Oskar Debus

Location 
Josef-Orlopp-Straße 50
District
Lichtenberg
Born
03 November 1886 in Elberfeld (Wuppertal)
Death due to incarceration and torture
17 December 1942 im Zuchthaus Brandenburg-Görden

Rede anlässlich der Einweihung des Stolpersteins für Oskar Debus am 2. November 2010 gehalten von Elke Sabrowski, Mitglied der GEW-Seniorengruppe Berlin-Lichtenberg<br />
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Heute, einen Tag vor seinem Geburtstag ehren wir Oskar Debus. Er wurde am 3. November 1886 in Wuppertal-Elberfeld geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und der Lehre für einen kaufmännischen Beruf arbeitete er in verschiedenen Firmen seiner Heimatstadt. 1911 trat er der Konsumgenossenschaft bei und arbeitete als Buchhalter. Um diese Zeit heiratete er auch und wurde bald Vater eines Sohnes und später einer Tochter. Bis zum Verbot der Partei 1933 war Oskar Debus Mitglied der SPD. 1918, kurz nach der Geburt seiner Tochter Ilse, zog er mit seiner Frau und dem älteren Sohn Willi nach Thüringen. Er arbeitete dort als Geschäftsführer. In gleicher Funktion war er auch in seinem neuen Wohnort Velten / Mark Brandenburg tätig. Auf Grund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung musste er später als Abteilungsleiter der Berliner Konsumgesellschaft die Veltener und die Berliner Geschäftsführung miteinander vereinigen. Nach dem Reichstagsbrand und der berüchtigten Köpenicker Blutwoche im Juni 1933 stand auch Oskar Debus im Fokus des NS-Regimes. Er wurde verhaftet und zunächst im Lager Meißnerhof bei Höhenschöpping festgehalten.Im gleichen Jahr wurde er ins Konzentrationslager Oranienburg verschleppt und ertrug zwei Monate lang Misshandlung und Folter.<br />
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Nach seiner Entlassung musste er Velten sofort verlassen und zog mit seiner Familie nach Berlin in einer Zweizimmerwohnung in der Nr. 25 der damaligen Rittergutsstraße, einem Haus der Berliner Konsumgesellschaft. Seine Tochter Ilse berichtete später, das viele Konsummitarbeiter sich für sene Entlassung aus dem KZ eingesetzt hatten mit der Begründung, dass er dringend für die personelle und finanzielle Abwicklung der Geschäfte gebraucht würde. Ende September 1935 verlor Oskar Debus seine Anstellung als Geschäftsführer, weil auf Druck des NS-Staates viele Filialen der Konsumgenossenschaft privatisiert wurden. Ehemalige Mitglieder erwarben daraufhin einige Läden und stellten Oskar Debus als Buchhalter ein. Im Haus der Konsumgenossenschaft wohnten viele Sozialdemokraten und Kommunisten. Sie widersetzten sich den braunen Machtabern. Oskar Debus wurde wegen Aufwiegelung der Arbeiter und politische Unzuverlässigkeit gekündigt und es wurde ihm verboten, seine Arbeitsstelle zu betreten.<br />
<br />
Auf Grund seiner Erfahrungen mit dem Nazi-Regime und in Zusammenarbeit ehemaliger Kollegen und SPD-Genossen war er Mitbegründer der sogenannten Zehn-Punkte-Gruppe, die auch unter dem Namen Volksfront- bzw. Einheitsfront-Gruppe bekannt war. Der Kreis traf sich zweimal pro Woche in der Wohnung der Familie Debus, diskutierte über die politischen Aufgaben und entwickelte das Zehn-Punkte Programm. Dieses Programm beinhaltete u. a. folgende Forderungen:<br />
<br />
Sturz und Vernichtung der Hitlerdiktatur,<br />
<br />
Recht und Gerechtigkeit für alle,<br />
<br />
Freiheit des Glaubens und der Weltanschauung,<br />
<br />
volle Selbstregierung und Selbstverwaltung des deutschen Volkes,<br />
<br />
Frieden und Freundschaft mit allen Völkern und<br />
<br />
Beseitigung der Not und der Arbeitslosigkeit.<br />
<br />
Die Verbreitung der Schriften geschah auf illegalem Wege in Berlin aber auch in Hamburg, im Rheinland und Ruhrgebiet sowie in Thüringen. Wahrscheinlich unterliefen der Gruppe bei der Verbreitung des Materials folgenschwere Fehler, die zu zahlreichen Verhaftungen führten. Auch Oskar Debus wurde am 20. September 1938 in der Wohnung verhaftet. Nach einer Vielzahl von verhören durch die Gestapo wurde er am 14. Juli 1939 vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus und dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Er kam in die Strafanstalt Brandenburg. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich, ein Gnadengesuch seiner Tochter Ilse wurde abgelehnt. Am 17. Dezember 1942 verstarb Oskar Debus im Zuchthaus Brandenburg an den Folgen von Folter und Entbehrungen.<br />
<br />
Während der Beerdigung im Januar 1943 auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde, an der zahlreiche Trauergäste teilnahmen, sprach der Lichtenberger SPD-Stadtrat Willi Klüsener in ergreifenden Worten vom Verstorbenen. Klüsener wurde einige Jahre später selbst verhaftet und verurteilt. Er kam im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben. Am 26. April 2010 wurde auch er mit dem Verlegen eines Stolperstens an seinem ehemaligen Wohnhaus geehrt.<br />
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Heute ehren wir einen mutigen und aufrechten Menschen, der sich für ein besseres Leben in Deutschland einsetzte und den Faschismus konsequent bekämpfte: Oskar Debus.

