Ludwig Samter

Location 
Mühlenstraße 2 a
District
Pankow
Stone was laid
18 September 2020
Born
03 January 1890 in Berlin
Occupation
Kaufmann
Forced Labour
Bauarbeiter (Berlin)
Deportation
on 27 November 1941 to Riga
Murdered
27 November 1941 in Riga - Rumbula

Ludwig Samter wurde am 3. Januar 1890 in Berlin geboren. Sein Vater, der Kaufmann Moritz Samter, der damals zusammen mit seinem Bruder eine Handschuhfabrik in der Lothringer Straße betrieb, hatte am 17. Januar 1889 Ida Strich geheiratet. Ein Jahr später wurde Sohn Ludwig geboren. Das Glück schien vollkommen; aber schon acht Monate später verstarb die erst 27-jährige Mutter an Tuberkulose.<br />
Zehn Jahre später, am 3. Februar 1900, heiratete Walter Samter, der inzwischen in der Berliner Straße wohnte, in zweiter Ehe die Wirtschafterin Frieda Hoffmann. In den nächsten Jahren wechselten die beiden mehrfach innerhalb von Pankow die Wohnung: Mühlenstraße 77, Kavalierstraße 1, Breite Straße 24 waren jeweils für 3, 4 Jahre die Stationen. Von 1912 an wohnte die Familie dann aber dauerhaft in dem kurz zuvor neu gebauten Häuserkomplex Mühlenstraße 2/2a, genau genommen im Hinterhaus der 2a. Nun konnte die Familie größer werden. 1915 wurde Sohn Walter geboren, am 13. Juni 1916 die Tochter Edith. Ludwig war in der Zwischenzeit schon längst als Kaufmann in die Fußstapfen seines Vaters getreten; die beiden „Kleinen“ verlebten eine glückliche Kindheit im Innenhof des modernen Häuserkomplexes. <br />
Von 1928 an war Frieda Samter als Witwe im Adressbuch verzeichnet. Ihr Mann Moritz war im Dezember 1926 im Alter von 78 Jahren im Städtischen Krankenhaus Pankow gestorben. Da waren die „Kleinen“ erst zehn und elf Jahre alt.<br />
Zum Glück wurden Frieda, Walter und Edith von ihrem Halbbruder Ludwig sehr unterstützt. Er wohnte inzwischen auch wieder in der Mühlenstraße 2a, und gemeinsam konnten sie die Wohnung bis 1934 halten. Dann mussten sie raus.<br />
Nun zogen sie in eine einfachere Wohnung in der Schulzestraße 21. Sie bekamen zu spüren, dass sie Juden waren. Aber es gab auch Nachbarn, die sie unterstützten: das Ehepaar Kutzera, das im selben Haus einen Lebensmittelbetrieb hatte, oder die Spielkameradin Nimitzscheck aus der Mühlenstraße, deren Eltern in der Zwischenzeit ein Süßwarengeschäft in der Wollankstraße führten. Im März 1938 starb Frieda Samter nach einem Oberschenkelhalsbruch im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße. Dass sich ihr Sohn Walter trotzdem nur wenige Monate später, im August 1938, mit Ursula Kastan aus Wilmersdorf verlobte, hatte einen besonderen Grund: Beide waren in jüdischen Pfadfindergruppen um Kurt Julius Riegner und Günter Friedländer aktiv, in denen die Emigration nach Argentinien vorbereitet wurde, und im Oktober 1938 flüchteten sie über Italien nach Argentinien.<br />
Ludwig Samter und seine Schwester Edith wurden zu Zwangsarbeit verpflichtet. Ludwig arbeitete auf dem Bau. Mit dem „7. Osttransport“ wurde er zusammen mit 1052 anderen Juden am 27. November nach Riga deportiert und dort sofort nach der Ankunft im Wald von Rumbula erschossen. 1943 wurde Edith Samter im Zuge der „Fabrik-Aktion“ direkt an ihrem Arbeitsplatz abgeholt und in die Gaskammern von Auschwitz transportiert.<br />
In Yad Vashem ist für Ludwig – wie für seine Halbschwester Edith – ein Gedenkblatt hinterlegt, ausgestellt in London am 29. Oktober 1979 von Ediths Verlobtem Gerhard Lichtstern.<br />
In Buenos Aires lebt Claudia Samter, die Tochter von Bruder Walter, der 2007 mit 92 Jahren gestorben ist. Sie hat die Steine für ihren Onkel und ihre Tante beantragt und wollte unbedingt zur Stolpersteinverlegung nach Pankow kommen; Corona hat es unmöglich gemacht.<br />

