Elfriede Redlich née Czarlinski

Location 
Senefelderstr. 4
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
27 April 2012
Born
22 December 1878 in Preußisch Stargard (Westpreußen) / Starogard Gdański
Deportation
on 09 December 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Elfriede Czarlinski wurde am 22. Dezember 1878 in Preußisch Stargard (dem heutigen Starogard Gdańsk) geboren. Die damalige Kreisstadt liegt in den Pommerellen, etwa 40 Kilometer südlich von Danzig (Gdańsk), und wurde im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum der Getreide-, Tabak-, Lederproduktion. Elfriede war die Tochter des Pfandhändlers Samuel Czarlinski und seiner Ehefrau Lina, geborene Seidler. Elfriede wuchs im Kreis von drei Geschwistern auf: Am 31. Mai 1881 wurde ihre jüngere Schwester Grete geboren, am 14. November 1884 und am 25. März 1887 kamen ihre Brüder Georg und Siegfried zur Welt. Über die Kindheit und Jugend von Elfriede und ihren Geschwistern in Preußisch Stargard haben sich keine Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Elfriede ungefähr 600 der rund 6500 Einwohner Stargards zählten. Mitte des 19. Jahrhunderts war am Ort eine jüdische Elementarschule gegründet worden, die die Geschwister Czarlinski möglicherweise in ihrer Jugend besuchten.

Spätestens in den 1910er-Jahren zog Elfriede Czarlinski mit ihrer Schwester und ihrer Mutter aus Preußisch Stargard nach Berlin. Ihr Bruder war als Kaufmann in Nürnberg ansässig, zog aber später ebenfalls nach Berlin und heiratete die gebürtige Berlinerin Frieda Bieber. Ihr jüngster Bruder Siegfried lebte Ende der 1910er-Jahre in Charlottenburg in der Pestalozzistraße und heiratete 1919 die aus Wittenberg stammende Schneiderin Anna Stock. Das Schicksal des Vaters von Elfriede ist unklar. In der Ehestandsanzeige von Elfriede gilt der Pfandhändler mit letztem Wohnsitz in Preußisch Stargard als „verschollen“. In Berlin war Elfriede Czarlinski als Schneiderin tätig. Ihre Schwester hatte eine Anstellung als Verkäuferin gefunden. Ende der 1910er-Jahre lernte Elfriede den aus Breslau (dem heutigen Wrocław) stammenden Schneider Siegfried Redlich kennen, der um die Jahrhundertwende mit seiner Schwester Johanne nach Berlin gekommen war. Am 6. April 1911 heiratete das Paar und Siegfried zog in die Wohnung seiner Ehefrau in der Senefelderstraße 2, nahe dem Helmholtzplatz im Prenzlauer Berg. Ein Jahr nach der Hochzeit kam am 27. März 1912 ihre Tochter Ruth zur Welt. Das Ehepaar eröffnete nach der Geburt des Kindes eine Konfektion für Capes und Umhänge, wie sie damals in Berlin in Mode waren, in der Senefelderstraße. Im Ersten Weltkrieg wurde Siegfried Redlich rekrutiert oder er meldete sich freiwillig und wurde als Soldat eingesetzt. Er erlitt eine Verletzung, von der er sich nie gänzlich erholte. In den folgenden Jahren übernahm Elfriede die Führung des Geschäfts und bestritt den Lebensunterhalt, da Siegfried durch die im Krieg erlittenen Leiden in seiner Tätigkeit eingeschränkt war. Am Anfang des Krieges waren die Redlichs aus der Senefelderstraße in eine Wohnung in der Gaudystraße 25 im Gleimviertel des Prenzlauer Berges umgezogen. Hier hatte Elfriede Redlich eine Schneiderwerkstatt eingerichtet und war in den 1920er- und 1930er-Jahren in ihrem gelernten Beruf als Damenschneiderin tätig. Die Tochter der Redlichs erlernte nach ihrem Schulabschluss den Beruf der Erzieherin und war als Kindergärtnerin beschäftigt. 1932 zogen die Redlichs in eine Wohnung in der Danziger Straße 72 und bald darauf in die Senefelderstraße 4. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaares Redlich und ihrer Tochter Ruth im Berlin der Weimarer Republik gegen könnten.

