Martha Alexander geb. Becker

Verlegeort
Gritznerstr. 41
Historischer Name
Arndtstr. 12
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
07. Mai 2024
Geboren
09. April 1882 in Metz (Elsaß-Lothringen)
Beruf
Zuschneiderin
Flucht in den Tod
24. Juli 1942 in Berlin

Martha Becker wurde am 9. April 1882 in Metz (heute Frankreich) als ältestes von fünf Geschwistern des Kaufmanns Max Becker und seiner Frau Therese (geb. Wollstein) geboren. Die Geschwister waren

  • Bruder Arthur, der später im Ersten Weltkrieg für Deutschland fiel, 
  • Bruder Paul 
  • Schwester Gertrud 
  • Schwester Margot Becker, 1902 nach dem Umzug der Familie nach Berlin geboren.

Im Alter von 19 Jahren heiratete Martha am 23. Dezember 1901 in Berlin-Wilmersdorf den Kaufmann Robert Alexander, der mit 37 Jahren fast doppelt so alt war wie sie. 
Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: 

  • Bernhard, geboren 1904; 
  • René, geboren 1906; 
  • die Zwillingsschwestern Hansi und Tana Lola, geboren 1907; 
  • Klaus, geboren 1908. 

Bis 1911 wechselte die Familie in Wilmersdorf mehrmals die Wohnung. Ab 1912 hatte sich die Familie nachweislich in Berlin-Steglitz niedergelassen. Marthas Ehemann Robert Alexander war als Kaufmann in der Lederbranche aktiv und betrieb viele Jahre lang ein Schuhgeschäft. Die Recherche in den Berliner Adressbüchern zu den Wohnsitzen der Familie deutet darauf hin, dass die Geschäfte gut liefen. 
Im Jahr 1919 zog die Familie Alexander in die Grunewaldstr. 18. Hatte die Familie bislang in Hinterhäusern oder Gartenhäusern gelebt, so konnte nun eine größere Wohnung im 1. Stock bezogen werden. Hier hatte die Familie für zehn Jahre ihren Lebensmittelpunkt.
1928 zogen Martha und ihr Mann Robert – inzwischen „Privatier“ – in die Vionvillestr. 20 ein,  eine neu errichtete repräsentative Wohnanlage am Stadtpark Steglitz.

1933/34 wendete sich jedoch das Blatt: Die Wohnung in der Vionvillestr. musste - vermutlich aus finanziellen Gründen - aufgegeben werden. Mit den Zwillingstöchtern Hansi und Lola zogen Martha und Robert in eine kleinere Erdgeschosswohnung in der damaligen Arndtstr. 12, heute Gritznerstr. 41 nahe am Rathaus Steglitz. Die die Söhne Rene und Klaus waren bereits verheiratet und hatten eigene Familien gegründet, auch Bernhard lebte nicht mehr bei den Eltern. Die beiden unverheirateten Töchter  trugen mit ihrer Arbeit zunehmend zum Lebensunterhalt der Eltern bei: Hansi arbeitete als Schuhverkäuferin,  Lola in ihrem  Geschäft für Jungenbekleidung, das sie bereits 1927/28 in der nahe gelegenen Schadenrute 3 eröffnet hatte. Auch Martha arbeitete dort mit. In der Pogromnach im November 1938 wurde der Laden jedoch zerstört. 

Marthas Ehemann Robert starb am 24. Juni 1941 Im Krankenhaus der Adass Jisroel Synagogen-Gemeinde in Berlin Mitte.  Als Todesursache wurde Kreislaufschwäche angegeben. Zu diesem Zeitpunkt waren die Töchter Hansi und Lola bereits zur Zwangsarbeit eingeteilt worden.  Es war nicht aufzuklären, ob auch Martha Zwangsarbeit leisten musste.  1941 mussten die drei Frauen 1941 ihre Wohnung in Berlin-Steglitz verlassen und in eine „Judenwohnung“ in der Gutzkowstraße in Berlin-Schöneberg ziehen, die sie mit anderen jüdischen Menschen teilen mussten. 

Am 24. Juli 1942 nahm sich Martha mit einer Überdosis Veronal das Leben. Sie war 60 Jahre alt. Martha wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. Dass ihr Sohn Bernhard im Septembert 1942 nach Raasiku deportiert und ermordet wurde, und ihre Tochter Hansi im März 1943 nach Auswitz deportiert und ermordet wurde hat Martha nicht mehr miterlebt. Ihre Tochter Lola konnte mit Hilfe versteckt in Berlin überleben.

Marthas Geschwister Paul, Gertrud und Margot überlebten den Holocaust.  
 Marthas jüngerer Bruder Paul Becker emigrierte 1938 mit seiner Frau und seinem Sohn nach Australien. 
Ihre Schwestern Gertrud und Margot konnten 1938 nach Palästina flüchten - sie kehrten jedoch in den 1950er Jahren nach Berlin zurück.