Kurt Mosler

Verlegeort
Rothenburgstr. 24
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
11. September 2024
Geboren
16. Oktober 1890 in Berlin
Beruf
Bankkaufmann
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
März 1943 in Auschwitz

Kurt Mosler wurde am 16. Oktober 1890 in Berlin geboren. Er stammte aus einer jüdischen Familie. Seine Eltern waren Max Mosler und Lydia Merseburger (geboren am 6. Mai 1858). Kurt hatte einen älteren Bruder, Hans, der am 23. April 1889 geboren wurde. Ein weiterer Bruder, Erich, starb als Säugling sechs Wochen nach der Geburt. Die Familie von Max Mosler wohnte „Am Botanischen Garten 16“ in Berlin-Lichterfelde. 

Kurt absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Dresdener Bank und lebte vor dem Ersten Weltkrieg einige Zeit in England. Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Deutschen Marine. Danach war Kurt Mosler offenbar bei verschiedenen Banken und Kreditinstituten erfolgreich beschäftigt.
Er heiratete Frida (Frieda) Goldstein, die am 15. September 1891 in Berlin geboren wurde und ebenfalls aus einer jüdischen Familie stammte. Das Paar bekam zwei Kinder: Die Tochter Traud wurde am 8. September 1919 und der Sohn Werner am 23. November 1922 in Berlin geboren. Von 1919 bis 1924 lebte die Familie Mosler in Lichterfelde, in der Lorzingstraße 4. 

Kurt Mosler machte eine erfolgreiche Karriere im Bank- und Versicherungsgeschäft. Im Jahr 1923 erwarb er ein Grundstück in der Rothenburgstraße 24 nahe dem Rathaus Steglitz, am Fuß des Fichtenberges, zwischen der Evangelischen Matthäuskirche und dem Botanischen Garten. Das Grundstück erstreckte sich von der Rothenburgstraße bis zur Waetzoldstraße. Er ließ ein villenähnliches Doppelhaus bauen. 1925 zog die Familie in die rechte, zur Waetzoldstr. gelegene Haushälfte gemeinsam mit Kurts Mutter Lydia ein. Kurts Vater, Max Mosler, war am 23. Dezember 1924 verstorben, woraufhin Kurt’s Mutter Lydia die Wohnung Am Botanischen Garten aufgab.
Laut Eintrag im Berliner Handelsregister gründete Kurt Mosler 1929 in der Königstraße 25/26 ein eigenes Bankhaus und Versicherungsunternehmen, das jedoch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bereits zum 1. Januar 1934 liquidiert wurde. 1930 stand er mit „Bankkommissionsgeschäfte“ in der Klosterstr. 29 im Berliner Adressbuch. 

Ab 1933 wurde die berufliche Existenz als Bankkaufmann für Kurt Mosler immer schwieriger. Er betätigte sich als freier Makler und wurde Gesellschafter bei Max Scheftel,  Gürtelfabrik in der Alexanderstraße 39. 1935 schied er als Gesellschafter bei Max Scheftel bereits wieder aus. Scheftel führte daraufhin das Unternehmen allein bis 1938 weiter, nunmehr mit Sitz in der Leipziger Straße 94. 
1935 versuchte Kurt Mosler nach Holland zu emigrieren und dort eine neue Existenz aufzubauen, was jedoch erfolglos war. Er kehrte im Sommer 1936 nach Deutschland zurück . Im selben Jahr nahm er eine Hypothek auf das Grundstück in der Rothenburgstraße 24 auf. Der Kredit wurde einerseits für den Umbau des Hauses in der Rothenburgstraße verwendet, um weitere Vermietungsmöglichkeiten – und damit neue Einnahmequellen - zu schaffen. Andererseits nutzte Kurt das Geld als Startkapital für die Gründung einer Druckerei, die 1937 und 1938 als „Norm-Kleindruck-Vertrieb“ in der Wilhelmstraße 33 im Berliner Adressbuch eingetragen war. Laut den Angaben seiner Tochter Traud in den von ihr gestellten Entschädigungsanträgen verfolgte Kurt zu dieser Zeit den Plan, nach England zu emigrieren. 1938 wurde er jedoch unter Androhung von KZ-Haft gezwungen, den Druckereibetrieb zu verkaufen und bis Ende des Jahres zu übergeben. Kurt Mosler erhielt nie den Kaufpreis.