Grete Czarlinski hatte 1912 den aus Minden stammenden Kaufmann Max Katz geheiratet, der Mitte der 1920er-Jahre verstarb. 1930 heiratete sie in zweiter Ehe den aus Tuchel (Tuchola) stammenden, verwitweten Kaufmann Louis Hoffmann, der in Popelken (dem heutigen Wyssokoje) ein Manufakturwarengeschäft führte, und zog zu ihm nach Popelken. In die Ehe brachte der Kaufmann neun Kinder ein, die teils noch bei ihrem Vater lebten, teils bereits ausgezogen waren und eigene Haushalte führten. Elfriedes Bruder Siegfried hatte 1919 für die Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung kandidiert. Mit dem Zusammenschluss zu Groß-Berlin wurde er 1920 und bei allen folgenden Wahlen in die Bezirksversammlung Charlottenburg gewählt, erst für die USPD und ab 1922 für die SPD. Ihr Bruder Georg arbeitete als Handelsvertreter in Berlin.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Redlich und ihre Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 waren die Redlichs auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Noch 1933 war ihre Tochter Ruth aus Berlin in das Mandatsgebiet Palästina ausgewandert, hatte dort geheiratet und um 1940/1941 eine Tochter bekommen. Ob das Ehepaar Redlich in den Jahren nach 1933 ebenfalls versucht hatte, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten konkrete Schritte unternommen worden sein, so scheiterten sie letztlich. Gretes Bruder Siegfried wurde im Nationalsozialismus sowohl rassistisch als auch politisch verfolgt. Mit dem SPD-Verbot und der „Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung“ vom Juli 1933 wurde dem Stadtverordneten das Mandat entzogen. Er wurde als staatlicher Lotterie-Einnehmer entlassen, verlor seine Stellung als Versicherungsvertreter und wurde von der Gestapo mehrfach verhaftet und verhört. Auch in der Kleinstadt Popelken hatte sich die Situation nach 1933 zugespitzt. Das Geschäft von Elfriede und ihrem Mann wurde boykottiert und sie wurden persönlich bedroht. Zu einem Zeitpunkt Mitte bis Ende der 1930er-Jahre entschieden sie sich – möglicherweise nach den Pogromen 1938 –, den Ort fluchtartig zu verlassen und Zuflucht bei ihren Verwandten in Berlin zu suchen. In Berlin kamen sie mit der noch minderjährigen Tochter von Louis, Meta Hoffmann, zunächst in der Wohnung der Mutter von Grete und Elfriede in der Charlottenburger Kirchstraße 14 unter. Um 1938/1939 musste diese Wohnung geräumt werden und die Hoffmans zogen mit der damals 82-jährigen Lina Czarlinski in die Wohnung von Elfriede und Siegfried Redlich in der Senefelderstraße 4.

Vermutlich mussten die Redlichs ab 1939/1940 Zwangsarbeit in Berlin leisten, anders als bei Elfriedes Schwester und deren Ehemann, der in der Waffen- und Munitionsfabrik Borsigwalde zwangsbeschäftigt war, haben sich hierzu aber keine eindeutigen Quellen erhalten. Das Leben in Berlin wurde für die Redlichs Ende der 1930er-Jahre und Anfang der 1940er-Jahre zunehmend zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Ende 1941 mussten die Redlichs ihre Wohnung verlassen. Sie zogen in die Rykestraße 41, in der wiederum auch Grete und Louis Hoffmann ein Zimmer zur Untermiete bezogen. Elfriedes Mutter war vermutlich inzwischen verstorben, jedenfalls lebte sie Anfang der 1940er-Jahre nicht mehr mit den beiden Ehepaaren in der Wohnung in der Rykestraße.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Gut ein Jahr später erhielten das Ehepaar Redlich den Deportationsbescheid. Sie hatten noch miterleben müssen, wie die bei ihnen wohnenden Grete und Louis Hoffmann Anfang November 1942 aus der Wohnung Rykestraße nach Theresienstadt deportiert wurden. Wenige Tage später wurden auch Siegfried und Elfriede Redlich in eine der Sammelstellen Berlins gebracht und von dort mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Das Ehepaar wurde – vermutlich unmittelbar nach seiner Ankunft – in Auschwitz-Birkenau ermordet. Elfriede Redlich war zum Zeitpunkt der Deportation 63 Jahre alt.

