Alfred Stern

Location 
Jakobikirchstraße 2
District
Kreuzberg
Stone was laid
07 May 2024
Born
04 November 1884 in Oberbrechen (Hessen)
Deportation
on 29 November 1942 to Auschwitz
Murdered

Alfred Stern kam am 4. November 1884 in Oberbrechen als Sohn des jüdischen Kaufmanns Samuel Stern und dessen Ehefrau Isabella, geb. Falk, zur Welt. Oberbrechen, heute ein Ortsteil der Gemeinde Brechen in Mittelhessen, liegt etwa 35 km nördlich von Wiesbaden. 1885 gehörten von den 1306 Einwohnern des Ortes nur 24 der jüdischen Religionsgemeinschaft an.

Alfred Stern hatte noch fünf ältere Geschwister: Henriette (genannt Jette, *1873), Bertha (*1875), Paula (1877–1881), Siegfried (*1879) und Joseph (*1881). Er besuchte in Oberbrechen die Volksschule, dann die Israelitische Präparandenschule in Burgpreppach (Unterfranken), in der sich junge Männer jüdischen Glaubens auf den Beruf des Lehrers vorbereiteten. Anschließend setzte er seine Ausbildung am jüdischen Lehrerseminar in Köln fort. Die Prüfung als jüdischer Volksschullehrer legte er am staatlichen Lehrerseminar in Münstermaifeld (nahe Koblenz) ab.

Seine erste Stelle erhielt Alfred Stern als jüdischer Religionslehrer und Kantor in Bernkastel an der Mosel. Außerdem war er dort ritueller Schächtbeamter. Nach einer weiteren Anstellung in einer westdeutschen Kleinstadt siedelte er nach Berlin über. 

Alfred Stern nahm am Ersten Weltkrieg teil. Nach seiner Entlassung aus dem Militär konnte er nicht gleich wieder eine Anstellung in seinem Beruf finden und war daher vorübergehend als Kaufmann tätig: Er betrieb eine Sack-Reparatur-Werkstatt. 

Am 5. Januar 1916 hatte er in Berlin die Modistin Lina Giesenow, geb. am 21. Dezember 1878 in Schloppe (Westpreußen), geheiratet. Auch sie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Am 18. Mai 1920 kam der Sohn Heinz zur Welt. Die Familie wohnte in den 1920er Jahren in der Kirchstraße 23 in Moabit. Sie lebten in gutbürgerlichen Verhältnissen und führten einen streng religiösen Haushalt.

Ende der 1920er Jahre erhielt Alfred Stern eine Anstellung als Kultusbeamter bei der Jüdischen Gemeinde in Spandau. Laut Berliner Adressbuch wohnte die Familie Anfang der 1930er Jahre auch in der Spandauer Feldstraße 8.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Stern. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 

Alfred Stern war weiterhin bei der Jüdischen Gemeinde in Spandau angestellt, zog mit seiner Familie aber um 1935 nach Kreuzberg in die Jakobikirchstraße 2. Diese Straße befindet sich unweit des Moritzplatzes und verläuft zwischen der Jakobi-Kirche und der Ritterstraße. Keins der 10 Häuser, die einst diese Straße säumten, existiert noch. 

Während der Pogrome vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch die Spandauer Synagoge am Lindenufer durch Brandstiftung zerstört. Noch 1938 wurde die Gemeinde offiziell aufgelöst. Es ist nicht bekannt, wo Alfred Stern danach beschäftigt war.

Alfreds Ehefrau Lina befand sich seit dem 2. September 1939 in der Heil- und Pflegeanstalt in Berlin-Buch. Der Grund für ihre Aufnahme in einem der größten psychiatrischen Krankenhäuser im Deutschen Reich ist nicht bekannt – sie war dort bereits 1929 einmal in Behandlung. Ab März 1940 deportierte man im Rahmen der Aktion T4 nahezu alle Patienten. Auch Lina Stern wurde aus der Heil- und Pflegeanstalt Buch am 11. Juli 1940 nach Brandenburg an der Havel deportiert und dort in der Tötungsanstalt ermordet. 

Alfred Stern und sein Sohn Heinz wurden am 29. November 1942 mit dem 23. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Alfreds Schwester Bertha, verheiratete Besmann, war 1938 nach Palästina ausgewandert. Alle anderen Geschwister, die weiterhin in Hessen lebten, wurden deportiert und ermordet.