Hansi Alexander

Verlegeort
Gritznerstr. 41
Historischer Name
Arndtstr. 12
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
07. Mai 2024
Geboren
20. Juni 1907 in Berlin-Wilmersdorf
Beruf
Schuhverkäuferin
Zwangsarbeit
Arbeiterin (Siemens-Werke in Gartenfeld (Spandau))
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
März 1943 in Auschwitz

Hansi Alexander wurde am 20. Juni 1907 in Berlin-Wilmersdorf geboren, zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Tana Lola. Ihre Eltern waren Robert und Martha Alexander. Sie hatte - außer ihrer Zwillingsschwester Tana Lola noch drei Brüder : Bernhard (geb. 1904), René (geb. 1905) und Klaus (geb. 1908). Die Familie war jüdisch. Ihr Vater Robert war Kaufmann im Ledergeschäft,.
Während Hansis Kindheit zog die Familie häufig um, zunächst in Wilmersdorf und schließlich 1912 nach Steglitz. Im Jahr 1919, als Hansi 12 Jahre alt war, mietete die Familie eine größere Wohnung im ersten Stock in der Grunewaldstr. 18, was darauf hindeutet, dass die finanzielle Situation der Familie gut war. Hier lebten sie für 10 Jahre.

Nach dem Schulabschluss am Lyzeum II in Steglitz begannen sowohl Hansi als auch ihre Zwillingsschwester Lola eine Berufsausbildung im väterlichen Schuhgeschäft.  Ab 1928 wurde der inzwischen 64-jährige Vater Robert im Adressbuch als „Privatier“ geführt.  Dieser hatte inzwischen eine Wohnung in der neuerbauten repräsentativen Wohnsiedlung am Rande des Stadtparks Steglitz, Vionvillestr. 20 angemietet.  
Doch schon 1933/1934 wendete sich das Blatt für die Familie. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten schmälerte sich der finanzielle Spielraum von jüdischen Mitbürgern immer mehr. So musste die Familie wieder eine neue , preisgünstigere Bleibe suchen und fand diese in einer kleineren Erdgeschosswohnung in der Arndtstr. 12 (heute: Gritznerstr. 41). Dort zogen nun Robert und Martha Alexander mit ihren Zwillingstöchtern Hansi und Lola ein.

Hansi arbeitete ab August 1937 als Verkäuferin in der Schuhabteilung des Kaufhauses Wertheim. Das Wertheim Leipziger Straße, in den Jahren 1896 bis 1906 gebaut, wurde als das schönste Kaufhaus Deutschlands bezeichnet. Nach dem fünften Bauabschnitt in den Jahren 1925/1926 wurde das Gebäude zum größten Kaufhaus Europas.  Zwillingsschwester Lola hatte bereits 1928 in der Schadenrute 3 (heute Autobahn "Westtangente") ein eigenes Geschäft für Knabenbekleidung eröffnet, in dem auch ihre Mutter Martha arbeitete.
Im März 1938 verlor Hansi ihre Stelle, nachdem die Firma Wertheim „arisiert“ worden war. Die finanzielle Situation der Familie wurde immer prekärer. Von April bis Oktober 1938 arbeitete Hansi als „Haustochter“ in einem kleinen Landhotel am Röblinsee in der Mecklenburgischen Seenplatte, danach bis April 1941 als Haustochter bei einem jüdischen Ehepaar.
Ab April 1941 wurde Hansi  zur Zwangsarbeit in den Siemens-Werken in Gartenfeld (Berlin-Spandau) verpflichtet. Am 24. Juni desselben Jahres starb ihr Vater Robert an Herzversagen. Kurz danach mussten Hansi, Lola und ihre Mutter Martha ihre Wohnung in Berlin-Steglitz verlassen und  wurden in eine "Judenwohnung“ in der Gutzkowstraße in Berlin-Schöneberg eingewiesen, die sie mit anderen jüdischen Untermietern teilen mussten. Dort nahm sich die Mutter Martha am 24. Juli 1942 das Leben. Um der Deportation zu entgehen, schluckte sie eine tödliche Dosis Veronal. Sie war 60 Jahre alt. Martha wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. 

Am 27. Februar 1943 wurde Hansi im Siemens-Werk im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“, einer deutschlandweit koordinierten Razzia von jüdischen Zwangsarbeitern, verhaftet. Allein in Berlin wurden innerhalb weniger Tage rund 11.000 Juden inhaftiert. Nach der Verhaftung wurde Hansi zwei Tage lang in einem  der Sammellager festgehalten, die  in der ganzen Stadt provisorisch eingerichtet worden waren, um die große Zahl der Verhafteten unterzubringen. 

Am 1. März 1943 wurde sie mit dem „31. Osttransport“ - der erste Zug mit Fabrikaktion-Häftlingen - nach Auswitz deportiert.  Als dieser am nächsten Tag in Auschwitz eintraf, wurden die meisten der 1736 Passagiere – darunter vermutlich auch Hansi – sofort ermordet. 

Hansis Bruder Bernhard wurde am 26. September 1942 nach Rasiku deportiert und nach der Ankunft m 31. September in den Wäldern von Kalevi-Liivi erschossen.
Tana Lola, Hansis Zwillingsschwester konnte 1943 untertauchen und überlebte mit Hilfe versteckt.
Die Brüder Rene und Klaus hatten nichtjüdische Ehefrauen, was ihnen einen begrenzten Schutz vor der Deportation bot. Ihre Fahrzeuge wurden enteignet, sie leisteten Zwangsarbeit, René von 1940-1945 und Klaus von 1943-1945. Nach dem Krieg arbeiteten beide wieder als Kraftfahrer in West-Berlin.