Ihre Tochter Ruth und ihre Enkelin überlebten die NS-Verfolgung im Exil und lebten später in Israel. Georg Czarlinski und seine Ehefrau Frieda waren aus ihrem letzten Wohnsitz in der Ansbacher Straße 38 in Schöneberg mit dem gleichen Transport wie Elfriede am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Ihr Bruder Siegfried wurde 1944 in Berlin verhaftet und in das Sammellager der Weddinger Schulstraße verschleppt. Von dort kam er mit anderen Juden in das „Arbeitserziehungslager“ Großbeeren bei Teltow südlich von Berlin und wurde dort am 18. Mai 1944 ermordet. Seine Frau Anna Czarlinski, geborene Stock, überlebte. Elfriedes Schwester Grete und ihr Mann Louis Hoffmann durchlitten die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto Theresienstadt anderthalb Jahre, bevor sie am 16. Mai 1944 weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Von den neun Kindern von Louis Hoffmann überlebten drei im Exil. Ein Enkel gehörte zu den Überlebenden von Auschwitz. Die übrigen sechs Töchter, ihre Kinder und Ehemänner wurde in Riga und Auschwitz ermordet. Elfriedes Schwager Paul Redlich war im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert worden, wurde am 23. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet. Das Schicksal ihrer Schwägerin Johanne Jachmann ist ungeklärt. Deren Ehemann Isidor Jachmann wurde am 15. Dezember 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 2. Mai 1943 ermordet.

Elfriede Czarlinski wurde am 22. Dezember 1878 in Preußisch Stargard (dem heutigen Starogard Gdańsk) geboren. Die damalige Kreisstadt liegt in den Pommerellen, etwa 40 Kilometer südlich von Danzig (Gdańsk), und wurde im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum der Getreide-, Tabak-, Lederproduktion. Elfriede war die Tochter des Pfandhändlers Samuel Czarlinski und seiner Ehefrau Lina, geborene Seidler. Elfriede wuchs im Kreis von drei Geschwistern auf: Am 31. Mai 1881 wurde ihre jüngere Schwester Grete geboren, am 14. November 1884 und am 25. März 1887 kamen ihre Brüder Georg und Siegfried zur Welt. Über die Kindheit und Jugend von Elfriede und ihren Geschwistern in Preußisch Stargard haben sich keine Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Elfriede ungefähr 600 der rund 6500 Einwohner Stargards zählten. Mitte des 19. Jahrhunderts war am Ort eine jüdische Elementarschule gegründet worden, die die Geschwister Czarlinski möglicherweise in ihrer Jugend besuchten.

