Hermann Schulz

Location 
Romanshorner Straße 58
District
Reinickendorf
Stone was laid
27 November 2018
Born
10 September 1890 in Berlin
Occupation
Lehrer
Verhaftet
10 October 1942 to 10 November 1942 in Gestapo-Zentrale Prinz-Albrecht Straße
Dead
10 November 1942 im Polizeipräsidium Berlin

Hermann Schulz war während der Zeit des Nationalsozialismus die prägende Persönlichkeit der Sozialistischen Arbeiterpartei(SAP) in Reinickendorf.<br />
Er wurde am 10.9.1890 in Berlin geboren. Zunächst besuchte er die Grundschule und soll dann Schüler am humanistischen Gymnasium "Graues Kloster" in Berlin Mitte gewesn sein und dort 1909 die Reifeprüfung abgelegt haben. Nach dem Abitur trat er zunächst eine Lehre als Bankkaufmann an. Diese brach er jedoch ab, nachdem er eine Streikbrecher Kolonne kritisiert hatte und daraufhin von der Bankleitung zur Aufgabe der Lehre bewegt worden war. Anschließend besuchte er das Lehrerseminar in Oranienburg und arbeitete ab 1913 als Lehrer in Reinickendorf.<br />
Zum Wehrdienst im ersten Weltkrieg wurde er wegen eine Knieversteifung nicht einberufen. Im Jahre 1918 heiratete er Ella Stephan, geboren am 20.7.1896 in Grünberg/Schlesien, Tochter des Dachdeckermeisters Stephan. Beide hatten einen Sohn. Zur Zeit der Eheschließung war Hermann Schulz als Lehrer in Borgsdorf bei Oranienburg tätig. Dort gründete er gemeinsam mit seiner Frau eine Abteilung der USPD. Deswegen wurde er 1920 durch die Schulverwaltung strafversetzt und unterrichtete fortan in der weltlichen Abteilung der 9. Volksschule in Reinickendorf, Auguste-Viktoria-Allee 37, dem heutigen Gebäude Max-Beckmann-Schule, Hier prägte er als entschiedener Verfechter der Reformpädagogik die Arbeit der Schule. Zu deren Ideen gehörten die Bildung Arbeit. Seine politische Tätigkeit setzte er in Berlin-Mitte fort. Nach Auflösung der USPD trat er zunächst der SPD, später der SAP bei. Die SAP lehnte einerseits den "Reformismus" der SPD und Tolerierung der Regierung Brüning ab, andererseits aber auch die "Sozialfaschismusthese" und die mangelnde innerparteiliche Demokratie der KPD.<br />
Das Jahr 1933 brachte für Hermann Schulz existenzielle Probleme. Er verlor seine berufliche Stellung, als ihn die Nationalsozialisten aus dem Schuldienst warfen. Bis 1939 blieb er arbeitslos. Im Jahre 1933 wurde aber auch die SAP verboten, die Mitglieder führten fortan ihre engagierte Widerstandsarbeit gegen den Nationalsozialismus in der Illegalität fort. Gemeinsam mit seiner frau verfasste und verteilte er antinazistische Flugblätter und brachte regierungskritische Parolen an. Hermann Schulz engagierte sich nicht nur parteipolitisch, sondern befasste sich auch wissenschaftlich mit Politik und insbesondere mit Soziologie. In seinen Schulungen für die Pateijugend, bei denen ihn seine Frau unterstützte, mahnte er immer wieder zu Umsicht bei der Planung und Durchführung von Widerstandsaktivitäten. Dieses überlegende Handeln brachte ihm den Namen "Väterchen" ein. Schulz sorgte für den Zusammenhalt der illegalen SAP-Gruppen in Pankow, Reinickendorf und Wedding und unterhielt auch Kontakte zu Sozialdemokraten, Kommunisten, Angehörigen kirchlicher Widerstandskreise sowie zur Schulze-Boysen/Harnack- Widerstandsgruppe.<br />
Für den Unterhalt der Familie sorgte nach der Entlassung von Herrmann Schulz seine Frau. Sie war zunächst als Fabrikarbeiterin tätig, von 1936 bis 1942 als Registratorin und von April 1944 bis April 1945 als Archivarin im Verband Berliner Wohnungsunternehmen. <br />