Rede anlässlich der Einweihung des Stolpersteins für Oskar Debus am 2. November 2010 gehalten von Elke Sabrowski, Mitglied der GEW-Seniorengruppe Berlin-Lichtenberg

Heute, einen Tag vor seinem Geburtstag ehren wir Oskar Debus. Er wurde am 3. November 1886 in Wuppertal-Elberfeld geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und der Lehre für einen kaufmännischen Beruf arbeitete er in verschiedenen Firmen seiner Heimatstadt. 1911 trat er der Konsumgenossenschaft bei und arbeitete als Buchhalter. Um diese Zeit heiratete er auch und wurde bald Vater eines Sohnes und später einer Tochter. Bis zum Verbot der Partei 1933 war Oskar Debus Mitglied der SPD. 1918, kurz nach der Geburt seiner Tochter Ilse, zog er mit seiner Frau und dem älteren Sohn Willi nach Thüringen. Er arbeitete dort als Geschäftsführer. In gleicher Funktion war er auch in seinem neuen Wohnort Velten / Mark Brandenburg tätig. Auf Grund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung musste er später als Abteilungsleiter der Berliner Konsumgesellschaft die Veltener und die Berliner Geschäftsführung miteinander vereinigen. Nach dem Reichstagsbrand und der berüchtigten Köpenicker Blutwoche im Juni 1933 stand auch Oskar Debus im Fokus des NS-Regimes. Er wurde verhaftet und zunächst im Lager Meißnerhof bei Höhenschöpping festgehalten.Im gleichen Jahr wurde er ins Konzentrationslager Oranienburg verschleppt und ertrug zwei Monate lang Misshandlung und Folter.

Nach seiner Entlassung musste er Velten sofort verlassen und zog mit seiner Familie nach Berlin in einer Zweizimmerwohnung in der Nr. 25 der damaligen Rittergutsstraße, einem Haus der Berliner Konsumgesellschaft. Seine Tochter Ilse berichtete später, das viele Konsummitarbeiter sich für sene Entlassung aus dem KZ eingesetzt hatten mit der Begründung, dass er dringend für die personelle und finanzielle Abwicklung der Geschäfte gebraucht würde. Ende September 1935 verlor Oskar Debus seine Anstellung als Geschäftsführer, weil auf Druck des NS-Staates viele Filialen der Konsumgenossenschaft privatisiert wurden. Ehemalige Mitglieder erwarben daraufhin einige Läden und stellten Oskar Debus als Buchhalter ein. Im Haus der Konsumgenossenschaft wohnten viele Sozialdemokraten und Kommunisten. Sie widersetzten sich den braunen Machtabern. Oskar Debus wurde wegen Aufwiegelung der Arbeiter und politische Unzuverlässigkeit gekündigt und es wurde ihm verboten, seine Arbeitsstelle zu betreten.

Auf Grund seiner Erfahrungen mit dem Nazi-Regime und in Zusammenarbeit ehemaliger Kollegen und SPD-Genossen war er Mitbegründer der sogenannten Zehn-Punkte-Gruppe, die auch unter dem Namen Volksfront- bzw. Einheitsfront-Gruppe bekannt war. Der Kreis traf sich zweimal pro Woche in der Wohnung der Familie Debus, diskutierte über die politischen Aufgaben und entwickelte das Zehn-Punkte Programm. Dieses Programm beinhaltete u. a. folgende Forderungen:

Sturz und Vernichtung der Hitlerdiktatur,

Recht und Gerechtigkeit für alle,

Freiheit des Glaubens und der Weltanschauung,

volle Selbstregierung und Selbstverwaltung des deutschen Volkes,

Frieden und Freundschaft mit allen Völkern und

Beseitigung der Not und der Arbeitslosigkeit.

Die Verbreitung der Schriften geschah auf illegalem Wege in Berlin aber auch in Hamburg, im Rheinland und Ruhrgebiet sowie in Thüringen. Wahrscheinlich unterliefen der Gruppe bei der Verbreitung des Materials folgenschwere Fehler, die zu zahlreichen Verhaftungen führten. Auch Oskar Debus wurde am 20. September 1938 in der Wohnung verhaftet. Nach einer Vielzahl von verhören durch die Gestapo wurde er am 14. Juli 1939 vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus und dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Er kam in die Strafanstalt Brandenburg. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich, ein Gnadengesuch seiner Tochter Ilse wurde abgelehnt. Am 17. Dezember 1942 verstarb Oskar Debus im Zuchthaus Brandenburg an den Folgen von Folter und Entbehrungen.

Während der Beerdigung im Januar 1943 auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde, an der zahlreiche Trauergäste teilnahmen, sprach der Lichtenberger SPD-Stadtrat Willi Klüsener in ergreifenden Worten vom Verstorbenen. Klüsener wurde einige Jahre später selbst verhaftet und verurteilt. Er kam im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben. Am 26. April 2010 wurde auch er mit dem Verlegen eines Stolperstens an seinem ehemaligen Wohnhaus geehrt.

Heute ehren wir einen mutigen und aufrechten Menschen, der sich für ein besseres Leben in Deutschland einsetzte und den Faschismus konsequent bekämpfte: Oskar Debus.