 1951. Kurt Donn hatte ein Schädlingsbekämpfungsmittel getrunken.<br />
Hanni Donn hat nicht wieder geheiratet, sie starb am 16. März 2002. Tochter Diana wurde Operationsschwester, heiratete 1962 Hugo Briceño Jauregui und bekam mit ihm eine Tochter.<br />
Die Eltern von Kurt Donn, Klara und Emil Donn, zogen 1939 nach Charlottenburg, in ein Gartenhaus in der Sybelstr. 6, zusammen mit der Schwester von Klara Donn, Rosa Grünewald, geb. Pless (geb. 1874). Alle drei wurden am 17. Juli 1942 mit dem „24. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Emil Donn starb dort nicht einmal einen Monat später, am 13. August 1942. Klara Donn und ihre Schwester Rosa wurden am 16. Mai 1944 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.<br />
Kurt Donns Schwester Edith wurde am 6. März 1943, drei Tage nach ihrem Mann Heinrich Chaim Knoller, nach Auschwitz deportiert und wahrscheinlich sofort nach der Ankunft ins Gas geschickt. Ihr Mann wurde dort am 28. April 1943 ermordet.

Kurt Donn kam am 27. Juli 1904 in Magdeburg als Sohn des jüdischen Kaufmanns Emil Donn und dessen Ehefrau Klara, geb. Pless, zur Welt. Der Vater stammte aus der Provinz Brandenburg, die Mutter aus Pommern. Beide hatten 1898 geheiratet und noch drei weitere Kinder: Edith (geb. 1899), Heinz (geb. 1903) und Werner (geb. 1911). Alle Kinder kamen in Magdeburg zur Welt, wo Emil Donn als Prokurist der Firma Gebrüder Mengering beschäftigt war.
Die Familie zog 1914 nach Berlin, im selben Jahr taucht Emil Donn das erste Mal im Berliner Adressbuch auf: Er betrieb die „Dampfwäscherei Senta“ in der Schönhauser Allee 167a.
1915 zog die Familie in eine 5- oder 6-Zimmer-Wohnung in der Weißenburger Straße 75 im Bezirk Prenzlauer Berg (heute Kollwitzstraße). Ab 1932 wohnte sie laut Adressbuch im Badener Ring 40c in Tempelhof. 1935 wanderte Heinz Donn, der eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte, nach Palästina aus, Bruder Werner emigrierte in die USA.
Nach Aussagen seiner Frau gegenüber dem Entschädigungsamt studierte Kurt Donn nach dem Abitur einige Semester Medizin. Er brach das Studium jedoch ab und entschied sich für eine kaufmännische Ausbildung. Er arbeitete dann als Bankbeamter im Bankhaus Eugen Rab & Co. und wohnte in der Großen Frankfurter Straße 52 (heute Strausberger Platz 1).
1934 verlor er seine Stelle wegen der beginnenden Verfolgung. Danach konnte er keine Anstellung mehr finden und hatte Schwierigkeiten, mit Gelegenheitsarbeiten seinen Lebensunterhalt zu sichern.
Er heiratete, nachdem sie sich erst kurze Zeit kannten, standesamtlich am 29. April 1938 die Schneiderin Hanni Biermann, geb. am 26. Februar 1917 in Berlin. Die Trauung nach jüdischem Ritus erfolgte am 12. Juni 1938.
Kurt Donn wurde nur einen Tag später im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ verhaftet. Bei dieser Aktion wurden im April und Juni 1938 bei zwei Verhaftungswellen mehr als 10.000 Männer als sogenannte Asoziale in Konzentrationslager verschleppt. Während der sogenannten Juni-Aktion wurden dabei auch rund 2300 Juden inhaftiert, die aus mannigfaltigen Gründen Vorstrafen erhalten hatten. Diese beruhten oftmals auf verfolgungsspezifischen Delikten, wie zum Beispiel Devisenvergehen, oder gingen auf marginale Delikte, wie die Übertretung von Verkehrsvorschriften, zurück. Kurt Donn wurde in Schutzhaft genommen, weil er eine sechsmonatige Gefängnisstrafe wegen angeblicher Unterschlagung verbüßt hatte. Er war einer von 1256 jüdischen Männern, die im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ ins KZ Buchenwald verschleppt wurden.