Ludwig Samter wurde am 3. Januar 1890 in Berlin geboren. Sein Vater, der Kaufmann Moritz Samter, der damals zusammen mit seinem Bruder eine Handschuhfabrik in der Lothringer Straße betrieb, hatte am 17. Januar 1889 Ida Strich geheiratet. Ein Jahr später wurde Sohn Ludwig geboren. Das Glück schien vollkommen; aber schon acht Monate später verstarb die erst 27-jährige Mutter an Tuberkulose.
Zehn Jahre später, am 3. Februar 1900, heiratete Walter Samter, der inzwischen in der Berliner Straße wohnte, in zweiter Ehe die Wirtschafterin Frieda Hoffmann. In den nächsten Jahren wechselten die beiden mehrfach innerhalb von Pankow die Wohnung: Mühlenstraße 77, Kavalierstraße 1, Breite Straße 24 waren jeweils für 3, 4 Jahre die Stationen. Von 1912 an wohnte die Familie dann aber dauerhaft in dem kurz zuvor neu gebauten Häuserkomplex Mühlenstraße 2/2a, genau genommen im Hinterhaus der 2a. Nun konnte die Familie größer werden. 1915 wurde Sohn Walter geboren, am 13. Juni 1916 die Tochter Edith. Ludwig war in der Zwischenzeit schon längst als Kaufmann in die Fußstapfen seines Vaters getreten; die beiden „Kleinen“ verlebten eine glückliche Kindheit im Innenhof des modernen Häuserkomplexes.
Von 1928 an war Frieda Samter als Witwe im Adressbuch verzeichnet. Ihr Mann Moritz war im Dezember 1926 im Alter von 78 Jahren im Städtischen Krankenhaus Pankow gestorben. Da waren die „Kleinen“ erst zehn und elf Jahre alt.
Zum Glück wurden Frieda, Walter und Edith von ihrem Halbbruder Ludwig sehr unterstützt. Er wohnte inzwischen auch wieder in der Mühlenstraße 2a, und gemeinsam konnten sie die Wohnung bis 1934 halten. Dann mussten sie raus.
Nun zogen sie in eine einfachere Wohnung in der Schulzestraße 21. Sie bekamen zu spüren, dass sie Juden waren. Aber es gab auch Nachbarn, die sie unterstützten: das Ehepaar Kutzera, das im selben Haus einen Lebensmittelbetrieb hatte, oder die Spielkameradin Nimitzscheck aus der Mühlenstraße, deren Eltern in der Zwischenzeit ein Süßwarengeschäft in der Wollankstraße führten. Im März 1938 starb Frieda Samter nach einem Oberschenkelhalsbruch im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße. Dass sich ihr Sohn Walter trotzdem nur wenige Monate später, im August 1938, mit Ursula Kastan aus Wilmersdorf verlobte, hatte einen besonderen Grund: Beide waren in jüdischen Pfadfindergruppen um Kurt Julius Riegner und Günter Friedländer aktiv, in denen die Emigration nach Argentinien vorbereitet wurde, und im Oktober 1938 flüchteten sie über Italien nach Argentinien.
Ludwig Samter und seine Schwester Edith wurden zu Zwangsarbeit verpflichtet. Ludwig arbeitete auf dem Bau. Mit dem „7. Osttransport“ wurde er zusammen mit 1052 anderen Juden am 27. November nach Riga deportiert und dort sofort nach der Ankunft im Wald von Rumbula erschossen. 1943 wurde Edith Samter im Zuge der „Fabrik-Aktion“ direkt an ihrem Arbeitsplatz abgeholt und in die Gaskammern von Auschwitz transportiert.
In Yad Vashem ist für Ludwig – wie für seine Halbschwester Edith – ein Gedenkblatt hinterlegt, ausgestellt in London am 29. Oktober 1979 von Ediths Verlobtem Gerhard Lichtstern.
In Buenos Aires lebt Claudia Samter, die Tochter von Bruder Walter, der 2007 mit 92 Jahren gestorben ist. Sie hat die Steine für ihren Onkel und ihre Tante beantragt und wollte unbedingt zur Stolpersteinverlegung nach Pankow kommen; Corona hat es unmöglich gemacht.