Recha Meyerhoff née Giesenow

Location 
Jakobikirchstraße 2
District
Kreuzberg
Stone was laid
07 May 2024
Born
21 November 1876 in Schloppe (Westpreußen) / Człopa
Deportation
on 15 August 1942 to Riga
Murdered
18 August 1942 in Riga

Recha Giesenow kam am 21. November 1876 in Schloppe in Westpreußen als Tochter des jüdischen Pferdehändlers Simon Giesenow und dessen Ehefrau Johanna, geb. Beermann, zur Welt. Die kleine Stadt Schloppe (polnisch Człopa) liegt 108 km östlich von Stettin. Recha hatte mindestens noch vier Geschwister: Hedwig (*1875), Lina (*1878), Elisabeth (*1881) und Meyer Martin (*1885). Über die Kindheit und Jugend von Recha Giesenow haben sich keine Informationen erhalten. Sie erlernte den Beruf der Putzmacherin – diese fertigen Kopfbedeckungen für Damen. Ihre Familie übersiedelte um 1900 in die Reichshauptstadt. Laut Berliner Adressbuch lebten sie in Kreuzberg, an verschiedenen Adressen nahe des U-Bahnhofs Prinzenstraße.

Recha Giesenow heiratete am 3. Oktober 1910 den Kaufmann Karl Albert Meyerhoff, geb. 1881 in Edemissen (Kreis Peine). Dieser war evangelisch. Offenbar war auch Recha vor der Hochzeit vom mosaischen zum evangelischen Glauben konvertiert. Die Ehe blieb wahrscheinlich kinderlos.

Karl und Recha Meyerhoff wohnten zunächst in der Neuenburger Straße 41, um 1915 zogen sie in die Moritzstraße 21. Das Ehepaar ließ sich im Dezember 1924 scheiden. Vermutlich erfolgte die Trennung schon einige Jahre zuvor: Seit 1921 ist Recha Meyerhoff im Berliner Adressbuch allein in der Moritzstraße 21 verzeichnet. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt als Bürogehilfin, ab Mitte der 1920er Jahre arbeitete sie wieder in ihrem Beruf als Putzmacherin.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Recha Meyerhoff. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 

Ab 1933 ist Recha Meyerhoff nicht mehr in den Adressbüchern verzeichnet. Entweder lebte sie zur Untermiete oder bei Verwandten. Spätestens seit Mai 1939 – dem Zeitpunkt der Volkszählung – wohnte sie in der Jakobikirchstraße 2 bei ihrer Schwester Lina, deren Mann Alfred Stern und deren Sohn Heinz. Die Jakobikirchstraße befindet sich unweit des Moritzplatzes und verläuft zwischen der Jakobi-Kirche und der Ritterstraße. Keins der 10 Häuser, die einst diese Straße säumten, existiert noch. 

Rechas Schwester Lina Stern befand sich seit dem 2. September 1939 in der Heil- und Pflegeanstalt in Berlin-Buch, auch ihre Schwester Hedwig, verwitwete Tucholski, wurde am 7. März 1940 dort eingeliefert. Unbekannt ist der Grund für ihre Aufnahme in einem der größten psychiatrischen Krankenhäuser im Deutschen Reich, möglicherweise gab es eine familiäre Disposition. Ab März 1940 deportierte man im Rahmen der Aktion T4 nahezu alle Patienten. Auch Lina Stern und Hedwig Tucholski wurden aus der Heil- und Pflegeanstalt Buch am 11. Juli 1940 nach Brandenburg an der Havel deportiert und dort in der Tötungsanstalt ermordet. 

Rechas Bruder Martin Giesenow beging am 19. Juni 1942 in seiner Berliner Wohnung mit einer Überdosis Schlafmittel Suizid. 

Recha Meyerhoff wurde am 15. August 1942 mit dem 18. Osttransport nach Riga deportiert und dort unmittelbar nach der Ankunft am 18. August ermordet. Ihr Schwager Alfred Stern und ihr Neffe Heinz, mit denen sie bis zu ihrer Deportation zusammengelebt hatte, wurden am 29. November 1942 mit dem 23. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Das Schicksal der Schwester Elisabeth, verheiratete Freimark, ist unbekannt.