Horst Wohl

Location 
Choriner Str. 70
District
Mitte
Stone was laid
04 April 2022
Born
25 January 1930 in Körlin a.d. Persante (Pommern) / Karlino
Deportation
on 04 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Biografie Horst Wohl


Horst Wohl wurde 25.01.1930 als zweites Kind des Kaufmanns Max Wohl und dessen Ehefrau Hanna geb. Leiser in Körlin a.d. Persante (dem heutigen Karlino in Polen) geboren. Mit seinem älteren Bruder Peter verbrachte er dort die ersten Jahre seiner Kindheit. Seine Eltern besaßen in dem Ort ein Geschäftshaus. Horst wurde zu Ostern 1936 eingeschult.

Die furchtbaren Ereignisse der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 waren sehr wahrscheinlich dafür ausschlaggebend, dass die Eltern sich sofort um die Sicherheit ihrer Söhne kümmerten und diese in größere Städte schickten, in der Hoffnung, dass die Anonymität der Großstadt das Leben etwas sicherer gestalten könnte.
Schon am 21. November 1938 wechselte Horst auf eine Schule nach Berlin und wohnte bei seiner Tante Rosa Loewy und ihrem Ehemann Max Loewy in Friedrichshain (damals Horst-Wessel-Stadt), An der Bartholomäuskirche 2. Zu diesem Zeitpunkt war Horst erst acht Jahre alt und ging das 2. Jahr zur Schule.
Mit Beginn des neuen Schuljahres im März 1939 wechselte dann auch sein 12-jähriger Bruder Peter auf eine Jungen-Volksschule nach Berlin. Er wohnte bei der Familie des Zahnarztes Dr. John Lehmann und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Raddan in der Alexanderstr. 21 in Berlin Mitte.
Die Eltern Hanna und Max lebten weiter in Körlin an der Persante – wie man in den überlieferten Unterlagen der Volkszählung vom Mai 1939 entnehmen kann.

Am 18. Juli 1940 verstarb sein angeheirateter Onkel Max Loewy in Berlin. Seine Tante Rosa Loewy lebte vorerst weiterhin als Witwe in ihrer gemeinsamen Wohnung mit dem Ziehkind Horst. Am 27. Oktober 1941 wurde Rosa Loewy in das Ghetto Litzmannstadt deportiert.

Ob die Eltern bereits 1940 nach dem Tod von Max Loewy nach Berlin ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass seine Eltern spätestens zum Zeitpunkt der Deportation von Rosa Loewy im Oktober 1941 zu ihm und seinem Bruder nach Berlin zogen.
Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder lebte Horst zuletzt als Untermieter von Ernst und Lucie Finkenstein in einer 2 Zimmer-Wohnung mit Küche in der Choriner Str. 71.  Im Oktober 1942 wurde das Ehepaar Finkenstein nach Riga deportiert.
Die Familienmitglieder Wohl waren – wie alle jüdischen Bürger – zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Über Horst ist bekannt, dass er zuletzt in der Gormannstr. 3 in Berlin beschäftigt war. Dieses Gebäude war vor der Nutzung durch die Nationalsozialisten ein sogenanntes Heimathaus und auch Altenheim der jüdischen Gemeinde. Ab November 1942 wurde das Gebäude auf Weisung der Gestapo zur Zentralküche der Jüdischen Gemeinde und diente teilweise auch als provisorisches „Sammellager“. Die Arbeitsstellen der drei anderen Wohl`s sind nicht bekannt.

Horst wurde mit seiner Familie im Rahmen der sogenannten Fabrikaktion festgenommen. Bei dieser Großrazzia wurden zwischen dem 1. und 12. März 1943 ca. 8.000 bisher von der Deportation verschont gebliebene Berliner Juden, die bis zum 27. Februar 1943 noch zwangsbeschäftigt waren, meist direkt an ihren Arbeitsplätzen, auf offener Straße oder in ihren Wohnungen festgenommen, in Sammellager gebracht und anschließend nach Auschwitz deportiert.

Zuerst wurden sein Bruder Peter und seine Mutter am 01. März 1943 mit dem 31. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Da ihre Namen auf den Transportlisten nicht zusammen aufgeführt sind, ist leider anzunehmen, dass sich die beiden während des Transportes noch nicht einmal sehen konnten.
Am 4. März 1943 wurden Horst und sein Vater mit dem 34. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Die Familie überlebte den Holocaust nicht. Ihre genauen Todesdaten sind unbekannt.

 

Berlin, März 2021
Recherchiert und zusammengestellt: Marco Bruns

Quellen:
Ergänzungskarten Volkszählung 1939, Bundesarchiv
Vermögensverwertunsgakten, Landesarchiv Brandenburg
Bundesarchiv Gedenkbuch
Arolsen Archives
Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte
Angaben Lesley Urbach
Deportationslisten
Heiratsurkunde Max und Johanna Wohl
Geburtsurkunde Johanna Wohl
Sterberegister Gustav Wohl
Sterberegister Max Loewy
Sterberegister Hermann Leiser
Biografie Stolperstein Leonhardt Wohl
Schülerkarteien Peter und Horst Wohl (Reichsvereinigung der Juden)
Touristenvisum (für Brasilien) Oscar Wohl; 1950/1961
Opferdatenbank zu Gefangenen des Ghettos Theresienstadt
Einwanderungskarte Clara Manasse (geb. Wohl), 23.12.1939