Spätestens in den 1910er-Jahren zog Elfriede Czarlinski mit ihrer Schwester und ihrer Mutter aus Preußisch Stargard nach Berlin. Ihr Bruder war als Kaufmann in Nürnberg ansässig, zog aber später ebenfalls nach Berlin und heiratete die gebürtige Berlinerin Frieda Bieber. Ihr jüngster Bruder Siegfried lebte Ende der 1910er-Jahre in Charlottenburg in der Pestalozzistraße und heiratete 1919 die aus Wittenberg stammende Schneiderin Anna Stock. Das Schicksal des Vaters von Elfriede ist unklar. In der Ehestandsanzeige von Elfriede gilt der Pfandhändler mit letztem Wohnsitz in Preußisch Stargard als „verschollen“. In Berlin war Elfriede Czarlinski als Schneiderin tätig. Ihre Schwester hatte eine Anstellung als Verkäuferin gefunden. Ende der 1910er-Jahre lernte Elfriede den aus Breslau (dem heutigen Wrocław) stammenden Schneider Siegfried Redlich kennen, der um die Jahrhundertwende mit seiner Schwester Johanne nach Berlin gekommen war. Am 6. April 1911 heiratete das Paar und Siegfried zog in die Wohnung seiner Ehefrau in der Senefelderstraße 2, nahe dem Helmholtzplatz im Prenzlauer Berg. Ein Jahr nach der Hochzeit kam am 27. März 1912 ihre Tochter Ruth zur Welt. Das Ehepaar eröffnete nach der Geburt des Kindes eine Konfektion für Capes und Umhänge, wie sie damals in Berlin in Mode waren, in der Senefelderstraße. Im Ersten Weltkrieg wurde Siegfried Redlich rekrutiert oder er meldete sich freiwillig und wurde als Soldat eingesetzt. Er erlitt eine Verletzung, von der er sich nie gänzlich erholte. In den folgenden Jahren übernahm Elfriede die Führung des Geschäfts und bestritt den Lebensunterhalt, da Siegfried durch die im Krieg erlittenen Leiden in seiner Tätigkeit eingeschränkt war. Am Anfang des Krieges waren die Redlichs aus der Senefelderstraße in eine Wohnung in der Gaudystraße 25 im Gleimviertel des Prenzlauer Berges umgezogen. Hier hatte Elfriede Redlich eine Schneiderwerkstatt eingerichtet und war in den 1920er- und 1930er-Jahren in ihrem gelernten Beruf als Damenschneiderin tätig. Die Tochter der Redlichs erlernte nach ihrem Schulabschluss den Beruf der Erzieherin und war als Kindergärtnerin beschäftigt. 1932 zogen die Redlichs in eine Wohnung in der Danziger Straße 72 und bald darauf in die Senefelderstraße 4. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaares Redlich und ihrer Tochter Ruth im Berlin der Weimarer Republik gegen könnten.

Grete Czarlinski hatte 1912 den aus Minden stammenden Kaufmann Max Katz geheiratet, der Mitte der 1920er-Jahre verstarb. 1930 heiratete sie in zweiter Ehe den aus Tuchel (Tuchola) stammenden, verwitweten Kaufmann Louis Hoffmann, der in Popelken (dem heutigen Wyssokoje) ein Manufakturwarengeschäft führte, und zog zu ihm nach Popelken. In die Ehe brachte der Kaufmann neun Kinder ein, die teils noch bei ihrem Vater lebten, teils bereits ausgezogen waren und eigene Haushalte führten. Elfriedes Bruder Siegfried hatte 1919 für die Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung kandidiert. Mit dem Zusammenschluss zu Groß-Berlin wurde er 1920 und bei allen folgenden Wahlen in die Bezirksversammlung Charlottenburg gewählt, erst für die USPD und ab 1922 für die SPD. Ihr Bruder Georg arbeitete als Handelsvertreter in Berlin.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Redlich und ihre Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 waren die Redlichs auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Noch 1933 war ihre Tochter Ruth aus Berlin in das Mandatsgebiet Palästina ausgewandert, hatte dort geheiratet und um 1940/1941 eine Tochter bekommen. Ob das Ehepaar Redlich in den Jahren nach 1933 ebenfalls versucht hatte, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten konkrete Schritte unternommen worden sein, so scheiterten sie letztlich. Gretes Bruder Siegfried wurde im Nationalsozialismus sowohl rassistisch als auch politisch verfolgt. Mit dem SPD-Verbot und der „Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung“ vom Juli 1933 wurde dem Stadtverordneten das Mandat entzogen. Er wurde als staatlicher Lotterie-Einnehmer entlassen, verlor seine Stellung als Versicherungsvertreter und wurde von der Gestapo mehrfach verhaftet und verhört. Auch in der Kleinstadt Popelken hatte sich die Situation nach 1933 zugespitzt. Das Geschäft von Elfriede und ihrem Mann wurde boykottiert und sie wurden persönlich bedroht. Zu einem Zeitpunkt Mitte bis Ende der 1930er-Jahre entschieden sie sich – möglicherweise nach den Pogromen 1938 –, den Ort fluchtartig zu verlassen und Zuflucht bei ihren Verwandten in Berlin zu suchen. In Berlin kamen sie mit der noch minderjährigen Tochter von Louis, Meta Hoffmann, zunächst in der Wohnung der Mutter von Grete und Elfriede in der Charlottenburger Kirchstraße 14 unter. Um 1938/1939 musste diese Wohnung geräumt werden und die Hoffmans zogen mit der damals 82-jährigen Lina Czarlinski in die Wohnung von Elfriede und Siegfried Redlich in der Senefelderstraße 4.

