Katharina Schulmeister geb. Herz

Verlegeort
Burgherrenstraße 3
Bezirk/Ortsteil
Tempelhof
Geboren
16. Oktober 1889 in Berlin
Deportation
am 28. September 1943 nach Ausschwitz
Ermordet
in Ausschwitz

Katharina Herz wird am 16. Oktober 1889 als drittes Kind von Hugo Herz und seiner Frau Ida, geb. Seelig, in Berlin in der Lindenstraße 43 geboren. Sie hat zwei ältere sowie eine jüngere Schwester und zwei Brüder. Ihr Vater Hugo Herz stammt aus Hamm/Westfalen und ihre Mutter Ida war in Lobes in Polen geboren. 

Hugo Herz und Ida Seelig hatten am 17. Oktober 1884 in Berlin geheiratet und lebten zuletzt in der Köpenickerstr. 36-38. 

Als Beruf des Vaters wird zunächst Mechaniker und dann Handstickerei angegeben. Von 1904 bis 1938 betreibt er ein Stickereiatelier, zuletzt in der Köpenickerstr. 36-38. 

Katharinas älteste Schwester Henriette ist am 19. November 1885 geboren, sie war verheiratet mit Moritz Leven, der bereits im Oktober 1915 als Soldat im Ersten Weltkrieg in Russland fiel. Sie hatten zwei Kinder: Walter, geb. 1912, starb mit 7 Wochen und Hilde, geb. am 13. Juli 1913.

Ihre zweitälteste Schwester Rosa ist am 3. Januar 1887 geboren. Sie war verheiratet mit Ernst Blumenfeld (1889-1955) und hatte eine Tochter Steffi, geb. 1922.  

Ihr älterer Bruder Georg ist am 23. April 1888 geboren und starb vermutlich bereits als Kind.

Ihre jüngere Schwester Charlotte ist am 13. Juni 1891 geboren. Sie heiratete im Dezember 1922 Simon Lehmann, der aber bereits im Mai 1926 starb. In zweiter Ehe war sie verheiratet mit Richard Althoff, der im März 1937 ebenfalls verstarb.

Der jüngste Bruder Alfred Moritz ist am 18. Mai 1894 geboren, er heiratete am 28. Dezember 1920 Lisbeth Frida Kosky. 

Katharina wohnte bis zu ihrer Hochzeit mit Friedrich Schulmeister am 2. März 1920 bei ihren Eltern in der Köpenickerstr. 36-38. Mit ihrem Mann bezog sie dann eine Wohnung im dritten Stock in der Burgherrenstr. 3, ganz in der Nähe ihrer Schwiegereltern, die am Hohenzollernkorso 7 lebten. Das Paar blieb kinderlos.

Katharinas Mutter Ida starb am 1. Oktober 1935 im Alter von 77 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof Weißensee beerdigt. Ihr Schwiegervater Moritz Schulmeister war ein Jahr zuvor im Alter von 83 Jahren verstorben, ihre Schwiegermutter Aurelie stirbt 1936 im Alter von 80 Jahren.

Katharinas Schwester Rosa wanderte 1938 mit Mann und Tochter in die USA aus, dort sind alle drei 1940 unter dem Namen Field in Los Angeles registriert.

Katharinas Bruder Alfred Moritz emigrierte nach Holland und ist dort in der Kartei des Judenrats verzeichnet.

Katharinas Nichte Hilde gelang die Flucht nach England. Deren Mutter Henriette Leven wohnte bei der Volkszählung 1939 zusammen mit ihrem Vater Hugo Herz in der Köpenickerstr. 36-38. 

Katharinas Schwester Charlotte Althoff wohnte bei der Volkszählung 1939 am Nürnberger Platz 3 zur Untermiete bei Julie Bennies.

Katharina und Friedrich lebten in der Burgherrenstr. 3 bis zum 1. Mai 1942. Dann mussten sie ihre Wohnung räumen und in ein „Judenhaus“ in der Oranienstr. 207 ziehen. Dort wurde ihnen eine Zwei-Zimmer-Wohnung zugewiesen, in der die Schwestern Bertha und Selma Goldschmidt bis zu ihrer Deportation am 28. März 1942 gelebt hatten. 

Katharinas jüngste Schwester Charlotte Althoff wardienstverpflichtet und wurde von ihrem Chef gewarnt, dass seine Zwangsarbeiter von der Gestapo verhaftet würden, daraufhin tauchte sie Ende 1942 bei Hildegard Prügel unter. 

Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte auch das Ehepaar Schulmeister sich für das Leben in der Illegalität entschieden haben.

Dokumente im Brandenburgischen Landeshauptarchiv belegen, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits im November untergetaucht sind, denn es gibt Forderungen der Hausverwalterin für Mietausfall von Dezember 1942 und bis einschließlich Juli 1943. 

Die Gedenkstätte Stille Helden besitzt eine Kopie eines Briefes von Hildegard Prügel aus dem Jahr 1960, dort heißt es: „Sie (Charlotte Althoff) benutzte die Wohnung von Frau B. aber weiterhin als Treffpunkt mit ihren Geschwistern, brachte ihren Vater Herrn Herz, bis ein endgültiges illegales Versteck für ihn gefunden war, des öfteren bei Frau B. unter. Auch die beiden Schwestern von Frau Althoff mit ihren Männern (Frau Schulmeister und Frau Leven) übernachteten, wenn ein kurzfristiger Wechsel des illegalen Quartiers notwendig schien, weiterhin öfter bei Frau B.“

Im April 1943 wurde das Inventar der Wohnung von Katharina und Friedrich in der Oranienstr. 207 bewertet und an einen Möbeleinzelhändler übergeben.

Vermutlich lebten Katharina und Friedrich zu diesem Zeitpunkt bereits illegal in Hamburg in der Bachstr. 208. Dort wurden sie entdeckt und nach Berlin gebracht. Am 28. September 1943 wurden Friedrich und Katharina Schulmeister von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet. 

Zwei Wochen früher, am 10. September 1943, ist Katharinas ältere Schwester Henriette nach Auschwitz deportiert worden. Ihre jüngere Schwester Charlotte lebte noch ein Jahr lang in der Illegalität, aber auch sie wurde am 12. Dezember 1944 nach Auschwitz deportiert.

Nur der Vater Hugo Herz überlebte den Krieg im Versteck in Deutschland und starb am 19. März 1946 mit 88 Jahren in Berlin.