Max Schiller

Verlegeort
Bundesallee 79a
Historischer Name
Kaiserallee
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
05. März 2024
Geboren
12. Juni 1888 in Lomnitz (Mähren) / Lomnice
Beruf
Direktor, Kaufmann
Flucht
1933 Tschechoslowakei
Deportation
1941 nach Mauthausen
Ermordet
16. Oktober 1941 in Mauthausen

Max Schiller kam am 12. Juni 1888 in Lomnitz/Österreich-Ungarn (heute Lomnice in der Slowakei) als Sohn des Izek Schiller und seiner Frau Arnista geborene Rech zur Welt. Sein Vater war über lange Jahre Bürgermeister des Ortes. Max Schiller besuchte das Gymnasium in Brünn und anschließend die Universität in Wien. Er trat danach eine Stelle bei der Glaswarenfirma Reich & Co an und war nach einiger Zeit Direktor. In dieser Funktion arbeitete er drei Jahre in der Niederlassung der Firma in Neapel und ein Jahr in Riga, anschließend wieder in Wien. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der österreichischen Armee als Offizier. Während eines Urlaubs heiratete er 1918 in Gleiwitz Edith Simenauer. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war er für kurze Zeit wieder für die Firma Reich & Co. tätig, dann gründete er in Berlin 1921 mit seinem Kriegskameraden Georg Bukofzer die Firma Schiller und Bukofzer, sie handelte mit Brennwaren. Zunächst befand sich der Firmensitz in der Moritzstraße 11, dann am Nollendorfplatz. Die Firma prosperierte, sie firmierte nun als HERMES Bergbau GmbH. Max Schiller und Georg Bukofzer waren die Geschäftsführer, Teilhaber waren sie selbst und ihre Frauen und die Tante von Edith Schiller, Frau Hermine Haber aus Wien.

Max Schiller nahm anstelle der österreichischen Staatsangehörigkeit die deutsche an.

Die Familie wuchs, die Tochter Hannelore kam am 3. Mai 1920 auf die Welt, es folgte die Tochter Sara Hilde, die am 26. Juli 1922 geboren wurde. Seit 1929 wohnte die Familie in der Kaiserallee 79 a in der IV. Etage mit Telefonanschluss.

Damals hatte die Firma ihren Sitz in der Rembrandtstraße auf dem Gelände des damaligen Wannseebahnhofs. Die Geschäfte dieser Firma gingen gut, Max Schiller und seine Familie lebten in wirtschaftlich gehobenen Verhältnissen, sein jährliches Einkommen betrug rund 20.000,00 RM. Ihre Wohnung im Haus Kaiserallee 79 a hatte einen sehr großzügigen Zuschnitt und das Haus hatte bereits einen Aufzug.

Bereits kurz nach der Machtübergabe 1933 wurde sein Schwager, Dr. Erich Simenauer, im Urbankrankenhaus verhaftet. Daraufhin begann Max Schiller mit den Vorbereitungen für die Auswanderung der Familie in die Tschechoslowakei. Er musste viele Formulare und Fragebögen ausfüllen, auch, warum er auswandern wolle, seine Antwort war: „Die Firma hätte bei meinem Verbleib die meisten Kunden verloren.“ Das Ehepaar Schiller übertrug am 4. Mai 1933 seine Gesellschaftsanteile an der Firma Hermes an den nichtjüdischen Kaufmann Karl Stamm. Die dafür zu entrichtenden Kaufpreisraten sollten innerhalb von fünf Jahren als monatliche Abschlagszahlungen geleistet werden, die in Abhängigkeit vom jeweils erzielten Umsatz errechnet werden sollten. Ob diese Zahlungen geleistet wurden, konnte nicht ermittelt werden. Bei der Devisenbewirtschaftungsstelle stellte Max Schiller den Antrag, 40.000,00 RM für den Erwerb von tschechischer Währung verwenden zu dürfen, was ihm nur teilweise genehmigt wurde. Seine Begründung für die Notwendigkeit des Devisenerwerbs lautete, dass er eine neue Existenz in der Tschechoslowakei begründen wollte, und zwar indem er als Teilhaber in ein Unternehmen der Textilbranche (Frau Hermine Breda, Brünn) eintreten werde. Deswegen beantragte er, einen Betrag von 40.000,00 RM ausführen zu dürfen. Um diese Genehmigung zu erhalten, musste Max Schiller sein gesamtes Vermögen offenlegen, das damals ca. 70.000,00 RM betrug, sich polizeilich abmelden, die Wohnung kündigen, Fahrkarten in die Tschechoslowakei vorlegen, eine Bescheinigung des Finanzamtes vorlegen, wonach er aller Steuern gezahlt hatte. Nach Erledigung dieser Auflagen wurde ihm nur genehmigt, 15.000,00 RM auszuführen, obwohl er ein deutlich höheres Vermögen in Deutschland besaß.

Ende September 1933 emigrierte die Familie dann in die Tschechoslowakei nach Brünn (heute Brno), nahe dem Geburtsort von Max Schiller. Die Wohnungseinrichtung konnte als Umzugsgut mitgenommen werden. Max Schiller wurde die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.

1939 heiratete die Tochter Hannelore in Prag den aus Brünn stammenden jüdischen Buchbinder Kurt Türkel. Die Tochter Sara Hilde wurde Buchbinderin und konnte nach Palästina emigrieren.

Als erster der Familie wurde Max Schiller in das KZ Mauthausen deportiert, wo er am 16. Oktober 1941 ermordet wurde. Die offizielle Todesursache lautete: Arteriosklerose, Herzschlag.

Am 17. Dezember 1941 wurden seine Frau, seine Tochter Hannelore und deren Mann Kurt Türkel aus Prag nach Theresienstadt verbracht. Kurt Türkel wurde am 28. September 1944 von dort in das KZ Auschwitz verschleppt und von dort weiter in das KZ Dachau, wo er am 5. Januar 1945 ermordet wurde.

Edith Schiller wurde aus Theresienstadt am 15. Mai 1944 in das KZ Auschwitz deportiert und ermordet. Hannelore Türkel wurde als letzte der Familie aus Theresienstadt am 19. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz deportiert. Ihr Todesdatum ist unbekannt.

Die Tochter Sara Hilde heiratete in Palästina Avri Gershon, sie bekamen drei Kinder.