1938 wurden auf dem Grundstück in der Rothenburgstraße  zwei zusätzliche Hypotheken eingetragen. Diese dienten gegenüber dem Deutschen Reich als Sicherheiten für die „Reichsfluchtsteuer“, die für Kurt Moslers Mutter Lydia sowie für die verwitwete Gertrud Goldstein zu entrichten waren.
Gertrud Goldstein war mit Emil Goldstein verheiratet, dem Bruder von Fridas Vater Siegfried, und somit eine Tante von Frida Mosler. Emil und Gertrud Goldstein hatten seit 1926 nachweislich unter der Adresse „Im Dohl 47“ in Berlin-Dahlem gelebt. Jedoch starb Emil Goldstein kurz darauf. Ab 1930 war die Witwe Gertrud Goldstein als Eigentümerin im Berliner Adressbuch eingetragen. 1935 wurde die Immobilie „Im Dohl 47“ an eine neue Eigentümerin übertragen, und Gertrud Goldstein zog in die Starstraße 2 b in Dahlem; 1939 wurde sie bei der Volkszählung in der Rothenburgstraße 24 bei Kurt Mosler erfasst.

1939 musste sich Kurt Mosler zwangsläufig von Haus und Grundstück in der Rothenburgstraße trennen. Der Wert des Hauses wurde unter Einschaltung eines Maklers und Gutachters, der angebliche umfangreiche Bauschäden feststellte, gering geschätzt. Das Anwesen wurde im April 1939 an Max Notz (Import und Großhandel mit Butter, Käse, Milchkonserven) und den Bäckermeister Georg Oberbach verkauft.
Zum 1. Oktober 1939 mussten Kurt und Frida Mosler ihr früheres Eigentum endgültig räumen.  Kurt und Frida zogen mit Kurts Mutter Lydia in eine 3-Zimmer-Wohnung in der Prinzregentenstraße 4 in Wilmersdorf. Wertvoller Hausrat – Möbel, Teppiche, Bilder, Geschirr – wurde bei der Firma Kopania in der Bergstraße 91 in Steglitz eingelagert.
Eventuell zog auch Gertrud Goldstein mit Frida, Kurt und Lydia Mosler in die Wohnung in der Prinzregentenstraße 4 ein. Ihre letzte bekannte Adresse war jedoch die Güntzelstraße 17 in Wilmersdorf.; am  29. September 1942  beging Gertrud Goldsein Suizid.

Die Kinder von Kurt und Frida Mosler konnten im Jahr 1939 aus Deutschland nach England fliehen: Tochter Traud im März 1939 und Sohn Werner Ende Juli 1939. Beide fanden in England eine neue Heimat.

Kurt und Frida Mosler blieben in Berlin – sie konnten weder eine Bürgschaft noch 100 US-Dollar vorweisen, um ein Visum zur Ausreise aus Deutschland zu erhalten. Vielleicht wollten sie auch ihre betagten Mütter Lydia und Rosalia, die beide inzwischen über 80 Jahre alt waren, nicht allein in Deutschland zurücklassen. Fridas Mutter Rosalia starb am 20. Dezember 1940, Kurts Mutter Lydia am 29. Juli 1941.

Am 2. März 1943 wurde Kurt Mosler mit dem 32. Osttransport (insgesamt 1.756 Menschen) nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Seine Frau Frida wurde am 4. März 1943 mit dem 34. Osttransport mit 1.120 Menschen nach Auschwitz deportiert und ermordet. 
Das Krematorium II in Birkenau war am 5. März 1943 „probehalber angefeuert“ worden.

Über Kurt Moslers Bruder Hans wissen wir wenig. Wir vermuten nach den Angaben im Berliner Adressbuch, wonach  er 1929 laut Jüdischen und laut  Berliner Adressbuch mindestens bis 1933 in Lichterfelde „Unter den Eichen 127“ lebte,  dass er Diplom-Ingenieur war. 1935 war er im Berliner Adressbuch in Friedenau in der Sponholzstr. 30 und 1938 in Schöneberg, Insbrucker Platz 1 nachgewiesen. Laut Volkszählungsdaten emigrierte er in die USA. Angeblich starb er im August 1939 in Melbourne, Australien.

Die Kinder von Kurt und Frida Mosler, Traud und Werner, stellten mehrere Entschädigungs- und Wiedergutmachungsanträge für verlorene Haushaltsgegenstände, entgangene Bildungschancen sowie für die Rückerstattung des Grundstücks in der Rothenburgstraße und den nicht gezahlten Kaufpreis für die Druckerei ihres Vaters. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen erhielten sie Entschädigungsbeträge, die im Vergleich zu den verlorenen Vermögenswerten gering waren. Die Rückerstattung des Grundstücks in der Rothenburgstraße endete mit einem Vergleich.