Edith Schiller née Simenauer

Location 
Bundesallee 79a
Historical name
Kaiserallee
District
Friedenau
Stone was laid
05 March 2024
Born
10 June 1895 in Gleiwitz (Schlesien) / Gliwice
Occupation
Buchhalterin
Escape
1933 Tschechoslowakei
Deportation
on 17 December 1941 from Prag to Theresienstadt
Later deported
on 15 April 1944 from Theresienstadt to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Edith Ruth Simenauer kam am 10. Juni 1895 in Gleiwitz/Tost-Gleiwítz/Schlesien als Tochter des Leopold Loebel Simenauer und seiner Frau Jenny Charlotte geborene Simenauer zur Welt. Ihre Geschwister waren Georg (1897), Erich (1901) und Alfred (1906). Nach dem Schulabschluss besuchte sie eine Handelsschule und arbeitete in Gleiwitz bei einer Bank als Buchhalterin.

Sie heiratete 1918 in Gleiwitz den Kaufmann Max Schiller, der am 12. Juni 1888 in Lomnitz/Österreich-Ungarn geboren war. Seit 1920 lebte das Paar in Berlin, die Tochter Hannelore kam am 3. Mai 1920 zur Welt, gefolgt von der Tochter Sara Hilde am 26. Juli 1922. Ihr Mann gründete mit einem Kriegskameraden die Firma Schiller und Bukofzer, zuerst Moritzstraße 11, dann Nollendorfplatz. Als die Firma größer wurde, firmierte sie als HERMES Bergbau GmbH, Teilhaber waren neben Max Schiller und Georg Bukofzer deren Frauen sowie die Tante von Edith Schiller, Frau Hermine Haber aus Wien. Die Frauen der Geschäftsführer arbeiteten im Betrieb mit, Edith Schiller führte zunächst alleine die Buchhaltung, später beaufsichtigte sie zwei angestellte Buchhalterinnen. Die Firma handelte mit Brennmaterialien.

Max Schiller nahm anstelle der österreichischen Staatsangehörigkeit die deutsche an.

Seit 1929 wohnte die Familie in der Kaiserallee 79 a in der IV. Etage mit Telefonanschluss. Zu der Zeit hatte ihre Firma den Sitz in der Rembrandtstraße auf dem Gelände des damaligen Wannseebahnhofs. Die Geschäfte dieser Firma gingen gut, Max Schiller lebte mit seiner Familie in gehobenen Verhältnissen, sein jährliches Einkommen betrug rund 20.000,00 RM. Ihre Wohnung im Haus Kaiserallee 79 a hatte einen sehr großzügigen Zuschnitt und das Haus verfügte bereits über einen Aufzug.

Nach der Machtübernahme wurde der Bruder von Edith Schiller, Dr. Erich Simenauer, im Urbankrankenhaus verhaftet. Daraufhin entschied sich die Familie, unverzüglich in die Tschechoslowakei nach Brünn (Brno) zu emigrieren. Ediths Mann wollte eine neue Existenz in der Tschechoslowakei begründen und trat als Teilhaber in ein Unternehmen der Textilbranche (Frau Hermine Breda, Brünn) ein. Nach Erfüllung vieler Auflagen wurde ihm von der Devisenbewirtschaftungsstelle gestattet, 15.000,00 RM auszuführen, um Devisen zu erwerben. Der größere Anteil des Vermögens musste im Deutschen Reich verbleiben.

1939 heiratete die Tochter Hannelore in Prag den aus Brünn stammenden Buchbinder Kurt Türkel. Sie wohnten in Prag in der Stroßmayerstraße 3.

Die Tochter Sara Hilde war Buchbinderin geworden und konnte nach Palästina emigrieren,

Max Schiller wurde die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen. Er wurde in das KZ Mauthausen deportiert, wo er am 16. Oktober 1941 ermordet wurde. Edith Schiller wurde am 17. Dezember 1941 zusammen mit ihrer Tochter Hannelore und deren Mann Kurt Türkel von Prag aus nach Theresienstadt deportiert. Edith Schiller wurde am 15. Mai 1944 von dort weiter in das KZ Auschwitz deportiert, alle Ankömmlinge dieses Transports wurden im Familienlager BIIb in Birkenau untergebracht. Das Todesdatum von Edith Schiller ist unbekannt. Ihre Tochter Hannelore wurde am 19. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz deportiert, der Schwiegersohn Kurt Türkel am 28. September 1944 in das KZ Auschwitz und weiter in das KZ Dachau, wo er am 5. Januar 1945 ermordet wurde.

Ihr jüngerer Bruder Georg starb bereits 1918, die Brüder Erich und Alfred überlebten.

Ihre Tochter Sara Hilde heiratete in Palästina Avri Gershon, sie bekamen drei Kinder.