Robert Alexander

Verlegeort
Gritznerstr. 41
Historischer Name
Arndtstr. 12
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
07. Mai 2024
Geboren
20. März 1864 in Lautenburg (Westpreußen) / Lidzbark
Beruf
Kaufmann
Tot
24. Juni 1941 in Berlin

Robert Alexander wurde am 29. März 1864 in Lidzbark (Lautenburg) in Westpreußen, heute Polen, als Sohn des Kaufmanns Louis Alexander und seiner Frau Berta Alexander (geb. Glück) geboren. Über seine frühen Jahre ist wenig bekannt, aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog die Familie nach Berlin, wo Robert eine Ausbildung zum Kaufmann absolvierte und in der Lederbranche zu arbeiten begann.

Am 23. Dezember 1901 heiratete Robert die 17 Jahre jüngere Martha Becker in Berlin-Wilmersdorf. Sie lebten zunächst in Berlin Wilmersdorf in der Meierottostr. 4.  Fünf Kinder wurden geboren: 

  • Bernhard 1904; 
  • René 1906; 
  • die Zwillingsschwestern Hansi und Tana (Lola) 1907; 
  • Klaus 1908.

In dieser Zeit erfolgten in Stadtteil Wilmersdorf mehrere Umzüge: zunächst in die Pfalzburger Str. 58, dann in die Uhlandstr. 114. Ab 1912 lebte die Familie in Steglitz, wo Robert ein Schuhgeschäft betrieb, zunächst in der Feuerbachstr. 12, dann in der Sedanstr. 17. Ab 1919 lebte die Familie Alexander für zehn Jahre in der Grunewaldstr. 18. Hatte die Familie bislang in Hinterhäusern oder Gartenhäusern gelebt, so konnte nun eine größere Wohnung im 1. Stock bezogen werden.
Die Geschäfte gingen gut – 1928 mietete sich  der „Privatier“ Robert Alexander eine Wohnung  in der Vionvillestr. 20 in der neuerbauten repräsentativen Siedlung am Stadtpark Steglitz.
1933/34 wendete sich jedoch das Blatt: Die Wohnung in der Vionvillestr. musste aufgegeben werden. Robert und Martha mieteten nun eine kleinere Wohnung in der Arndtstr. 12, der heutigen Gritznerstr. 41 an. Hier lebten sie zusammen mit den Zwillingstöchtern Hansi und Lola. Die Söhne waren längst ausgezogen, Rene und Klaus verheiratet und hatten selbst eine Familie gegründet.  Aufgrund der erheblichen Abgaben und Sondersteuern, die von Juden erhoben wurden, gestaltete sich die  finanzielle Situation der Familie zunehmend  prekär.  Infolgedessen trugen auch die Töchter Hansi und Lola mit ihren Arbeitseinkommen erheblich zum Lebensunterhalt der Familie bei. Allerdings verloren auch sie ihr Einkommen : Hansi wurde als Schuhverkäuferin im Kaufhaus Wertheim  gekündigt ( Wertheim wurde arisiert) und Lolas Geschäft mit Knabenbekleidung wurde in der Pogromnacht im November 1938 vollständig zerstört. 
1941 wurden beide Töchter  ab April zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Robert Alexander starb am 24.06.1941 in dem Gemeindekrankenhaus der Adass Jisroel Synagogen-Gemeinde, dem „Israelitischen Krankenheim“ in der Elsässer Straße (heute: Torstraße) in Berlin-Mitte. Als Todesursache wurde  "Kreislaufschwäche" angegeben. Das Krankenhaus wurde nur wenige Monate später, im September 1941, wegen der Auflösung der Adass Jisroel Gemeinde durch die Nazis geschlossen.

Roberts Frau Martha und die Töchter mussten aus der Gritznerstr. 41 ausziehen und wurden in der Schöneberger Gutzkowstr. einquartiert. Die Unterkunft mussten sie sich mit mehreren anderen jüdischen Mitbewohnern teilen. Roberts Ehefrau Martha nahm sich am 24. Juli 1942 mit einer Überdosis Veronal das Leben, da ihre Deportation unmittelbar bevorstand.  
Die Tochter Hansi wurde bei der „Fabrikaktion“ im März 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ihre Zwillingsschwester Lola wurde von ihrem Fabrikaufseher gewarnt und überlebte mit seiner Hilfe im Versteck in Berlin.
Die Söhne Bernhard, René und Klaus waren nach ihrer Kaufmannslehre alle im Fuhrgeschäft tätig: Bernhard und Rene als Taxifahrer, Klaus gründete ein Fuhrunternehmen und betrieb mehrere Lastwagen. Alle drei wurden von den Nationalsozialisten enteignet und  zur Zwangsarbeit verpflichtet:  Bernhard und Rene als Kohlenträger, Klaus bei der Berliner Müllabfuhr.
 Bernhard wurde am 24. September 1942 nach Estland (Raasiku) deportiert und ermordet. 
Rene und Klaus waren jeweils mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet und überlebten auf Grund ihrer „privilegierten Mischehen“ die Verfolgung durch die Nationalsozialisten.