Charlotte Bette geb. Cohn

Verlegeort
Motzstraße 90
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
08. April 2022
Geboren
26. Januar 1890 in Dresden
Flucht
1935 England
Überlebt

Am 26. Januar 1890 wurde Charlotte Alice Cohn in Dresden als Tochter von Maximilian Louis Cohn und seiner Ehefrau Helene, geb. Goldstein geboren. Charlotte hatte vier weitere Geschwister. Isaac, Clara, Frieda und Liese (Lisbeth). Liese wurde 1881 geboren. Von Frieda ist mit dem 16. Januar 1880 ein genaues Geburtsdatum bekannt. Sie starb 1927 an Lungenkrebs und hinterließ die Tochter Ilse, die 1938 mit ihrem Mann Walter Österreicher in die USA emigrierte. 

Auch die anderen Geschwister, Isaac, Clara und Liese, wanderten in die USA aus, Liese konnte Europa allerdings erst verlassen, nachdem sie zusammen mit ihrer Tochter Ursula das KZ Theresienstadt überlebt hatte.

Charlotte heiratete am 11. April 1918 in Berlin den Kaufmann Siegmund Bette. Sie bekam zwei Töchter, die am 9. November 1919 geborene Edith und drei Jahre später Anneliese, geboren am 18. November 1922. Charlottes Vater Maximilian verstarb am 13. Mai 1923. Die Familie Bette wohnte in der Motzstraße 90, erst kurz vor der Ausreise nach England zog man in die Bundesallee 7, heute Länderallee im Berliner Westend. Die 1920er-Jahre dürften für Charlotte Bette eine weitgehend sorgenfreie Zeit gewesen sein. Die Geschäfte ihres Mannes in der Bekleidungsbranche liefen so gut, dass man sich ein direkt an der Havel gelegenes Landhaus in Gatow leisten konnte. 

1933 erfuhren die Bettes – wie alle anderen Juden in Deutschland auch – unmittelbar den nationalsozialistischen Terror. Die Familie wurde auf ihrem Gatower Grundstück von bewaffneten SA Männern bedroht und besonders Edith in der Schule   von den nicht - jüdischen Mitschülern gemobbt. Die Situation war nervlich so angespannt, dass eine Ausreise nach England vorbereitet wurde.

Charlotte reiste im Juli 1935 mit den Töchtern von Berlin direkt nach London, Siegmund wählte einen Umweg über die Schweiz. London sollte ihr dauerhaftes Zuhause bleiben. 1938 zog Charlottes Mutter Helene ebenfalls nach London. Sie lebte dort mit Charlotte und ihrer Familie bis zu ihrem Tod im Jahr 1941. 

Im Dezember 1946 wurde Charlotte Witwe, sie selbst lebte bis zu ihrem Tod am 22. März 1954 in London.