Herrmann Schulz wurde nach langen Jahren der Arbeitslosigkeit im Büro der Glasfabrik Bartsch, Qualitz und Co. in Berlin-Tiergarten angestellt, von 1939 bis 1941 in der Gsellius`schen Buch-, Antiquar-und Globenhandlung und anschließend bei der Deutschen Bodenbank.<br />
Sein politisches Engagement führte letztlich zu seinem Tode,Schulz wurde am Abend des 10.10,1942 von der Gestapo in seiner Wohnung Romanshorner Weg 58 verhaftet. Er war Mitangeklagter in dem Verfahren gegen den Widerstandskämpfer und Journalisten Wilhelm Guddorf. Aufgenommen wurde er in das Staatsgefängnis Spandau, zum Verhör kam er in die Gestapozentrale. Am 9.11.1942 erhielt seine Frau die Erlaubnis zum Besuch ihres Mannes im Hausgefängnis der Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße (heute Niederkirchnerstraße).<br />
Sie schildert ihn als elend, verschmutzt, verhungert, im Gesicht waren Blutspuren. Er war gezeichnet von den dortigen berüchtigten, verschärften Foltermethoden. Sie selbst wurde für einen Tag verhaftet, dann aber wieder freigelassen. Bis Kriegsende stand sie unter Beobachtung. Am 12.November 1942 erhielt sie eine kurze schriftliche Mitteilung, dass ihr Mann sich im Polizeipräsidium das Leben genommen habe. Er war am 10.November nach der Kaffeeausgabe blitzschnell über das Geländer gesprungen und mit dem Kopf aufgeschlagen. Laut Totenschein war die offizielle Todesursache Schädelbruch.<br />
Hermann Schulz ist auf dem Friedhof Reinickendorf II in der Humboldtstraße begraben.

Hermann Schulz war während der Zeit des Nationalsozialismus die prägende Persönlichkeit der Sozialistischen Arbeiterpartei(SAP) in Reinickendorf.
Er wurde am 10.9.1890 in Berlin geboren. Zunächst besuchte er die Grundschule und soll dann Schüler am humanistischen Gymnasium "Graues Kloster" in Berlin Mitte gewesn sein und dort 1909 die Reifeprüfung abgelegt haben. Nach dem Abitur trat er zunächst eine Lehre als Bankkaufmann an. Diese brach er jedoch ab, nachdem er eine Streikbrecher Kolonne kritisiert hatte und daraufhin von der Bankleitung zur Aufgabe der Lehre bewegt worden war. Anschließend besuchte er das Lehrerseminar in Oranienburg und arbeitete ab 1913 als Lehrer in Reinickendorf.
Zum Wehrdienst im ersten Weltkrieg wurde er wegen eine Knieversteifung nicht einberufen. Im Jahre 1918 heiratete er Ella Stephan, geboren am 20.7.1896 in Grünberg/Schlesien, Tochter des Dachdeckermeisters Stephan. Beide hatten einen Sohn. Zur Zeit der Eheschließung war Hermann Schulz als Lehrer in Borgsdorf bei Oranienburg tätig. Dort gründete er gemeinsam mit seiner Frau eine Abteilung der USPD. Deswegen wurde er 1920 durch die Schulverwaltung strafversetzt und unterrichtete fortan in der weltlichen Abteilung der 9. Volksschule in Reinickendorf, Auguste-Viktoria-Allee 37, dem heutigen Gebäude Max-Beckmann-Schule, Hier prägte er als entschiedener Verfechter der Reformpädagogik die Arbeit der Schule. Zu deren Ideen gehörten die Bildung Arbeit. Seine politische Tätigkeit setzte er in Berlin-Mitte fort. Nach Auflösung der USPD trat er zunächst der SPD, später der SAP bei. Die SAP lehnte einerseits den "Reformismus" der SPD und Tolerierung der Regierung Brüning ab, andererseits aber auch die "Sozialfaschismusthese" und die mangelnde innerparteiliche Demokratie der KPD.