Seiner Frau Hanni gelang es, die Entlassung ihres Mannes zu erwirken, da in der zuständigen Stelle ein ehemaliger Klassenkamerad Hannis arbeitete, der ihr half. Kurt Donn konnte am 24. Juni 1938 das KZ verlassen und wurde an die deutsch-französische Grenze überstellt. Seine Frau war inzwischen nach Paris gereist, wo sie sich zur Weiterwanderung nach Kolumbien trafen.
Von Le Havre aus reisten Kurt und Hanni Donn mit dem Schiff „Cuba“ nach Südamerika und kamen am 10. September 1938 in Puerto Colombia an. Sie zogen nach Bogotá.
Da sie völlig mittellos waren, begann Kurt Donn auf dem Bau zu arbeiten. Er hatte sich wahrscheinlich schon kurz nach der Ankunft mit Amöbenruhr infiziert und setzte seine Arbeit fort, obwohl er sich schwer krank fühlte. Infolgedessen stürzte er Mitte 1939 wegen eines Schwindelanfalls von einem hohen Baugerüst. Dabei erlitt er einen Schlüsselbeinbruch und andere innere Verletzungen. Da seine Frau Hanni hochschwanger und selbst krank war, unterzog sich Kurt Donn wegen seiner schwierigen finanziellen Lage nicht der gebotenen Behandlung. Die gemeinsame Tochter Diana kam am 25. September 1939 in Bogotá zur Welt.
Kurt Donn arbeitete als Kellner und Straßenhändler, um seine Familie zu ernähren, er verkaufte auch Lebensmittel von Haus zu Haus und beaufsichtigte Bauarbeiten. Seine Verletzungen heilten schlecht, er litt weiterhin an der Ruhr, die inzwischen zu einer Leberschädigung geführt hatte, später kamen auch noch Typhus, Herzinsuffizienz, Gallenblasenentzündung und Gastritis hinzu. Oft war er über längere Zeit völlig arbeitsunfähig. Seine Frau Hanni erklärte später im Entschädigungsverfahren: „Mein Mann wurde lebensgefährlich krank, hatte unter unerträglichen Schmerzen zu leiden und bekam wegen unserer ausweglosen Lage, die auch seine entsprechende Behandlung unmöglich machte, derartige Depressionszustände, dass er Selbstmord beabsichtigte und ich diesen ersten Versuch Anfang des Jahres 1941 und dann 1944 nur durch Zufall verhindern konnte. Er war in den folgenden Jahren wegen des sich weiter verschlimmernden Krankheitszustandes immer deprimierter und da sich unsere endlosen Schwierigkeiten vergrößerten, deutete er immer wieder seinen Selbstmord an, bis er eines Tages nicht nach Hause zurückkehrte und mir mitgeteilt wurde, dass mein Mann etwa 2 Autostunden von Bogotá entfernt in Las Mesitas del Colegio tot aufgefunden worden sei.“
Das war am 23. September 1951. Kurt Donn hatte ein Schädlingsbekämpfungsmittel getrunken.
Hanni Donn hat nicht wieder geheiratet, sie starb am 16. März 2002. Tochter Diana wurde Operationsschwester, heiratete 1962 Hugo Briceño Jauregui und bekam mit ihm eine Tochter.
Die Eltern von Kurt Donn, Klara und Emil Donn, zogen 1939 nach Charlottenburg, in ein Gartenhaus in der Sybelstr. 6, zusammen mit der Schwester von Klara Donn, Rosa Grünewald, geb. Pless (geb. 1874). Alle drei wurden am 17. Juli 1942 mit dem „24. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Emil Donn starb dort nicht einmal einen Monat später, am 13. August 1942. Klara Donn und ihre Schwester Rosa wurden am 16. Mai 1944 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.
Kurt Donns Schwester Edith wurde am 6. März 1943, drei Tage nach ihrem Mann Heinrich Chaim Knoller, nach Auschwitz deportiert und wahrscheinlich sofort nach der Ankunft ins Gas geschickt. Ihr Mann wurde dort am 28. April 1943 ermordet.