Vermutlich mussten die Redlichs ab 1939/1940 Zwangsarbeit in Berlin leisten, anders als bei Elfriedes Schwester und deren Ehemann, der in der Waffen- und Munitionsfabrik Borsigwalde zwangsbeschäftigt war, haben sich hierzu aber keine eindeutigen Quellen erhalten. Das Leben in Berlin wurde für die Redlichs Ende der 1930er-Jahre und Anfang der 1940er-Jahre zunehmend zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Ende 1941 mussten die Redlichs ihre Wohnung verlassen. Sie zogen in die Rykestraße 41, in der wiederum auch Grete und Louis Hoffmann ein Zimmer zur Untermiete bezogen. Elfriedes Mutter war vermutlich inzwischen verstorben, jedenfalls lebte sie Anfang der 1940er-Jahre nicht mehr mit den beiden Ehepaaren in der Wohnung in der Rykestraße.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlins mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Gut ein Jahr später erhielten das Ehepaar Redlich den Deportationsbescheid. Sie hatten noch miterleben müssen, wie die bei ihnen wohnenden Grete und Louis Hoffmann Anfang November 1942 aus der Wohnung Rykestraße nach Theresienstadt deportiert wurden. Wenige Tage später wurden auch Siegfried und Elfriede Redlich in eine der Sammelstellen Berlins gebracht und von dort mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Das Ehepaar wurde – vermutlich unmittelbar nach seiner Ankunft – in Auschwitz-Birkenau ermordet. Elfriede Redlich war zum Zeitpunkt der Deportation 63 Jahre alt.

Ihre Tochter Ruth und ihre Enkelin überlebten die NS-Verfolgung im Exil und lebten später in Israel. Georg Czarlinski und seine Ehefrau Frieda waren aus ihrem letzten Wohnsitz in der Ansbacher Straße 38 in Schöneberg mit dem gleichen Transport wie Elfriede am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. Ihr Bruder Siegfried wurde 1944 in Berlin verhaftet und in das Sammellager der Weddinger Schulstraße verschleppt. Von dort kam er mit anderen Juden in das „Arbeitserziehungslager“ Großbeeren bei Teltow südlich von Berlin und wurde dort am 18. Mai 1944 ermordet. Seine Frau Anna Czarlinski, geborene Stock, überlebte. Elfriedes Schwester Grete und ihr Mann Louis Hoffmann durchlitten die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto Theresienstadt anderthalb Jahre, bevor sie am 16. Mai 1944 weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Von den neun Kindern von Louis Hoffmann überlebten drei im Exil. Ein Enkel gehörte zu den Überlebenden von Auschwitz. Die übrigen sechs Töchter, ihre Kinder und Ehemänner wurde in Riga und Auschwitz ermordet. Elfriedes Schwager Paul Redlich war im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert worden, wurde am 23. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet. Das Schicksal ihrer Schwägerin Johanne Jachmann ist ungeklärt. Deren Ehemann Isidor Jachmann wurde am 15. Dezember 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 2. Mai 1943 ermordet.