Das Jahr 1933 brachte für Hermann Schulz existenzielle Probleme. Er verlor seine berufliche Stellung, als ihn die Nationalsozialisten aus dem Schuldienst warfen. Bis 1939 blieb er arbeitslos. Im Jahre 1933 wurde aber auch die SAP verboten, die Mitglieder führten fortan ihre engagierte Widerstandsarbeit gegen den Nationalsozialismus in der Illegalität fort. Gemeinsam mit seiner frau verfasste und verteilte er antinazistische Flugblätter und brachte regierungskritische Parolen an. Hermann Schulz engagierte sich nicht nur parteipolitisch, sondern befasste sich auch wissenschaftlich mit Politik und insbesondere mit Soziologie. In seinen Schulungen für die Pateijugend, bei denen ihn seine Frau unterstützte, mahnte er immer wieder zu Umsicht bei der Planung und Durchführung von Widerstandsaktivitäten. Dieses überlegende Handeln brachte ihm den Namen "Väterchen" ein. Schulz sorgte für den Zusammenhalt der illegalen SAP-Gruppen in Pankow, Reinickendorf und Wedding und unterhielt auch Kontakte zu Sozialdemokraten, Kommunisten, Angehörigen kirchlicher Widerstandskreise sowie zur Schulze-Boysen/Harnack- Widerstandsgruppe.
Für den Unterhalt der Familie sorgte nach der Entlassung von Herrmann Schulz seine Frau. Sie war zunächst als Fabrikarbeiterin tätig, von 1936 bis 1942 als Registratorin und von April 1944 bis April 1945 als Archivarin im Verband Berliner Wohnungsunternehmen.
Herrmann Schulz wurde nach langen Jahren der Arbeitslosigkeit im Büro der Glasfabrik Bartsch, Qualitz und Co. in Berlin-Tiergarten angestellt, von 1939 bis 1941 in der Gsellius`schen Buch-, Antiquar-und Globenhandlung und anschließend bei der Deutschen Bodenbank.
Sein politisches Engagement führte letztlich zu seinem Tode,Schulz wurde am Abend des 10.10,1942 von der Gestapo in seiner Wohnung Romanshorner Weg 58 verhaftet. Er war Mitangeklagter in dem Verfahren gegen den Widerstandskämpfer und Journalisten Wilhelm Guddorf. Aufgenommen wurde er in das Staatsgefängnis Spandau, zum Verhör kam er in die Gestapozentrale. Am 9.11.1942 erhielt seine Frau die Erlaubnis zum Besuch ihres Mannes im Hausgefängnis der Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße (heute Niederkirchnerstraße).
Sie schildert ihn als elend, verschmutzt, verhungert, im Gesicht waren Blutspuren. Er war gezeichnet von den dortigen berüchtigten, verschärften Foltermethoden. Sie selbst wurde für einen Tag verhaftet, dann aber wieder freigelassen. Bis Kriegsende stand sie unter Beobachtung. Am 12.November 1942 erhielt sie eine kurze schriftliche Mitteilung, dass ihr Mann sich im Polizeipräsidium das Leben genommen habe. Er war am 10.November nach der Kaffeeausgabe blitzschnell über das Geländer gesprungen und mit dem Kopf aufgeschlagen. Laut Totenschein war die offizielle Todesursache Schädelbruch.
Hermann Schulz ist auf dem Friedhof Reinickendorf II in der Humboldtstraße begraben.