Albert Carsten

Verlegeort
Rheinbabenallee 36
Bezirk/Ortsteil
Schmargendorf
Verlegedatum
11. April 2024
Geboren
01. November 1859 in Berlin
Deportation
am 16. Juni 1943 nach Theresienstadt
Ermordet
03. September 1943 in Theresienstadt

Albert Carsten wurde am 1. November 1859 in Berlin als Albert Cohn geboren.
Sein Vater war der in Dessau geborene Fabrikbesitzer Ferdinand Cohn, seine Mutter Clara Cohn geb. Jacoby stammte aus Perleberg. 

Albert Cohn studierte an der Friedrich Wilhelm-Universität in Berlin Mathematik und Kunstgeschichte sowie an der Berliner Bauakademie Architektur.
Schon als junger Mann machte er sich einen Namen als der „KIRCHEN-ARCHITEKT“. Seine Spezialität – die Wiederinstandsetzung von alten Kirchengebäuden. 

Albert Carsten schlug die Beamtenlaufbahn ein und arbeitete ab 1890 beim preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten. 

1891 heiratete er Maria Wolff (1868-1916), die beiden bekommen drei Söhne. Hans Ferdinand Reinhold und Georg Gustav Sigismund. Georg fällt 1918 am Ausgang des Ersten Weltkriegs in der Normandie, ein dritter Junge war im Säuglingsalter gestorben. 

1899 beauftragte ihn Kaiser Wilhelm II, eine technische Universität in Danzig zu bauen.
Dazu musste er aus der jüdischen Gemeinde austreten und zum Christentum konvertieren. Er änderte zudem seinen Namen von Albert Cohn in Albert Carsten. Eine pragmatische Entscheidung, berichtet Urenkelin Felicity Hearn, zumal Kultur und Gesellschaft Danzigs in dieser Zeit antijüdisch geprägt waren. 

Von 1900 bis 1904 leitete er den Bau der Technischen Hochschule, entwarf selbst einige Bauteile und wurde als Professor für Architektur an die Hochschule berufen und schließlich deren Vizekanzler. 

Seine Frau Maria verstirbt früh. 

Albert Carsten blieb zunächst in Danzig - ein angesehener Bürger der Stadt. Die Familie erinnert sich an schöne Zeiten im ausladenden Garten.
Auf die unbeschwerten Jahre in der von ihm selbst entworfenen Villa folgte im Mai 1933 nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten die Entlassung aus dem Staatsdienst. 

1935 musste er Danzig verlassen. 

Er kehrte zurück nach Berlin, wo sich zwischenzeitlich sein Sohn Hans mit Frau und den drei Kindern Maria, Arnold und Georg niedergelassen hatte. 

Albert Carsten zog in die Rheinbabenallee 36.
Er blieb in Berlin, auch als sein Sohn 1938 nur Wochen nach der Reichspogromnacht entschied, Deutschland zu verlassen und nach England zu emigrieren.
 Wenig später folgte die Familie. 

Albert selbst musste die Rheinbabenallee im Oktober 1943 verlassen, die Familie geht davon aus, dass seine Haushälterin ihn erst bestahl und dann an die Nazis verriet. 

Er zog zunächst auf den Kurfürstendamm 145 und schließlich in die Sybelstraße 56 zu seinem Bruder Georg, von wo er am 16. Juni 1943 mit dem 91. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. 

Dort kommt er nur wenige Monate später am 3. September 1943 ums Leben. 
A person is only forgotten when his or her name is forgotten” - The Talmud. 

Zur Stolpersteinverlegung am 11. April 2024 sind seine Urenkel Felicity, Val und Bjorn aus Grossbritannien und Schweden in die Rheinbabenallee gekommen.
Sie repräsentieren die Familie und vor allem Georg Carsten, der als Enkel von Albert die Legung des Steines beantragt hatte. Im Dezember 2023 verstarb Georg Carsten.